Geist gefasst — Polizei ermittelt gegen Sprayer
von Carlo Eggeling am 22.09.2023Die Landeszeitung schilderte das aufregende Leben des Geister-Graffiti-Malers im November so: >>"Du musst immer damit rechnen, erwischt zu werden. Ansonsten weißt du nicht, was du tust", sagt der Sprayer. Deswegen spiele er vor jedem Geist die Situation genau durch: "Von wo kommen Autos? Von wo sieht man mich? Wo kann ich hinlaufen?" Das Adrenalin mache ihn wachsam: „Jeder Fehler könnte dich ins Verderben stürzen. Du fühlst dich lebendig und bist komplett im Film.“ Ein paar Mal sei es trotzdem schon „echt knapp“ gewesen, gesteht er. Nur mit Glück habe er dann unerkannt fliehen können.<<
Nun hat die Aufregung ein Ende. Nach einem Hinweis fasste die Polizei in der Nacht zu Freitag einen 28-Jährigen, der Geister auf Stromkästen an der Anna-Vogeles-Straße im Hanse-Viertel gesprüht haben soll. Der Künstler versuchte zwar auf dem Rad und später zu Fuß zu entkommen, doch die Staatsmacht bewies mehr Kondition und Schnelligkeit. Im Rucksack des Verdächtigen fanden die Beamten diverse Spraydosen. Ende eines Kunstwerks sozusagen.
Es ging weiter, die Ermittler durchsuchten zwei Wohnungen des 28-Jährigen. "Dabei wurden verschiedene Sprayutensilien, Lackstifte, Skizzenblöcke sowie technische Geräte wie Handy, IPad und Laptop sichergestellt", schildert Polizeisprecher Kai Richter. Selbstverständlich prüfen die Beamten, ob der Verdächtige für die vielen Geister verantwortlich sein könnte, die durch Stadt, Kreis und darüber hinaus auf Wänden prangen.
Schätzungen auf Instagram gehen von 500 Spukgestalten und mehr aus, die man Ande zuschreibt, so der Künstlername. Bei der Polizei liegen nur "einzelne Anzeigen" vor, es geht um Sachbeschädigung. Wenn nun ein Name bekannt ist, könnten weitere Anzeigen von Hausbesitzern folgen. Der Schaden, so die Polizei, könne in die Zehntausende gehen. Es erinnert an die Karriere eines vor 2012 verstorbenen Sprayers. "Trica" hatte sich Ende der 1990er Jahre wegen seiner illegalen Arbeiten vor Amts- und Landgericht verantworten müssen, damals war der Schaden auf mehr als 100 000 Mark geschätzt worden. Später gestaltete er legal gemeinsam mit anderen unter anderem die Mauer am MTV-Platz.
Über Ande gibt es einen Film, die Macher hatten mit Aktionen um Spenden für die Produktion geworben. Der Film spielt mit der Anonymität des Künstlers. Dieses Spannungsmoment könnte nun wegfallen. Carlo Eggeling
Kommentare
am 22.09.2023 um 18:49:30 Uhr
am 22.09.2023 um 20:26:49 Uhr
Das hat nun ein Ende und die Graffitysprayer die über kryptische Buchstaben und Geschmiere nicht hinauskommen, "dürfen" weitermachen.