Jungheinrich schließt Werk in Lüneburg — 350 Arbeitsplätze am Standort
von Carlo Eggeling am 22.07.2025Der nächste Schlag für den Standort Lüneburg: Der Gabelstablerproduzent Jungheinrich will sein Werk an der Wilhelm-Fressel-Straße Ende 2027 schließen. Betroffen sind laut IG Metall rund 350 Mitarbeiter. 100 sollen an einem anderen Ort in Lüneburg weiterbeschäftigt werden, heißt es von Unternehmensseite. Die Belegschaft sei am Montag bei einer Betriebsversammlung informiert worden. Damit wird Lüneburg massiv von einem Sparprogramm des Konzerns getroffen. Mitte vergangener Woche hatte Jungheinrich eine Gewinnwarnung herausgegeben und angekündigt weltweit 1000 Stellen streichen beziehungsweise verlagern zu wollen.
Betriebsrat und Gewerkschaft wollen die Entscheidung der Geschäftsleitung nicht hinnehmen und kündigen Protest an. IG-Metall-Sekretär Florian Rebstock sagt: "Die Vertrauensleute wollen Perspektiven für den Standort entwickeln."
Jungheinrich, seit Jahrzehnten in Lüneburg vertreten, reiht sich mit die Nachricht ein in die Liste der Industriebetriebe, die Jobs streichen: Das Lüneburger Eisenwerk hat bekanntlich Insolvenz angemeldet, keine Rettung, gut 100 Stellen weg. Auch bei Panasonic wurden Stellen abgebaut, der Autozulieferer Yanfeng hat in den vergangenen Jahren Hunderte Arbeitsplätze gestrichen. Es trifft stark Kollegen im produzierenden Bereich, eben die, die wenig Alternativen besitzen.
Rebstock sagt für das Lüneburger Jungheinrich-Werk, dass es aus Sicht der Beschäftigten gut aufgestellt sei, denn man passe Gabelstapler Kundenwünschen an, liefere Spezialanfertigungen. Mit diesem Pfund könne man beispielsweise wuchern gegen Massenware aus China wuchern. Auch deshalb folge man der Geschäftsleitung nicht, die Werke in Norderstedt und bei Dresden zu Lasten des Werks im Hafen stärken wolle.
Jungheinrich-Sprecher Dr. Benedikt Nufer verweist auf eine Analyse des Konzerns, die sehe vor, den "Sonderbau" nach Dresden zu verlegen. In Lüneburg bleiben -- einfach gesagt -- Kapazitäten für Konstruktion erhalten. Für die betroffenen 250 Kollegen aus der Produktion dürfte das Werk in Norderstedt keine Alternative sein, auch dort werde umstrukturiert und Personal abgebaut, sagt Nufer. Man gehe jetzt mit den Arbeitnehmervertretern in Gespräche, wie der Stellenabbau gestaltet werden solle. Stichworte liegen nahe: Interessenausgleich und Sozialplan.
Durch das Transformationsprogramm sollen mittelfristig nachhaltige Kosteneinsparungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro erzielt werden, heißt es in Wirtschaftsmedien: Im Rahmen der Umstrukturierung erwarte Jungheinrich im Geschäftsjahr 2025 Einmalaufwendungen in Höhe von rund 90 Millionen Euro. Carlo Eggeling
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