Es würde eine andere Lösung für das Lünebuch-Haus geben
von Carlo Eggeling am 01.11.2025 Meine Woche
Und plötzlich kauft die Stadt
Ein Gespenst geht um in Lüneburg – das Gespenst eines Fehlkaufs. Frei nach Marx und dem Manifest der kommunistischen Partei von 1848 darf es in der Halloween-Woche gruselig lustig sein. Kämmerer Matthias Rink hat mit Segen des Stadtrats das ehemalige Lünebuch-Haus gekauft, angeblich sehr süß für die Entwicklung der Verwaltung. Im Stadtrat wird gern mal geschnökert.
Doch nun gibt's Saures. Denn was lange erzählt wird, hat mir die Vertretung einer gemeinnützigen Stiftung bestätigt, die wollte den 60er-Jahre-Bau kaufen. Die Lüneburger besitzen ein Sozial- und Kultur-Konzept, hatten lange verhandelt, waren sich mit den Besitzern ziemlich einig. Sie wollten loslegen.
Was für ein Zufall, plötzlich kaufte die Stadt. Was aus der Stiftung zu ihren Ideen zu hören ist, klingt nach solider Finanzierung und einem Gewinn für Lüneburg, nach einer dringend benötigten Belebung der Innenstadt, die angesichts von Dutzenden Leerständen und der Mischung aus Barber-Gemüse-Handy-Späti-Shop einen kulturellen Stern gut vertragen könnte.
Wird nix. Und nicht nur das, damit sind wir bei "Saures". Angesichts des städtischen Finanzierungskonzeptes hatten Immobilienhändler in Gesprächen den Eindruck vermittelt, man bisse in eine Zitrone. Denn der Hüter des städtischen Schatzes zahlte deutlich mehr, als die Profis angesichts der Substanz der als zerfledderten geltenden Bibliothek ausgeben wollten.
Hui, es huscht das Gespenst des Zweifels rüber zum Gebälk des Rathauses. Ob dem Stadtrat der Plan der Stiftung samt ihres Ansatzes bekannt war, als er dem Kauf zustimmte? Die Stiftung, die bewiesen hat, dass sie mit Geld umgehen kann und gute Arbeit leistet, bestätigt, sie würde Kassenwart Rink den sanierungsbedürftigen Bau wieder abkaufen -- zu einer angemessenen Summe. Die Köpfe der Organisation könnten ihre Ideen zügig umsetzen.
Anders als Stadtkämmerer Rink. Denn der hat, um bei Halloween zu bleiben, ein paar Stationen einer Geisterbahn vor sich. Bekanntlich legte die Stadt an der Kasse 2,2 Millionen Euro für das Lünebuch-Haus auf den Tisch. Plus 200 000 für Planungen. Rink will Mitarbeiter sozusagen in die Gondel packen. Sein Kreiseln: Der Kasten wird hergerichtet, dann ziehen Beschäftigte dort ein; für ihre alten Arbeitsplätze gilt: Unser Büro soll schöner werden – oder arbeitsfähig nach heutigen Maßstäben. Am Ende spare die Stadt, weil sie weniger Büros mieten müsse. 8,7 Millionen Euro binnen zehn Jahren prognostizierte der Kassenwart vor einem Jahr in einer vertraulichen Vorlage.
Weil die Stadt offenbar noch an ihrem inhaltlichen Konstrukt überlegt, darf ein Publikum in dem Haus jetzt Theater erleben. Das ist schön. Gruselig schön, wenn man auf Plus und Minus schaut. Doch im Kassenhäuschen hinter der Barock-Fassade gegenüber rechnet man scheint´s anders als in der Wirtschaft. Die angeblichen Einsparungen von 870 000 Euro pro Jahr fallen – simpel erkennbar -- erst einmal weg. Da die Stadt von einer Finanzlücke geplagt wird tiefer als der Marianengraben, muss sie ihr halb fideles Gespensterhaus – weil nur halb genutzt – mit Krediten finanzieren.
Wann der Sparfuchs der Verwaltung sein Büro-Karussell eröffnen kann, steht zudem dahin. Eine Saison spielt Intendant Friedrich von Mansberg dort "TamTam", Theater am Markt. Wenn das reicht. Lüneburgs bester Kultur-Kenner, Hans-Martin Koch, schrieb bereits im August in der LZ, es könne sein, das Theater hänge noch eine Spielzeit dran, oder wie soll sonst der Satz zu verstehen sein: "Ein Jahr lang – mindestens – werden am Markt Produktionen laufen." Dann wären es drei Jahre, in denen sich Plus und Minus sich so im Kreis gondeln, dass der Magen koppheister gehen könnte wie beim Anblick eines grimmigen Halloween-Monsters.
Es könnte noch saurer werden. Die in der Vorlage geschätzten 2,5 bis 3 Millionen Euro Umbaukosten halten Immobilienprofis für einen Teil eines Theaterspiels, denn da der Klotz nur von zwei Seiten Fenster besitzt, schiene für Schreibtische und Co. mutmaßlich zu wenig Sonne durch die Scheiben. Vorgaben zum Arbeitsstättenschutz setzen gruselige Grenzen. Noch einmal Halloween-Geisterstunde?
Zum Schluss muss es süß sein. Denn der Finanzchef schenkt Perspektiven und macht es kribbelig, so wie man es bei TamTam erwartet – ein Pakt der Illusionisten vor einer idealen – oder ideellen? -- Kulisse. Wie notiert bereits der Theoretiker der Macht, Niccolò Machiavelli: "Wenn der Teufel die Menschen in Verwirrung bringen will, bedient er sich dazu der Idealisten."
In diesem Sinne ein teuflisch gutes Wochenende. Carlo Eggeling
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