Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Janek — ein Abschied mit Prosecco

von Carlo Eggeling am 06.06.2023


Er wollte schwuler Heidekönig werden, das hat nicht geklappt, doch zwei Jahre lang begleitete Janek Janowski die Majestäten Chris und Thorsten. Er war ein Teil der queeren Gemeinschaft Lüneburgs, einer mit zwei Seiten: zurückhaltend, fast schüchtern, dann aufgeschlossen, freundlich, mit einem mitreißenden Lachen. Der andere Janek. Tieftraurig, einer, der das Leben nur schwer aushielt. Nun war der Schmerz größer als seine Kraft, am vergangenen Wochenende ist er gegangen. Er wurde 25 Jahre alt.



Dirk Ahrens, ehemals Schwuler Heidekönig und der, der die Bewegung und die Nachfolger begleitet und betreut, sagt: "Wir haben Janek 2015 kennengelernt als kleinen schüchternen Mann, der in unserer gemeinsamen Zeit ein selbstbewusster Kerl wurde." Janek tauchte ein in das Leben der schwulen Szene. Das hat in jungen Jahren viel mit Party zu tun. "Er ist locker geworden und aufgeblüht." Carsten, den seine Freunde Kasi nennen, habe sich um ihn gekümmert. Eine Kollegin Janeks sagt es so: "Kasi war ein väterlicher Freund."



Janek lernte Pfleger im Städtischen Klinikum. Seine Kollegin erzählt: "Als er anfing, sagte er 'Ich bin nur ein halber Mann'. Warum? 'Ich bin schwul.' So ein Quatsch, habe ich gesagt." Völlig egal, wie einer liebt. Der Beginn einer Freundschaft. Der Schüler habe einen Draht zu den Patienten gehabt: "Er warmherzig, engagiert und fachlich gut." Aber er habe depressive Phasen durchlebt, es habe ihn mitgenommen, als sich vor einigen Jahren eine Freundin das Leben nahm, die Seele war angeschlagen. Andererseits habe man gern zusammen gefeiert mit dem Lieblings-Cocktail Cosmopolitan.



Dirk Ahrens und die Kollegin erzählen, dass ihm Lüneburg zu eng, zu "spießig" wurde, Hamburg bot eine andere Freiheit, ein anderes Lebensgefühl. Queer zu sein ist in der Metropole einfacher. Mehr Party. Aber eines sei wohl geblieben, die Sehnsucht nach einer festen Bindung.

"Man steht ohnmächtig daneben", sagt Dirk Ahrens. Er und Freunde hatten Janek gerade bei einem Straßenfest in Hamburg getroffen. Aber es ist schwierig, durch die Wand des Traurigseins zu kommen. Eine Therapie, die der Freund in den vergangenen Wochen begonnen hatte, habe wohl kein Licht im Dunkel schaffen können: "Es war kein Rankommen an ihn."



Seine Freunde trauern um den Pfleger, den ganzen Mann, den Freund. Am Freitag treffen sie sich um 17 Uhr auf dem Lampertiplatz. "Natürlich mit Prosecco", sagt Dirk Ahrens. Der gehört zum Schwulsein irgendwie dazu. Was kann es Besseres für einen Abschied geben? Carlo Eggeling

Die Fotos stellt Dirk Ahrens zur Verfügung.



Wer Suizidgedanken hegt, findet Hilfe unter dieser Rufnummer: 0800 – 111 0 111.

© Fotos: Privat / Ahrens


Kommentare Kommentare

Kommentar von Alina
am 07.06.2023 um 15:21:02 Uhr
Das wurde total schön geschrieben. In der Schulzeit war er mein bester Freund, der liebste Mensch, den ich je kennen lernen durfte. Er wird uns so sehr fehlen. :(


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