Hauptsache gesehen werden. In Rot
von Carlo Eggeling am 04.09.2025Aufgespießt
Knallig
Es gab mal eine Zeit, da legte Lüneburg viel wert auf sein Antlitz. Nun gut, eine reichlich Tausendjährige nimmt vieles hin in ihrer Gelassenheit zu wissen, manche Gedankenlosigkeit vergeht wieder. So war es mit Sprühnebel an der Schröderstraße, so war es mit Palmen an selbiger Adresse. Vorbei. Heute haben wir den Sand, von dem manche glauben, er müsse mit Oasen und konsumfreiem Irgendwas umgeformt werden. So sieht es aus.
Nun erhalten wir neue Farbtupfer. Sinnvoll sind elektronische Anzeigetafeln für Busse allemal, die kennt man aus Hamburg und Berlin, wo klar ist wann der Bus fährt. Doch warum es unbedingt knallrote Masten sein müssen, an denen die Tafeln irgendwann baumeln, weiß sich die städtische Denkmalpflege oder gar das Landesamt für Denkmalschutz gut zu begründen. 19 Haltestellen, an denen täglich im Schnitt mehr als 150 Fahrgäste ein- und aussteigen sollen nagellackrot leuchten. Dezent geht mal gar nicht.
Nun ja. Denken wir an den Dichter Hermann Löns, der vor hundertzwanzig Jahren spottete:
Das Land, das geht uns gar nichts an,
Mag auf dem Kopfe stehn.
Wir pflanzen doch Akazien an,
Ki-ka-kazien an,
Wir finden das sehr schön.
Und wer das nicht für stilvoll hält,
Der hat nicht viel Verstand;
Denn Rotdorn und Akazienbaum,
Ki-ka-kazienbaum,
Paßt fein zu unserm Sand.
Akazien, die sind priepelig,
Der Sand monumental;
Drum pflanzen wir Akazien an.
Die kommen bestimmt auch noch, dann fallen die Haltestellenmasten gar nicht mehr auf. Schöne Aussichten. carlo
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