Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

»Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg lässt »Dinge erzählen« | Gedenkfeier 2023

von Winfried Machel am 22.08.2023


Die »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg eröffnet am Sonntag, 27. August 2023, um 14 Uhr in ihrem Bildungszentrum im Alten Gärtnerhaus (Haus 43) auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik Lüneburg, Am Wienebütteler Weg 1, im Rahmen ihrer diesjährigen Gedenkfeier eine neue kleine Sonderausstellung. »Dinge erzählen« zeigt 25 Erinnerungsstücke aus dem Privatbesitz von Angehörigen von Opfern und Tätern der »Euthanasie«-Verbrechen sowie zentrale Dokumente, die in die zukünftige neue Dauerausstellung integriert werden.

44 Schülerinnen und Schüler der beiden Lüneburger Pflegeschulen erarbeiteten die Geschichten zu diesen Objekten, formulierten Beschreibungen, setzten sich aber auch künstlerisch mit den zukünftigen Exponaten auseinander. Es entstanden Fotomontagen und Collagen, die nachdenklich stimmen, anregen, mehr zu erfahren, neugierig machen auf die dahinterliegende Geschichte. »Erst durch die Erzählungen, die mit den gezeigten ›Dingen‹ verbunden sind, werden die ›Dinge‹ zu einem exemplarischen Beispiel, das nicht nur für die Lebensgeschichten der Menschen, sondern für die gesamte Unmenschlichkeit dessen steht, was ihnen angetan wurde«, betont Dr. Carola Rudnick, wissenschaftliche und pädagogische Leiterin der Gedenkstätte.

Die »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg wird bis zum August 2025 im ehemaligen Badehaus und im Wasserturm der Psychiatrischen Klinik Lüneburg für insgesamt 1,3 Millionen Euro neu eingerichtet, es entsteht ein Dokumentationszentrum mit einer neuen Dauerausstellung. Im Zentrum steht der Mord an Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen sowie an psychisch Erkrankten mit ausländischer Herkunft. Mit 25 Originalen und 15 Lebensgeschichten von Tätern und Opfern ist »Dinge erzählen« eine Art Preview, denn die Beiträge der Pflegeschülerinnen und -schüler – ihre Exponat-Auswahl und die Bildunterschriften – werden eins zu eins in die Konzeption und das Ausstellungsdrehbuch einfließen. Auch das ist bisher einzigartig. »Wir bleiben damit unserem inklusions- und teilhabeorientierten Ansatz treu. Außerdem wollen wir, dass unsere Besucherinnen und Besucher nicht zwei Jahre warten müssen, um diese Zeugnisse von Verfolgung oder Erinnerungen an geliebte, aber ermordete Menschen, zu sehen«, erklärt Henry Schwier, Vorsitzender des Trägervereins, die Projektidee.

Interessierte sind herzlich eingeladen zur Gedenkfeier zu kommen, haben aber auch noch bis zum 30. September 2023 die Möglichkeit, »Dinge erzählen« zu besuchen, hierbei »Dinge« in Augenschein zu nehmen, bevor sie in die neue Dauerausstellung integriert und dann hinter Glas zu besichtigen sein werden. Für den Besuch der Ausstellung während der Bürozeiten, montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr, ist eine vorherige Anmeldung unter Tel. 04131 60 20970 erforderlich.

Die Gedenkfeier endet um 16 Uhr an der Gedenkanlage für die Opfer der NS-Psychiatrie auf dem Lüneburger Friedhof Nord-West.

© Fotos: „Euthanasie“-Gedenkstätte e.V. / Psychiatrische Klinik Lüneburg/ Anne Meyer


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