Falsches Glück
von Carlo Eggeling am 05.06.2025Aufgespießt
2,50 Meter
Radfahren ist eine tolle Sache, mache ich gern als Naturstrampler ohne E-Motor. Nicht nur weil ich kein Auto besitze, sondern auch weil es bequem ist, gut und schnell in der Stadt, anregend für den Kreislauf. In Lüneburg soll das Radeln allerdings eine ziemlich gefährliche und schwierige Angelegenheit sein, höre ich öfter von der Fraktion Hosenklammer und Helm. Ganz schlimm zum Beispiel der Weg über die Amselbrücke nach Wilschenbruch, nahezu lebensgefährlich, falls ein Auto kommt. Da hat jeder sein Empfinden.
Von Kopenhagen und Utrecht lernen, heißt Siegen lernen, schallt als Mantra durch die Speichen-Szene. Mag sein. Ich bin jetzt am Mittelmeer entlang nach Palma gefahren. Hier auf Mallorca ist man glücklich und stolz so einen Radweg zu besitzen. Nicht nur, weil einem mit etwas Fantasie bei kräftigem Wind die Gischt an die Waden sprüht, sondern weil es ein vorbildlicher Parcours sei.
Ich würde sagen, so kann man sich als Einheimischer irren. Wer hier im gefühlt 17. deutschen Bundesland im Sattel sitzt, ignoriert offenbar den Standard, den bundesrepublikanische Standesorganisationen für überlebensnotwendig halten: 2,50 Meter. Den hat man -- allerdings im Gegenverkehr in beide Richtungen. Es saust und strampelt, ich habe keine Verletzten gesehen, liegt sicher an meiner ignoranten Brille. Tatsächlich gibt es enge Stellen, an denen Menschen Ungeheuerliches tun -- absteigen.
Ein bisschen mehr Mallorca könnte das Leben im Allgemeinen entspannter machen. carlo
Kommentare
am 08.06.2025 um 17:25:08 Uhr
Immer wieder erfreulich zu lesen, dass Sie vor dem Radverkehrs-Bashing darauf verweisen, dass Sie selbst auf dem Fahrrad unterwegs sind. Das legitimert Sie natürlich für alles.
Um die Aussage "In Lüneburg soll das Radeln allerdings eine ziemlich gefährliche und schwierige Angelegenheit sein, höre ich öfter von der Fraktion Hosenklammer und Helm." müssen Sie besagte Fraktion gar nicht bemühen. Es würde bereits genügen, wenn Sie die Polizeiberichte nicht nur per Copy'n'Paste in Ihre Rubrik "Blaulichter" übernehmen sondern dabei auch mitlesen.
Regelmaß für gemeinsame Geh‑ und Radwege (ein- oder zweirichtungsverkehrlich) ist auch in D eine 2,50 m breite, befestigte Fläche - so die Empfehlung der ERA 2010. Ihr Beispiel aus Mallorca ist also in dieser Hinsicht nicht herausragend. Dabei erwähnen Sie nicht, dass der Radweg auf dem Foto in ganzer Länge durch Poller vom KFZ-Verkehr separiert ist - auch hierzu leistet Ihre "ignorante Brille" ganze Arbeit.
Besonders bemerkenswert: die Poller sind allesamt auf der Verkehrsfläche für den KFZ-Verkehr platziert. ¡Hombre! ¡¡Un sacrilegio!!
"Hier auf Mallorca ist man glücklich und stolz so einen Radweg zu besitzen." Nun gut: *ein* Radweg ist immerhin schon einmal besser als nichts. Den Mallorquinern seien durchaus mehrere solcher Radwege vergönnt. Dass es dort "saust und strampelt" gibt Ihr Bild bedauerlicherweise nicht her.
Stets viel Freude beim Begehen von "Ungeheuerlichkeiten".
am 08.06.2025 um 21:59:58 Uhr
Auf Mallorca ist das Radfahren als nachhaltige Mobilität ebenfalls ein wichtiges Thema - besonders die Sicherheit von Radfahrenden steht im Focus.
https://www.mallorcazeitung.es/mobilitat/2024/07/28/fahrradwege-auf-mallorca-das-sind-106053875.html
https://www.fincasmallorcacharme.com/blog/de/der-inselrat-plant-radfahrgeeignete-strassen-auszuzeichnen/amp/
Auf der Amselbrücke erlebe ich täglich gefährliche Situationen mit radfahrenden Kindern, Fußgehenden und Autos. Grundschüler und -schülerinnen müssen sich vor, auf und hinter der Amselbrücke einen sehr schmalen Gehweg mit Fußgehenden teilen und umständlich eine Kreuzung überqueren. Sichere Schulwege müssen anders aussehen.
(sh. auch https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/sichermobilleben/ und https://www.lueneburgaktuell.de/artikel/lueckenschluss-die-erste-landkreis-gibt-neuen-radweg-an-der-kreisstrasse-28-bei-nutzfelde-frei/
Es bleibt zu hoffen, dass Lüneburger Rat und Stadtverwaltung den Klimaschutzplan 2030 (https://www.lueneburg-klimaschutz.de/wp-content/uploads/2022/06/Klimaschutzplan_Hansestadt_Lu%CC%88neburg_16.08.2021.pdf) konsequent umsetzen und Konzepte wie den NUMP nicht bloß zur Kenntnis nehmen.