Lüneburg, am Mittwoch den 16.07.2025

Gold, Geld, Ideen?

von Carlo Eggeling am 02.01.2023


LMG-Chefin Melanie-Gitte Lansmann startet mit einem neuen Plan. Sie will Wirtschaft und Marketing enger verzahnen. Anders: Sie möchte Geld einsammeln, dafür Unternehmen eine größere Bühne geben, die sollen von einer attraktiven Stadt profitieren, das soll Kunden, aber vor allem auch Personal locken. Denn der sogenannte Fachkräftemangel trifft viele Betriebe, nicht nur Einzelhandel zu und Gastronomie, auch große Firmen, die überregional und international agieren.

Um ihre Idee zu präsentieren, fand sie Mitte Dezember, klug gewählt, eine der schönsten Bühnen der Stadt: die Galerie eines der erfolgreichsten Unternehmens der Stadt und einem großzügigen Mäzen: Henning Claassen. 50 Gäste, Wein, Bier, halbe Croissants mit Käse und Aufschnitt. Bodenständig.

Worum geht es? Sie umreißt es so: "LünePartnerschaft“ heißt der neue Zusammenschluss von starken Partnern, deren Ziel es ist, eine wirtschaftsstarke und konkurrenzfähige Region zu entwickeln und die Marke Lüneburg gemeinsam weiter nach vorne zu bringen." Und: "Uns geht es darum, unsere Netzwerke auszuweiten und gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Menschen bundesweit nach Lüneburg schauen – nicht nur als Gäste, sondern auch als potenzielle Arbeitnehmer."

Selbstverständlich war auch Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch als Aufsichtsratsvorsitzende der LMG dabei. Sie lobte die Stadt, die sei "innovativ, quicklebendig", die Stadtgesellschaft engagiert. Es gebe 200 Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern in der Stadt, all das sei -- es durfte nicht fehlen -- das "weiße Gold der Neuzeit".

Unternehmen können unter drei Mitgliedschaften wählen, die kosten 2500, 5000 der 10 000 Euro im Jahr. Bronze, silber, gold. In der höchsten Klasse darf man mitbestimmen, wohin der Weg führen soll. Jetzt schickte Frau Lansmann eine Pressemitteilung, die Veranstaltung sei erfolgreich gewesen: "Wir haben die ersten Beteiligungszusagen vorliegen." Auch auf Nachfrage gab es keine Antwort, wie viele es sind. Frau Lansmann will im Januar mehr präsentieren.

Es blieb blass, was die Partnerschaft denn nun bedeutet. Konkrete Vorschläge waren nicht zu hören. Einige fragten sich, wozu das Ganze gut sein soll. "Wir haben schon einen Innenstadtbeirat, da haben wir getagt, Konzepte entwickelt, umgesetzt wurde kaum etwas", sagen Geschäftsleute. Wozu sich nun wieder engagieren?

Die hochgelobten Standortfaktoren Kultur und Handel spielen eine eher untergeordnete Rolle. Da gab es kürzlich eine Runde, die über die Sülzwiesen als Veranstaltungsort diskutierte, es ging vor allem Beschwerden der Anwohner, denen es zu laut ist. Gutachten belegen, alles bleibt im Rahmen. Allerdings wurde vorher solange diskutiert, dass der Kultursommer 2023 ausfällt. Das stand -- gut aufgepasst -- im letzten Satz eines entsprechende Zeitungsartikels zum Thema, der die Runde als großen Erfolg feierte.

Für das Wasserviertel und andere feiergefragte Plätze liegt kein Konzept vor, wie es es in der warmen Jahreszeit weitergehen soll. Der neue Sozialdezernent will irgendwann in den nächsten drei Monaten das Gespräch mit jungen Leuten suchen. Nach seinen Vorschlägen fragt man im Rathaus vergebens. Das insolvenzgefährdete Theater erhält zwar eine Bürgschaftszusage von Stadt und Kreis fürs kommende Jahr. Doch man sucht ein Beratungsunternehmen, dass erklärt, wo es Einsparungen und neue Einnahmequellen geben könnte. Am Robert-Stolz-Platz ist alles ausgereizt. Berater haben den Vorteil, dass man selber aus der Verantwortung kommt.

Das Leerstandsmanagement verzeichnet offensichtlich kaum Vollstandserfolge, mehr als zwanzig Läden in der Innenstadt stehen leer. Darunter die ehemalige Buchhandlung Lünebuch. Aber da möchte die Marketing einziehen. Was im Monat dem Vernehmen nach zwischen 15 000 und 18 000 Euro kosten soll. Wie gut, dass die Marketinggesellschaft noch einmal einen erhöhten Zuschuss um 100 000 Euro pro Jahr auf dann 533 000 Euro erhält.

Am Galerieabend bei Henning Claassen, der mit Witz und großem Engagement durch seine Sammlung führte, sprach auch Wirtschaftsförderer Jürgen Enkelmann. Er verwies darauf, dass vor langen Jahren Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung in einer Hand gelegen hätten. Das griffen weder Frau Lansmann noch die Oberbürgermeisterin auf.

Warum eigentlich nicht? Wer Handel, Gastronomie, Wirtschaft und Tourismus im Blick hat, kommt doch schnell darauf, dass es einen Zusammenhang gibt. Das immer wieder strapazierte "Netzwerken" könnte sich in einem gemeinsamen Büro bündeln. Da könnten auch Strukturfragen geklärt werden. Stadt, Kreis, Samtgemeinden verzahnen, um gemeinsam neue Unternehmen zu gewinnen, um mit den schönen Seiten der Region, mit guten Anbindungen zu werben und so auch Personal zu ziehen, welches hier arbeitet und nicht nach Hamburg pendelt.

Eine Gesellschaft, deren Führung erkennt, wie wichtig Veranstaltungen, Feste, Bühnen bei den Standortfaktoren gelten. Die eine Idee hat und vermitteln kann, warum es sinnvoll ist, dass sich Unternehmen und Hausbesitzer finanziell engagieren, um über die Grenzen des Landkreises hinweg zu werben. Bundesweit. Die wieder eine Kollegin gewinnt, die gute Kontakte in Redaktionen von Zeitungen und TV-Sendern nutzen kann, um so Lust auf den Landstrich zwischen Elbe und Harz zu machen. Touristisch, aber auch mit den Betrieben und der Uni, die spannende Sachen erforscht, aber hier zu sehr auf den Klimawandel reduziert daher kommt. Wo bleiben Leuphana-Außenstellen mitten in der Stadt?

Bronze, silber, gold. Ein erster Schritt. Wie viele geben dafür Geld? Wer steuert -- viel wertvoller -- neue, andere Visionen bei, wie gewinnt man dafür beispielsweise Werbeagenturen, die auch an der Ilmenau zu Hause sind? Wer setzt alles um? Dass sich, das galt als Neuerung, Firmen bei den Sülfmeistertagen präsentieren, scheint eher ein Mosaikstein zu sein. Wichtig ist erst einmal, dass sie stattfinden. Beim letzten Mal kapitulierte die LMG vor der Veranstaltung, die ziemlich viel mit Lüneburgs Geschichte zu tun hat.


Dafür habe man keine Kapazitäten. So blieb eine viertägige Budenstadt auf dem Sand. Gut und nötig für die Mitgesellschafter der LMG, die Schausteller, nach dem Sinn fragte man sich allerdings vergebens.

Das Stadtfest habe so viel Kraft gekostet, dass man eine Pause brauchte, auch mangle es an Personal, so die Begründung. Das Fest hieß nun Lüneburg feiert. Es sei so anders gewesen, meinte man. Es standen andere Buden auf dem Markt, vor der IHK gab es eine Sandburg. Ganz anders?

Ein Jahr ist Melanie-Gitte Landmann im Amt. Beim Netzwerken erfolgreich, sagen viele. Denn sie hat viele besucht und war bei vielen Festen. Jetzt könnten Inhalte folgen, sagen andere. Das nächste Jahr beginnt. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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