Lüneburg, am Samstag den 14.06.2025

Fahrt mit dem Raddampfer Kaiser Wilhelm von Lauenburg nach Dresden. Hajo Boldt berichtet tägli

von Hajo Boldt am 13.06.2025


Pünktlich um 11 Uhr verließ der Raddampfer Kaiser Wilhelm den Industriehafen Roßlau. Salutschüsse krachten über die Elbe – wie zu Kaisers Zeiten.

Am Ufer 3 Soldaten in historischer Uniform mit Gewehren. Zur Melodie des Fehrbelliner Reitermarsches aus dem Jahr 1893 spielte die 12 Mann starke Roßlauer Blaskapelle auf dem Raddampfer. Mit dem Liedtext „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben,“ begann bis Wittenberg eine sehr unterhaltsame musikalische Zeitreise zur Erinnerung an die gute, alte Zeit.

Geplant war auch Musik von der Drehorgel. Doch ein Missgeschick durchkreuzte den Einsatz: Mehrere gelochte Spielrollen fielen beim Transport zum Schiff ins Wasser. Die Besatzung konnte sie größtenteils bergen. Schon kurze Zeit später war die Drehorgel der „Alten Dessauerin“ aber wieder einsatzbereit.

Am frühen Nachmittag zog das Schiff an Coswig vorbei. Vom linken Elbufer grüßten Schloss und Kirche. Das Coswiger Schloss wurde ab 1667 unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels erbaut. Es diente einst als Jagdschloss, später als Witwensitz und beherbergt heute das Rathaus sowie ein kleines Museum.

Wenig später kam die Gierfähre Coswig (Anhalt) in Sicht – eine der letzten ihrer Art. Sie gleitet ohne Motor über den Fluss, nur von der Strömung bewegt und über ein Seil geführt – ein Prinzip, das seit dem Mittelalter belegt ist.
Das Urstromtal der Mittelelbe öffnete sich weit. Nördlich lag der Fläming, südlich die Dübener Heide. Die Elbe wand sich dazwischen durch eine ruhige, flache Landschaft.

Südwestlich von Griebo zeigte die Elbe bei Niedrigwasser einen breiten Sandstrand. Auf einer Anhöhe, der „Schönen Aussicht“ hatte der Wernigeroder Kunstmaler und Physiker Frank Täubner seine Staffelei aufgestellt. Mit schnellen Pinselstrichen hielt er die schöne Landschaft eindrucksvoll fest. Ob der langsam vorbeiziehende Kaiser Wilhelm noch im Bild seinen Platz findet, bleibt mal offen.

Gegen 16.45 Uhr erreichte der Dampfer mit 182 Fahrgästen den Anleger in Wittenberg. Eine Reise durch Raum und Zeit fand ihren stilvollen Abschluss.

© Fotos: Hajo Boldt


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