Hilfe für Hunderte — Ein Trio führt die Tafel
von Carlo Eggeling am 20.10.2025Konstanze Dahlkötter und Martina van Clewe haben lange Zeit gesucht, denn sie haben eine Menge Arbeit abzugeben. Ehrenamtlich. Es hat sich gelohnt, am Montagabend wählten die Mitglieder des Vereins Lüneburger Tafel einen neuen Vorstand. An der Spitze steht Wilfried Gericke, als zweiter Vorsitzender unterstützt ihn Walter Brandl, komplett macht das Team Ulrike Radtke als Kassenwartin. Alle drei betonen, dass sie die Anforderungen auf mehrere Schultern verteilen wollen. Denn zu tun ist reichlich, die Tafel zählt im Durchschnitt rund 750 Kunden, mit den Familien dahinter sind es rund 2000 Menschen, die Lebensmittel beziehen. 90 Ehrenamtliche gehören zum Team -- Koordination ist gefordert.
Mitte der 1990er Jahre zogen Studentinnen über den Markt, sammelten Obst und Gemüse, um es vor Ort an Bedürftige zu verteilen. Inzwischen hat sich die Tafel zu einem ehrenamtlichen Sozialunternehmen gewandelt. Gerade eröffneten die Lüneburger eine Außenstelle im Dahlenburger Sozialkaufhaus. Denn der Bedarf ist riesig.
Ein Jahrzehnt leitete Konstanze Dahlkötter die Tafel, 16 Jahre engagiert sie sich. Wie ihre Mitstreiterin Martina van Clewe findet sie: "Es ist Zeit für einen Wechsel." Auch weil sie sich wieder mehr um ihre Familie kümmern möchte: "Als Ansprechpartnerin stehe ich bei Fragen noch zur Verfügung, wenn das gewünscht ist." Doch ansonsten wolle sie sich zurückziehen. Eben weil andere jetzt Schwerpunkte setzen. Alle sind sich einig, das Duo hinterlässt eine gut aufgestelle Organisation -- nach innen und außen.
Wilfried Gericke, ehemaliger Polizist, hat ehrenamtliche Erfahrungen beim Paritätischen und in der Diakonie gesammelt. Seit Jahresanfang ist er bei der Ausgabe Im Tiefen Tal dabei. "Die Institution muss Bestand haben, das ist eine gute Sache", sagt der 68-Jährige. Ihn begeistert am Team: "Hier kommen jeden Tag unterschiedliche Leute, packen mit an und freuen sich auf die Arbeit."
Walter Brandl geht als Zollbeamter in Pension. "Meine Frau macht hier seit acht Jahren mit", sagt der 65-Jährige. Im Urlaub sei er ebenfalls eingestiegen, das Miteinander und der Einsatz für die, die nicht immer auf der Sonnenseite stehen, habe ihn überzeugt, mehr zu machen. "Wir verstehen uns gut, und können gut zusammenarbeiten." Daher hält er das Prinzip Teamarbeit für bestens machbar.
Dritte im Bunde ist Ulrike Radtke, seit drei Jahren dabei und bereits seit zwei Jahren im Vorstand aktiv, sie kümmert sich um die Finanzen. Die 61-Jährige ist Physiotherapeutin, arbeitet unter amderem in der Seniorenbetreuung. Daher muss sie Job und Ehrenamt verbinden, sie kann sich gut vorstellen, dass es im Trio klappt.
Tafel bedeutet Einsatz. Helfer sammeln in Märkten, Bäckereien und auf dem Markt Lebensmittel, dazu kommen Fahrten zum Zentrallager der Edeka in Mecklenburg. Zudem verteilen Frauen und Männer in ihrer Ausgabe hinter den Sülzwiesen an mehreren Tagen der Woche Brot, Obst, Gemüse und beispielsweise Konserven an Kunden. Viele sind dankbar, doch nicht immer ist es einfach.
Längst hat ist die Tafel zu einem Teil des Sozialsystems geworden, was eigentlich so nicht gedacht ist. Doch die Erfahrung zeige, dass Mitarbeiter der Sozialverwaltung auf das Angebot als Versorgungseinrichtung hinweisen. Die Tafel finanzieren sich allerdings über Spenden und nicht über öffentliche Gelder. Wer kommt, muss Bedürftigkeit nachweisen, etwa durch Bescheinigungen seiner Beihilfen.
Zu gehen fällt Konstanze Dahlkötter nicht leicht, es endet ein Stück ihres Lebens. Sie und ihre Mitstreiter haben viel erreicht. So geht sie zufrieden und wünscht ihren Nachfolger Erfolg. Carlo Eggeling
Das Foto zeigt Wilfried Gericke, Ulrike Radtke, Martina van Clewe und Konstanze Dahlkötter.
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