Es wird immer noch gebaut — die Hälfte der Wohnungen im Heiligengeiststift steht leer
von Carlo Eggeling am 09.05.2025Mieter im Heiligengeiststift wundern sich, die Häfte der 13 Wohnungen für Bedürftige steht leer. Mitte November hatte die Verwaltung zum Ortstermin in den mittelalterlichen Bau zwischen Heiligengeist- und Ritterstraße gebeten, um nach jahrelangen Sanierungsarbeiten das Ergebnis vorzustellen. Doch offenbar war das nur ein Zwischenschritt.
Denn auf Nachfrage im Rathaus teilt Sprecher Stefan Ahrens mit: "Dass bislang noch nicht alle Wohnungen vermietet sind, liegt nicht an „Bauproblemen“. Die Brandsanierung war sehr aufwendig. Um Wohnraum nicht unnötig lange leer stehen zu lassen, haben wir versucht, bezugsfertige Wohnungen schnellstmöglich den Mietern für den Bezug freizugeben, auch wenn noch nicht alle Wohnungen fertiggestellt waren. So sind 6 der 13 Wohnungen seit Ende 2024 wieder an ehemalige Mieter vermietet worden. Bei den 7 verbleibenden Wohnungen stehen aktuell noch Restarbeiten und die Schlussabnahme aus. Wir rechnen mit einer Vollvermietung in den nächsten Monaten."
Wie berichtet, hatte ein Mieter hatte den Brand im April 2019 verursacht. Binnen Minuten stand der Dachstuhl in Flammen, die Feuerwehr mit Großaufgebaut vertreten, konnte den Wohntrakt nicht retten, aber die benachbarte Grundschule. Die Helfer setzten Zehntausende Liter Wasser zum Löschen ein -- es ging gar nicht anders. Aber Feuer und Nässe hatten gewaltige Folgen.
Der Schaden fiel größer aus als angenommen, so dauerte es nicht nur zwei, drei sondern mehr als fünf Jahre, um möglichst viel des Baus zu retten, dessen Geschichte ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Tragende Balken mussten austrocken, der Boden wurde ausgetauscht. Auch die Kosten stiegen gewaltig, im November war die Rede von 9,5 Millionen Euro. Acht Millionen kamen von der Versicherung, den Rest brachte die städtische Stiftung auf. Die Wohnungen sind barrierearm, mehr ging aufgrund des Denkmalschutzes nicht. Ein Fahrstuhl bringt Bewohner ins obere Geschoss.
Zur Geschichte:
Der Gebäude-Komplex "hospitalis sancti Spiritus", erstmals 1277 erwähnt, mit dem prägenden Dachreiter war einst die Heimat für Arme und Bedürftige, denn eine Sozialversicherung gab es vor sieben Jahrhunderten nicht. Patrizier, die ihren Reichtum mit dem weißen Gold, dem Salz der Saline, verdienten, wollten etwas für ihr Seelenheil tun -- die Hoffnung auf einen Fensterplatz im Himmel. Also gaben sie Geld um vor allem Salinenarbeitern als sogenannten Prövnern eine Unterkunft und Versorgung zu geben. Zu erkennen ist das noch heute an der Zellenstruktur, die an ein Kloster oder Krankenhaus erinnert. Heute wurden aus mehreren Kammern Wohnungen zwischen 30 und 50 Quadratmetern groß. Carlo Eggeling
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.