Lüneburg, am Samstag den 19.07.2025

Für die Verwaltung soll’s besser werden

von Carlo Eggeling am 01.11.2024


Das Frauenschutzzentrum will die Stadt schieben, die Elektromobilität vorerst nicht ausbauen, auch weitere Projekte werden hintenangestellt -- stattdessen soll die Verwaltung neue Räume erhalten. Grünes Licht holten sich Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und ihr Finanz- und Personalchef Matthias Rink jetzt im Rat. Für 2,2 Millionen Euro soll die ehemalige Buchhandlung am Markt zum Büro-Zentrum und Haus der Lüneburg Marketing Gesellschaft werden. Einmal Nein, ansonsten parteiübergreifenede Zustimmung, lediglich die SPD enthielt sich bei der Abstimmung.

Das Konzept hat es in sich: Neben der Kaufsumme rechnet die Verwaltung in einer nicht-öffentlichen Vorlage vor, müssen 200 000 Euro Planungskosten draufgeschlagen werden. Dazu bis zu drei Millionen Euro für die Sanierung. Der aktuelle Haushalt weist ein Minus von fast 50 Millionen Euro auf, gerade wurde ein Nachtragshaushalt beschlossen, um zahlungsfähig zu bleiben; die Prognosen für die kommenden Jahre fallen ebenfalls finster aus.

Der Ansatz ist erst einmal nachvollziehbar: Die Stadt hat zu wenig eigene Gebäude, muss Büros für im Durchschnitt rund zwölf Euro pro Quadratmeter anmieten. Mehr eigene Flächen, weniger Miete, 8,7 Millionen Euro glaubt die Stadt so in den kommenden zehn Jahren sparen zu können. Das klingt nach Plus, doch stellt sich die Frage, was muss die Stadt in Arbeiten fürs Herrichten eigener Etagen stecken?

Eine zentrale Rolle soll die Buchhandlung einnehmen. Neue Büros dort wären ein Puffer, die Stadt könnte eigene Häuser sanieren, die Kollegen ziehen in einem rollierenden System um. Am Ende, so die Idee, könnte man gut 30 Prozent der Bestandsflächen einsparen. Da geht Rink offenbar von einem anderen Arbeitsmodell aus -- mehr Homeoffice? Die Vorlage erklärt das nicht. Ebenso wenig, wie das Ganze aufgeht, da die Stadt seit Jahren ihr Personal aufstockt.

Die Lüneburg Marketing könnte mit ihren touristischen Angeboten Platz im Erdgeschoss finden, heißt es. Anfragen dazu lassen LMG und Rathaus unbeantwortet, die Antwort erinnert im Ton Kaisers Zeiten: "Zur inhaltlichen Ausgestaltung der Liegenschaft wird die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit rechtzeitig informiert."

So erfährt der Bürger auch nichts darüber, ob der Ansatz in ein Innenstadtkonzept zur Belebung des Handels eingebunden ist. Bislang war die LMG Teil des Vorhabens, das Karststdt-Haus zu retten. Der angeschlagene Warenhauskonzern will schrumpfen. Wie berichtet, soll in die heutige Parfümerie eine Café-Kette ziehen, dahinter war das Domizil der Tourist-Info geplant, darüber Büros. Vorbei? Keine Antwort aus dem Rathaus.

In der acht Punkte umfassenden Finanzierungsliste, heißt es unter anderem, eine halbe Million Euro für das Frauenhaus könnte man nach hinten schieben, weitere E-Ladesäulen vor kommunalen Häusern brauche es nicht, die vorerst letzten gehen zum Stadtteilhaus Oedeme, macht 110 000 Euro.

Die Umbaukosten von geschätzt drei Millionen sollen in die Haushalte 2025/26 eingepreist werden, bedeutet entweder mehr Kredite oder aber die Stadt schiebt weitere Projekte, Büros statt Sozialem? Zur Erinnerung. Ein Stadtteilhaus für Kaltenmoor sei nicht finanzierbar, von den Plänen aus dem Wahlkampf eines Jugendzentrums in der Innenstadt ist kaum noch etwas zu hören.

Auch stellt sich die Frage, warum die Stadt nicht einen anderen Weg geht. In der Vorlage heißt es, der Kommune gehören an der Wismarer Straße im Hanseviertel "zu großen Teilen ungenutzte ehemalige Kasernengebäude", das liest sich so, also ob da Platz wäre und man nicht kaufen müsse. Doch von diesen Immobilien, so heißt es weiter, könne man sich trennen.

An den Rand möchte die Stadtspitze offenbar nicht. Wieder die Vorlage: Mit dem Kauf der Buchhandlung möchte man den "zentralen Verwaltungskern rund um das Rathaus erweitern und ergänzen". Die Wünsche, die im Internet unter entsprechenden Berichten zu lesen sind, es möge eine Art Stadteilhaus in der Innenstadt geben, um etwa eine Runde Mensch-ärgere-dich-nicht zu spielen, finden sich in dem Papier nicht wieder. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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