Intim
von Carlo Eggeling am 15.03.2023Aufgespießt
Schön
Ich habe mal gelesen, Menschen, die im Auto unterwegs sind, fühlen sich unbewusst in das Zeitalter zurückversetzt, als die Vorfahren noch in der Höhle lebten. Unbeobachtet, mit sich selbst allein, dabei öffentlich. Deshalb sehen wir Rockfans, die hinterm Steuer das schüttere Haar wie beim Heavy-Metal-Konzert werfen oder Herren, die an Ampeln Mit dem Finger ausgiebig Höhlen erkunden. Körpereigene.
Auch der Zug kann zu so einem vermeintlich intimen Ort werden. Neben mir eine junge Frau, die sorgfältig ihr Make-up erledigt, Pinsel, Quast, Spiegel, Puder, Lippenstift. Die 25 Minuten zwischen den Stationen reichen aus. Wo möchte sie hin hier im Lauenburgischen Nirgendwo? Besser zu wem morgens um kurz nach acht? Ich wünsche ihr einen zärtlichen Empfang. Die nächsten Stunden mögen nicht so öffentlich sein wie ein Triebwagen der Bahn. carlo
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