Lüneburg, am Montag den 07.10.2024

Jimmy Carter in Lüneburg

von Carlo Eggeling am 01.10.2024


Als die große Welt an die Ilmenau kam
Ex-US-Präsidenten Jimmy Carter feiert heute seinen 100. Geburtstag


Die Stadt war aufgeregt vor 16 Jahren: Der ehemals mächtigste Mann der Welt war mit seiner Frau an die Ilmenau gereist, um das erste Semester des Leuphana-College-Studiengangs zu eröffnen: Jimmy und Rosalynn Carter gaben sich die Ehre. Mit allem drum und dran. Sie trugen sich ins Goldene Buch der Stadt ein, schüttelten Honoratioren die Hände. Etwas ganz Besonderes in der Geschichte Lüneburgs, unvergessen für viele, die dabei waren. Heute feiert der ehemalige Staatschef seinen 100. Geburtstag, seine Frau, die ehemalige First Lady, ist vor einem Jahr im Alter von 96 Jahren gestorben.

Die beiden waren ohne einander nicht denkbar, heißt es in den Medien. Sie waren 77 Jahre miteinander verheiratet. Sie sei sei seine Verlängerung, hat Carter einmal gesagt, der die Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981 regierte als 39. Präsident. Als der "Erdnuss-Farmer" aufhörte, wurde er zum beliebtesten Ex-Präsidenten der USA.

Gerade in unserer Zeit, in denen in Israel ein Krieg wütet, ist seine Bedeutung groß: Während seiner Präsidentschaft vermittelte Carter das erste Camp-David-Abkommen, das zum Friedensschluss zwischen Ägypten und Israel führte und Konflikte entschärfte, aber nicht endgültig befriedete. Als er im Oktober 2007 nach Lüneburg kam, hatte er zuvor im Sudan als Vermittler gewirkt, wo er in der Krisenregion Dafür Gespräche anregte und führte. Auch in Lüneburg forderte er Hilfe der Weltgemeinschaft für die Region ein. Dort bekriegen sich verschiedene Volksgruppen.

Die Carters, er war damals 83 Jahre alt, absolvierten ein strammes Programm: Semester-Eröffnung St. Michaelis, Pressekonferenz im Rathaus, Preisverleihung seiner Stiftung, Abendessen im festlich geschmückten Fürstensaal mit handverlesener Gästeschar. Ihnen schmeckte knackiger Herbstsalat mit gebratenen Pfifferlingen, dann rosa gebratenes Kalbsfilet mit Marktgemüse und Kartoffel-Zuccini-Gratin, als Abschluss weißes Kaffeeparfait und Schoko-Nusstörtchen.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge, dazu Uni-Präsident Sascha Spoun und sein sehr auf Öffentlichkeit bedachter Kollege Holm Keller strahlten um die Wette, so einen Gast, so viele Fotos in allen möglichen Medien von ARD bis Spiegel, von Focus bis ZDF -- wann gab's das schon mal? Im Hintergrund zogen im Rathaus der nimmermüde Edi Gertz, extra aus dem Ruhestand aktiviert und mit 30 Jahren Erfahrung, und der persönliche Referent des OB, Henry Arens, die Fäden.

Das prominente Paar, das im Bergström übernachtete, blieb dabei bescheiden. Für die LZ fanden wir damals heraus: "Sein Forderungskatalog an das Management des Hotel Bergström war kurz: Allergikerdecken und -kissen, ein Bügelbrett und ein Bügeleisen. Ansonsten hat der ehemalige Präsident keine Extrawünsche. „Von anderen Gästen kennen wir andere Anforderungen", sagt Hoteldirektor Jens Hornung. Carter und seine Frau Rosalynn bewohnen eine Suite in der Abtsmühle, auch ein Tross von rund 30 amerikanischen und deutschen Sicherheitsleuten befinde sich im Hotel."

Das Paar bekam eine Erinnerung an die Salzstadt geschenkt. OB Mädge hatte beim Schmuckdesigner Achim Fahrenkrug eine Gabe bestellt. Achim erinnert sich: "Jimmy und Rosalynn Carter erhielten den HanseGiebel in 925 Sterling Silber von der Hansestadt Lüneburg durch Oberbürgermeister Ulrich Mädge überreicht."

Eigentlich wollten die Amerikaner wiederkommen. Der Ex-Präsident war begeistert von der Lüneburger Architektur und der Freundlichkeit der Bürger. Seine Frau Rosalynn bedauerte nur eines: „Das wir nicht länger bleiben können." Die Stadt sei eine der schönsten, die sie je besucht hätten. „Wir kommen wieder." Das war ihnen nicht vergönnt. Carlo Eggeling

• Die Fotos hat Stadtchronist HaJo Boldt damals gemacht.
Der Beitrag ist anlässlich des Todes von Rosalynn Carter schon einmal erschienen.

© Fotos: Boldt


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