Geile Party — Sie tanzen ins Glück
von Carlo Eggeling am 14.09.2025Wer so ein Motto auf seiner Facebookseite stehen hat, der kann nicht anders. "Leben und leben lassen! Wir sollten glücklich sein, es gibt die Sonne, den Mond und die Rolling Stones." 70 werden und feiern, ist nicht ungewöhnlich, in dem Alter noch einmal zu heiraten schon. Kay Bergen hat's gemacht, Monika Quade hat Ja gesagt, gemeinsam mit 120 Freunden haben sie es am Samstag in Barum krachen lassen. Kurz: geile Party. Aber es wird ein bisschen länger. Na klar.
Kay gehört zu den Ewigen der Lüneburger Musikerszene, in der er es derb und stampfend zugeht. "Ohne Status Quo kann keiner auftreten", sagt er. Das gibt die Richtung vor. Bis vor kurzem war es What`zz up, davor die Bad Pilots und deren Ableger die Piraten. Stadtfeste, Säle und Bühnen im Norden, Christmas Rock in der Hasenburg, vor allem aber das Café Klatsch. Kay hat sich eigentlich von What'zz up verabschiedet. Krebs und das Lungenleiden COPD, was in etwa für chronisch obstruktive Lungenerkrankung steht, haben sein Leben verändert. Er hat überlebt, aber drei Stunden Dauerrock, das geht nicht mehr.
Das ist das eine. Das andere ist die Hochzeit. "Zwei Fliegen mit einer Klappe, wir hochzeiten in Kays 70. Geburtstag", steht auf der Einladung. Monika kommt aus Neetze, Engagement für die SPD im Gemeinderat. Wo haben die beiden sich kennengelernt? Bei einem Konzert in Reinstorf. Danach verloren sie sich aus den Augen, doch es gibt die Sozialen Medien. Kaffee trinken, der Rest ist Privatsache. Zwei glückliche Menschen, eine lachende Hochzeitsgesellschaft. Tanzende, schwitzende Körper, egal ob zu den Stücken von der Bühne oder dem Sound der DJane. Geile Party eben.
Im ehemaligen Flindts Gasthaus am Barumer See ist alles zumindest ein bisschen wie früher. Die Band ist da mit alten und neuen Gesichtern, dazu kommen Freunde, die für ein paar Stücke einsteigen, wie der baumlange Willy Gaida, auch ein Ewiger der Szene, und Trommler Peter Frank. Malte Fischer ist da, André Pottek, Kai-Uwe Richter, Andreas Noether, um ein paar zu nennen. So viele Erinnerungen, so viele Jahrzehnte.
Eine meiner Erinnerungen aus dreieinhalb Jahrzehnten. Vor fast fünf Jahren kurz vor Weihnachten haben Kay und ich zusammengesessen. Neue CD von What'zz up. Corona-Zeit, eingeschränktes Leben. Wir dürfen trotzdem in Uli Schröders Café Klatsch für ´ne Stunde, Chris der obendrüber wohnt, schließt die Tür auf. An den elf Stücken haben sie lange gearbeitet, seit 2012. Sie hatten Pech, das Studio brannte ab, Aufnahmen weg, Wiederaufbau, die Bandbesetzung ändert sich. Sie bleiben dran. Im Dezember 2025 ist das Ding fertig.
Eigene Nummern, die meisten hat Kay geschrieben, dazu hartes Zeug von Led Zeppelin, Mick Jagger, Bonafide, Black Crows und Tom Petty. Sachen, die man besser live hört oder im Auto, wenn man Nachbarn hat, mit denen man es sich nicht verderben will. Der Titel: "The Truth and other Lies", die Wahrheit und andere Lügen, das könnte von den Stones sein.
Mein Text damals: "Er sitze zu Hause, höre Musik, von Flamenco über Funk bis Hiphop, klampfe auf der Akustikgitarre dazu. Manches zum Erinnern, manches zum Vergessen. "Manchmal habe ich einen Lauf." In Corona-Zeiten ist abends noch etwas mehr Zeit als sonst. "Weißt du, dass der Alkoholkonsum in Deutschland um 48 Prozent gestiegen ist?" Nö. Er lacht dieses kehlige Lachen unzähliger Zigaretten. "Ich merke das auch. Gern mal ein Glas Rotwein mehr."
Und weiter: "Weißt du, eigentlich müssen wir das live präsentieren." Um dann auch CDs zu verkaufen. "Geht am besten bei einem Gig." Das Klatsch wäre ein Ort, die Hasenburg mit dem Christmas-Rock ein anderer: Fällt alles flach. Corona. Aber es dreht sich nicht nur ums Geld; Sehnsucht nach Publikum. Nach Resonanz, nach Schweiß, Tanz. Mitsingen.“
Hatten wir gestern Abend. Geile Party. Alles Gute zum Geburtstag, alles Gute zur Hochzeit. Bis bald. Live. Carlo Eggeling
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