Hort Hermann-Löns-Schule: Zwölf Kinder ohne Betreuung
von Carlo Eggeling am 25.07.2025Zwölf Kinder stehen auf der Warteliste des Horts der Hermann-Löns-Schule für eine Betreuung. Es sieht nicht danach aus, dass sie zum 1. August einen Platz erhalten. Aus dem Sozialdezernat der Stadt heißt es: "Die Hansestadt hat die betroffenen Eltern in dieser Woche mit einem entsprechenden Schreiben informiert. Aktuell prüft die Verwaltung, ob es alternativ freie Betreuungsplätze bei Kindertagespflegepersonen im Umfeld der Schule gibt, die in Anspruch genommen werden können. Sollten Plätze zur Verfügung stehen, werden die Eltern umgehend benachrichtigt."
Mutter Lotte Lutz und andere stehen vor einem großen Problem: Eines ihrer Kinder sei untergebracht, aber das jüngere nicht. Sie und ihr Mann seien berufstätig, sie wisse nicht, wie sie die Betreuung organisieren solle. Damit ist sie nicht alleine, wissen Luisa Jansen vom Schulelternrat und Vater Martin Paris. Vor einem Jahr habe es geheißen, dass es eine zusätzliche Gruppe für die Erstklässler geben solle, darauf habe man sich verlassen.
Die Betreuung an der Hermann-Löns-Schule beschäftigt Betroffene seit Monaten. Die Stadt hat eine Vorschulgruppe namens Vielfalter geschlossen, auch die Frühbetreuung sollte eingestellt werden. Dagegen machten Eltern um den Jahreswechsel mobil. Zunächst mit Erfolg, im Schulausschuss hatte Fachbereichsleiterin Jutta Bauer im Februar in der Kommunikation Fehler eingeräumt, man suche nach einer Lösung, die Frühbetreuung solle weiterlaufen. Es handle sich um ein Jahr, dann greife die vom Land beschlossene Ganztagsversorgung über die Schulen.
Im April verschickte die Stadt eine Pressemitteilung: "Eine Fortführung der Frühbetreuung ist möglich, wenn der Bedarf besteht und die Kommune die personelle Ausstattung sicherstellen kann. ‚Beides ist der Fall, so dass wir den Frühdienst erst mal aufrechterhalten möchten‘, erklärt Jutta Bauer, Leiterin des Fachbereichs Familie und Bildung. Ob die Frühbetreuung dauerhaft angeboten werden kann, hänge unter anderem von der Entwicklung der zuvor genannten Faktoren ab.“ Das Ganze sei abgestimmt mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung.
Nun kommt es zumindest für ein Dutzend Kinder und ihre Eltern anders. Offenbar hatte die Absprache mit dem Landesamt keinen Bestand. Denn auf Anfrage von LA erklärt das Dezernat Soziales jetzt: "Die Verwaltung hatte im Rat eine Prüfung zugesagt. Diese Prüfung hat ergeben, dass es unmittelbar zum neuen Schuljahr 2025/2026 keine zusätzlichen Hortplätze geben kann. Da die Hansestadt an gesetzliche Vorgaben gebunden ist, die den Betrieb von Kindertageseinrichtungen und damit auch von Horten mit strengen Anforderungen verbinden (u. a. Zahl und Größe der Gruppen, Betreuungsschlüssel), hat die Verwaltung bei der Aufsichtsbehörde eine Ausnahmegenehmigung für die Aufstockung der gesetzlich vorgegebenen Gruppengrößen angefragt. Dies hat die Aufsichtsbehörde als nicht zulässig erklärt.“
Herausgekommen ist dabei auch, dass sich Betreuungszeiten ändern, denn die Stadt hatte bislang andere als die, die das Land vorsieht. Die Folge für Mitarbeiter, sie haben einfach gesagt zu viele Stunden Im Grimm, sie müssen einen Teil abgeben und sollen in anderen Kitas Lüneburgs arbeiten, das bedeutet unter anderem einen geteilten Dienst. Aus der Belegschaft heißt es, dass einige wechseln zu anderen Einrichtungen.
Die Stadt sagt hingegen: "Dass Personal auf andere Einrichtungen ‚verteilt‘ werden soll, ist nicht korrekt. Die betreffenden Mitarbeitenden haben sich umorientiert und um Umsetzung gebeten bzw. gekündigt." Und: "Aktuell gibt es insgesamt sechs Hortgruppen mit jeweils 20 Kindern sowie eine Warteliste mit weiteren zwölf Kindern. Die Betreuungszeiten werden nicht gekürzt, sondern an die neuen Schulzeiten der Verlässlichen Grundschule (ab 1. August: 7.50 bis 12.50 Uhr) angepasst. Die Hortbetreuung beginnt dann ab 12.50 Uhr und geht bis 16.50 Uhr anstatt wie bislang bis 17 Uhr."
Es klingt nach einer Kleinigkeit, wenn am Nachmittag zehn Minuten gekürzt werden. Doch für einige Eltern sei es dramatisch, erzählt die Runde um Luisa Jansen: „Die kommen mit dem Zug aus Hamburg von der Arbeit und müssen vom Bahnhof in den Stadtteil Im Grimm kommen.“ Schwierig angesichts der Unzuverlässigkeit der Metronom-Züge.
Aus der Belegschaft ist zu hören: "Die Leidtragenden der Auseinandersetzung sind Eltern und Personal." Land, Stadt, Schule und Hort hätten sich in der Vergangenheit schlecht abgesprochen. Die Haltung der Stadt sei in Teilen verständlich. Das Land, das die Ganztagsbetreuung über die Schule anbieten wolle, habe an deren rechtlichen Vorgaben, als die die bislang durch die Stadt galten. Mit der Folge, dass die Mitarbeiter mehr Stunden zur Verfügung hätten. Eine zuständige Vorgesetzte aus dem Sozialdezernat habe den Kollegen daher ein "Luxusleben" unterstellt, das sei allerdings Unsinn. Denn das Personal habe nicht Däumchen gedreht, sondern viele Angebote gemacht. Genau das loben die Eltern.
Noch einmal die Belegschaft, die namentlich nicht genannt werden möchte: Der Hort könne gar nicht mehr Kinder aufnehmen, da es massiv an Platz mangle. Essen müsse man im Schichtbetrieb zwischen 12 und 14 Uhr in einem Durchgangsraum, der Lärmpegel sei hoch, für 15 Mitarbeiter gebe es ein WC, Umkleide- und Personalräume seien zu klein und vollgestellt. Schon vor Jahren seien von der Stadt Container versprochen, doch der zusätzliche Platz sei nicht geschaffen worden.
Klar sei auch, die betroffenen Eltern der zwölf Kinder ohne Hortplatz müssten sehr nach einer Alternative suchen: Übermittagsbetreuung gebe es zwar an anderen Schulen. Doch zum einen oftmals nur für deren Schüler und zum anderen müssten die Kinder ja zu den anderen Schulen kommen. Wer soll sie bringen? Carlo Eggeling
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