Lüneburg, am Samstag den 03.05.2025

Innenstadt-Beirat — was macht der eigentlich? Rat diskutiert darüber

von Carlo Eggeling am 03.03.2023


Mindestens ein halbes Dutzend Läden öden allein an der Bäckerstraße vor sich hin. An der Grapengießerstraße gähnen Schaufenster, an Bardowicker Straße und Markt ebenfalls Leerstände. Der einstige Magnet Innenstadt hat an Anziehung verloren. Der in Corona-Zeiten gegründete Innenstadtbeirat sollte Ideen entwickeln, um eben den Kern der Stadt wieder attraktiver zu machen. Es gab Treffen, es gibt Konzepte, passiert ist am Ende nach Meinung von Beteiligten wenig. Nun erreicht das Thema die Politik. In der Ratssitzung am Montag in der Ritterakademie wollen Fraktionen und Verwaltung darüber diskutieren.

An der Vorlage der Verwaltung stoßen sich zumindest SPD und FDP, beide haben entsprechende Mitteil ungen an Lüneburg Aktuell geschickt. Kurz: Beide fordern mehr Aktivitäten und Ergebnisse.

Die Verwaltung schlägt vor, dass die 31 Mitglieder des Beirats nur noch zweimal jährlich in Gänze zusammen kommen, verschiedene Arbeitsgruppen zu streichen, gleichwohl könnten sich aber "anlassbezogen vielmehr Projektgruppen einrichten, die sich mit der Planung, Ausgestaltung und Umsetzung einzelner Projekte und Aufgabenfelder beschäftigen". Überdies sollte neue Akteure mitmachen.

Dann kommt etwas, das in Zeiten von WhatsApp fast revolutionär klingt: "Um den Informationsfluss zu gewähren, wird ein zweistufiges Verfahren vorbereitet. So ist seit Ende 2022 eine Gruppe für interessierte Mitglieder des Beirats Innenstadt bei einem Messenger eingerichtet. Hierüber soll ein schneller und interaktiver Meinungsaustausch gefördert werden. Für die restlichen Mitglieder ist die Einrichtung eines Newsletters geplant, der dabei auch die Informationen aus der Messenger-Gruppe umfasst." Zur EInordnung: Den Beirat gibt es einhalb, wenn nicht fast zwei Jahre.

Ein Satz aus der Vorlage hört sich für die SPD und ihre Fraktionschefin Andrea Schröder-Ehlers zu gemütlich an: "So wird nun vermehrt die langfristige Entwicklung der Lüneburger Innenstadt betrachtet und diskutiert. Da die Mitglieder des Beirats die Wichtigkeit dieser Zusammenarbeit und des Netzwerkens weiterhin herausstellen, wurden verwaltungsseitig und im Gremium verschiedene Möglichkeiten erörtert, um die Arbeit der Mitglieder des Beirats Innenstadt besser mit den Abläufen im Rathaus und der Politik zu verzahnen und den Output zu erhöhen."

Die SPD-Frau Schröder-Ehlers sagt: "Wir wollen Aktivitäten und kein Zurücklehnen. Die Innenstadt braucht auch kurzfristig Unterstützung."
Die Verwaltung möge vorlegen, was bisher passiert sei, eine Steuerungsgruppe solle eingerichtet werden, um kurzfristig reagieren zu können: "Es ist sehr bedauerlich, dass der Innenstadtbeirat in den letzten Monaten so selten zusammengerufen wurde. Die Entwicklung von Business Improvement Districts (BID) in der Lüneburger Innenstadt ist zu prüfen."
BID defniert sich laut wikpedia so: "Ein Business Improvement District ist ein räumlich klar umrissener Bereich, in denen die Grundeigentümer und Gewerbetreibenden gemeinsam versuchen sollen, die Standortqualität durch Maßnahmen zu verbessern, die aus dem Aufkommen einer selbst auferlegten und zeitlich befristet erhobenen Abgabe finanziert werden." Gang und gäbe in anderen Städten.

Für die FDP erklärt Frank Soldan, sinnvoll sei eine Gruppe von maximal zwölf Akteuren aus Politik, Verwaltung, Handel, Gastronomie und Immobilienbranche. Es geht um Inhalt und Tempo: "Weiter wie bisher darf es nicht gehen und nur nichtkommerzielle Verweil- oder "Lieblings-"orte beseitigen nicht den Leerstand in unserem Stadtzentrum. Dazu sind sehr viele andere Dinge dringend notwendig."

Heiko Meyer von der Lüneburger Handelsorganisation LCM macht es sehr konkret: Das Gremium sei von Alt-OB Ulrich Mädge eingesetzt worden, der habe Druck gemacht, und sich mit seinem -- inzwischen abberufenen "Kümmerer", dem ehemalige LZ-Chefredakteur Christoph Steiner -- hinter die Themen gehängt und nachgefasst -- auch in der Verwaltung. Meyer: "Es ist fünf nach zwölf, wir müssen Gas geben."

Er nennt Beispiele: Damals sei die Einrichtung von Baustellen und deren Umsetzung mit dem Handel abgesprochen worden, anders als heute etwa beim Glockenhof, wo es kaum vorangehe. Überdies müsse das Innenstadt-Management eng mit der Marketinggesellschaft LMG verzahnt werden, gerade beim Leerstand müsse an Ansprechpartner zwischen Interessenten und Eigentümern geben. Fragen des Datenschutzes ließen sich unbürokratisch zu lösen --wenn man es denn wolle. In anderen Städten gebe es da mehr Bewegung.

Und weiter: Die Attraktivität der "steinernen Wüste" müsse dringend durch Grün, Spielgeräte und Sitzmöbel erhöht werden. Dinge, für die es Ideen vorlägen.

Das Thema dürfte auch nach der Ratssitzung weiter auf der Tagesordnung bleiben. Eine Vertagung in einen Ausschuss wird vielen in der Stadt nicht reichen. Carlo Eggeling

Foto: Leerstand am Markt. Es hat mehrere Interessenten für die ehemalige Buchhandlung gegeben.

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook