Lüneburg, am Sonntag den 08.06.2025

Grüne Oase verschwindet wieder

von Carlo Eggeling am 10.08.2024


Meine Woche
Oase und Fata morgana

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich denke bei Oasen auch an Fata morgana. Tausendundeine Nacht, Harun ar-Raschid, den Kalifen von Bagdad, der sich angeblich unerkannt unters Volk mischte, Abenteuer erlebte. So märchenhaft, dass er 798 einer Gesandschaft des Frankenherrschers Karl des Großen einen Elefanten schenkte. Damit sind wir bei einer fantastischen Wendung am Luna-Brunnen gelandet: Die Grüne Oase kommt wieder weg. Fata morgana, nächste Saison soll die Liege-Sitz-Blumen-Konstruktion irgendwo anders stehen. Das bestätigt das Rathaus: "Im Herbst dieses Jahres wird die Stadt Gespräche mit den Marktbeschickern aufnehmen, um einen Konsens für einen Oasen-Standort im östlichen Teil des Marktplatzes zu finden. So ist es auch mit dem ALA und dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt."

Märchenhaft oder? Denn die Verwaltung hatte erklärt, der Standort sei gemeinsam eingetütet worden. Dass im Schatten der Luna alle nur auf einer "Übergangslösung" hocken, ist in einem Protokoll der Sitzung des Bauausschusses aus dem März etwas versteckt nachzulesen. Muss man erst einmal drauf kommen. Der sozialdemokratische Ausschussvorsitzende und Wesir von Ochtmissen und seine Kollegen wollten dem Publikum offensichtlich nichts Auf- und Abbau mitteilen, obwohl es eins der wenigen Themen ist, welches die scheinbar dösende Stadt noch bewegt. Transparenz hatte sich die Verwaltung vor gut zweieinhalb Jahren auf die Fahnen geschrieben. Wir wollen nicht übellaunig sein, man kann mal was übersehen.

Erstaunlich war die angebliche Einigkeit eh. Wir erinnern uns, das Landesamt für Denkmalpflege hatte im vergangenen Jahr erklärt: geht gar nicht, da die Sicht auf Markt, Brunnen und Rathaus und damit drei wichtige Denkmale verstellt werde. Klang grundsätzlich. Der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt wertete ähnlich. Dabei ist es geblieben. Beide sollen nichts vom aktuellen Standort halten, Stimmen aus dem Handel hören sich ähnlich an.

Einzig die Marktbeschicker freut's, weil Kunden bequem Kaffee und Saft schlürfen können. Die Händler reagierten heute beinahe fassungslos, als sie hörten, die Liegewiese mittendrin verschwindet wieder. Die Transparenz war wohl nicht angekommen.

Es ist wie mit einer Fata morgana, die wandert. Wohin? Dazu das Rathaus: "Für einen alternativen Standort wäre eine Umorganisation der Marktstände erforderlich. Die entsprechenden Abstimmungen brauchen Zeit." Also nix genaues weiß man nicht.

Die Kassenlage der Stadt soll nicht so üppig ausfallen, wie einst die Schatzkammern des Kalifen von Bagdad. Rund 50 Millionen Euro Defizit sind für dieses Jahr kalkuliert, für die kommenden Jahre sehen die Prognosen ähnlich finster aus wie ein Kellerverlies Harun ar-Rashids. Egal, trotzdem wurde die Konstruktion für Tausende von Euro am Brunnen verbuddelt. Wenn die Halterungen wie eine Wanderdüne weiterziehen, was soll das kosten? Die Pressestelle der Verwaltung: "Für das Versetzen der Möbel inklusive neuer Fundamente rechnen unsere Fachleute mit rund 3.000 Euro."

Seien wir nicht kleinlich. So wie Mario Barth, der sich neulich über 150 000 Euro für die Radler-Anzeigetafeln lustig gemacht hat, die nicht anderes sagen als die Ampel an den Kreuzungen: Rot oder grün.

Unbestritten halten Karawanen am Brunnen, Ausruhen. Ich vermute mal, das Mobiliar ist egal. Selbst eine umgedrehte Cola-Kiste verspräche Labsal. So liegt nahe, was folgt -- aus Kalkül: Wer nun fordert, die Liegen samt der Kästen mit vertrockneten Blumen wieder abzuräumen, wo die Oase doch so geliebt werde, ist von gestern und eine Spaßbremse. Das innovative Rathaus kann leider, leider aber gar nicht anders handeln -- Wir wollten, durften aber nicht.

Es gibt einen Ausweg, mit dem die Marktbeschicker und vor allem die vielen Kunden vermutlich gut leben könnten: Zu den Markttagen baut das Ordnungsamt als Aufsicht und Herr über das Geschehen mobile Sitzgelegenheiten auf und am Ende wieder ab. Es wäre eine innovative Verbindung von Ausruhen und schönen störungsfreien Fotos von Lüneburgs schönster Adresse.

Märchenhaft wie in Tausendundeiner Nacht. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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