IHK-Umbauten kosten wohl zehn Millionen Euro mehr
von Carlo Eggeling am 24.06.2024Was Beobachter erwartet hatten, tritt nun ein: 25 Millionen Euro für den Um- und Ausbau des IHK-Gebäudes am Sand sind nicht zu halten. Zehn Millionen Euro mehr sollen es werden, ein heftiger Schluck aus der Pulle. Gleichwohl bleibt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert überzeugt, das könne die Vertretung der Wirtschaft stemmen. Das Präsidium habe grünes Licht gegeben, die Vollversammlung sei informiert. Es sei ein Kraftakt, aber machbar.
Abzusehen war das Ganze sei längerem. Die rund 100 Mitarbeiter vor eineinhalb Jahren umgezogen in den alten Fachhochschul-Komplex Volgershall, um Platz zu machen für die Arbeiten. Lüneburg aktuell hat im vergangenen September berichtet. Fachleute öffneten Wände und Decken, sie fanden mehr Schäden als gedacht, 80 Prozent der Balkenkonstruktionen erwiesen sich als von Schwamm beziehungsweise von Insekten befallen, dazu kam diverse Schadstoffe und nun entdeckte Baufehler. Nachbesserungen bei der Statik, aufwendiges Entfernen, von belasteten Materialien. Nicht aufgegangen war zudem der Plan, auf einen Generalunternehmer zu setzen, der mit Festpreisen arbeitet. "Das macht angesichts der Entwicklung keiner mehr", bedauerte Zeinert damals. Dazu kamen Untersuchungen durch die Stadtarchäologie, die länger dauerten. Das warf die Zeitpläne nach hinten und türmte neue Kosten auf.
Ob all das "unvorhersehbar" war, die die Kammer in einer Mitteilung schreibt, oder ob man zumindest mit Teilen des Szenarios rechnen musste, wie Skeptiker aus der damaligen Vollversammlung meinten, sei dahingestellt. Das Zehn-Millionen-Plus erkläre sich durch die Belastungen und steigende Baukosten, die jetzt mit sechs Millionen Euro kalkuliert sind, betont die Kammer. Die Frage liegt angesichts der Entwicklung nahe, ob es dabei bleibt. Spekulation.
Das Bauprojekt rief Kritiker auf den Plan, die sich fragten, ob die Kammer tatsächlich bessere Büros und mehr Tagungsräume brauche, ob das nicht auch an einem anderen Standort möglich wäre. Zeinert hält dem entgegen: „Der Weiterbau des IHKLW-Gebäudes ist auch eine Investition in den Standort Lüneburg: Wir erhalten ein historisches Kulturgut und schaffen ein Gebäude mit multifunktionalen Veranstaltungsflächen, einem modernen Seminar- und Prüfungszentrum und mit zukunftsorientierten Arbeitsstandards, von dem ein wertschöpfender und belebender Impuls für die Innenstadt insgesamt ausgeht.“
Bauarbeiten, die selbstverständlich eine Belastung für die Nachbarn bedeuten, hätte es auch gegeben, wenn sich die Kammer von dem Komplex getrennt hätte. Ein Investor hätte die Gebäude, deren Geschichte zum Teil fünf Jahrhunderte zurückreicht, etwa für Geschäfte oder Büros entsprechend herrichten müssen.
Wie angekündigt, will die Kammer in den kommenden Wochen den Bauantrag bei der Stadt stellen. Segnet die Bauverwaltung die Pläne ab, können die Arbeiten starten. Die Kammer: "Voraussichtlich wird das im ersten Quartal 2025 sein, was eine gute Nachricht für die Innenstadtwirtschaft mit sich bringt: Das Weihnachtsgeschäft 2024 wird durch die Baumaßnahmen nicht beeinträchtigt. Der Einzug in das frisch sanierte IHKLW-Gebäude ist den aktuellen Planungen zufolge 2027 geplant. Zurzeit ist die IHKLW in ihrem Interimsquartier in Volgershall zu erreichen." Carlo Eggeling
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