Ganz schön gruselig — gruselig schön
von Carlo Eggeling am 05.08.2025Familie Rasch läuft über Geld, in ihrem Kassenhäuschen liegen Münzen wie ein Teppich, und es werden immer mehr. Kollegen, Freunde kommen, werfen Centstücke durch die offene Tür, bringen Blumensträuße. Auf einmal ist der Hamburger Dom ein Dorf, ganz nah bei sich, obwohl hier während der vier Wochen Volksfest jeden Tag eine Kleinstadt über die Meile mit den mehr als 350 Schausteller- und Gastronomiebetrieben vorbeiläuft. Die Raschs haben eine neue Geisterbahn aufgebaut. Premiere. Ein Fest auf dem Fest. Da kommen viele zum Gratulieren. Hände schütteln, Umarmen, Schulter klopfen. Als Glückwunsch fliegen die Münzen.
Mit "Halloween" gehen die Raschs mit der Zeit: Gruseln ist -- wenn man so will -- moderner geworden. Die Figuren aus Albträumen und der Hölle sind nun aus Silicon, damit viele beweglicher und lebensechter als ihre Vorgänger, bei den man die Mechanik sehen konnte. Drei Etagen, die Front 36 Meter breit, 300 Meter Schiene für die Gondeln, reichlich 30 Effekte nachempfunden aus den Szene von Chucky der Mörderpuppe und den Thrillern von Saw. Vermutlich würde hier selbst Horror-Autor Stephen King erschrecken.
Mehr als eine Million Euro, habe das Geschäft gekostet, erzählt Oskar Rasch. Von der Vorgängerin, der Geisterfabrik, die ihren letzten Auftritt auf der Kieler Woche hatte, habe man einiges gelernt, um das Gruseln noch realistischer zu machen. Die Familie traf auch eine ökonomische Entscheidung: "Wir waren vorher mit zwölf Transporten unterwegs, jetzt sind es sechs plus dem Figurenwagen." Selbstverständlich müsse man auf die Kosten achten. Personal zu finden, sei schwieriger geworden. Dazu kommen Auflagen in puncto Sicherheit und Technik.
Am Premierentag sitzt Scarlett Rasch an der Kasse: "Es muss immer wieder Neues geben." Sie freut sich über Glückwünsche ihrer Kollegen aus Lüneburg. Sascha Kirchhecker wirft seinen Beitrag in das Häuschen. Am Ende fegen sie das Geld zusammen, es kommt in ein Glas und reist mit, eben wie eine Art Glücksschwein.
Während die Figuren an der Fassade einen schaudern lassen, lächelt Scarlett Rasch und sagt mit einem Augenzwinkern: "Wir müssen doch nett aussehen, damit die Leute reinkommen." Gruselig schön, schön gruselig. Carlo Eggeling
+++ Gut zu wissen:
Der Sommerdom läuft noch bis zum 24. August auf dem Heiligengeistfeld. Mittwochs ist Familientag mit besonderen Angeboten. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 15 bis 23 Uhr, am Sonntag geht der Spaß bereits um 14 Uhr los. Freitag und Samstag drehen sich die Karussells von 15 bis 0.30 Uhr.
Mit dem Zug ist die Anreise aus Lüneburg bequem möglich, am Hauptbahnhof umsteigen in die U3 und dann entweder bis St. Pauli oder bis zur Feldstraße fahren.
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