Kaltenmoor: Wohnungen werden zu Stadtteil-Büros
von Carlo Eggeling am 05.06.2024Der Rat hat Ende April beschlossen, die Zweckentfremdungsverordnung zu verlängern, kurz: Kein Wohnraum soll zu Gewerberaum umgewandelt werden. Selber halten sich Stadt und Kirchenzentrum St. Stephanus nicht daran: Aus den beiden Pastorenwohnungen und einem Saal soll das Stadtteilhaus Kaltenmoor werden. Entsprechende Information von LA bestätigt im Rathaus Sprecher Florian Beye. Das Vorgehen erstaunt, denn Wohnungen sind bekanntlich Mangelware, im Gottesdienst, so heißt es aus der katholischen Gemeinde, werde regelmäßig darauf aufmerksam gemacht, dass Räume für Zuwanderer und ukrainische Flüchtlinge fehlten.
Sozialdezernent Florian Forster verweist darauf, dass die Verordnung in "Paragraf 5 Abs. 1 Ausnahmen zulässt". weil die Räume "als soziale Einrichtung anzusehen" sind. "Zudem waren die Wohnungen zuletzt ungenutzt und standen dem öffentlichen Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung." Auch das wundert Politiker, die von den Veränderungen im Sozialausschusses gehört haben. Der Mietzins sei zudem mit mit zunächst zwölf Euro pro Quadratmeter, später 13, üppig. Die Verwaltung: "Der Mietzins ist noch nicht abschließend verhandelt."
Nun gab es Pläne, in Lüneburgs mit mehr als 10 000 Menschen einwohnerreichstem und zudem wohl buntesten Stadtteil ein Quartierszentrum zu errichten. Nachzulesen ist das beispielsweise in einem Protokoll des Begleitausschusses Soziale Stadt aus dem Januar 2017. Da führt Stadtbauräin Heike Gundermann aus, "dass es die Überlegungen gibt, das alte AWO-Kitagebäude zu erhalten und zu sanieren, um es zu einem Quartierszentrum umzugestalten. Dementsprechend könnten dann dort der ASD und der Bürgertreff mit einem Sozialraum untergebracht werden". Man wolle prüfen Fördermittel einzuwerben.
Diese Pläne sind offenkundig vom Tisch. Der Grund: "Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liegt den Mitgliedern des Rates vor. Anmietung und Umbau wären deutlich günstiger, als der ursprünglich angedachte Neubau in der Graf-von-Moltke-Str." Eine Nachfrage, warum es im deutlich kleineren Oedeme möglich ist, für inzwischen rund drei Millionen Euro ein Stadtteilhaus zu bauen, in Kaltenmoor aber nicht, blieb bis jetzt unbeantwortet. Carlo Eggeling
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