Kein Windpark bei Deutsch Evern?
von Carlo Eggeling am 30.05.2024Die Idee von Windrädern im Wald bei Deutsch Evern scheint verweht, zumindest erst einmal. Was schon seit Wochen in der Kreispolitik gewispert wird, wird nun konkret. Nach einer Vorlage für den am 5. Juni tagenden Ausschuss für Raumordnung des Landkreises ergibt sich: keine Propeller an der umstrittenen Fläche, sofern die Politik den Vorschlägen zustimmt. Das ist auf einer Karte gut zu sehen.
Der Landkreis muss Vorgaben des Landes zur Energiewende umsetzen, danach sollen vier Prozent der Fläche für das Ernten des Windes ausgewiesen werden, doch dieses Ziel soll sich reduzieren. Das gilt auch für andere Regionen zwischen Elbe und Heide. Das bedeutet aber nur eine Sturmpause.
Auf eine vor Tagen gestellte Anfrage von Lüneburg aktuell antwortet Landrat Jens Böther heute: "Wo im Landkreis Lüneburg letztendlich Windkraftflächen entstehen sollen, ist eine weitreichende Entscheidung, die genauestens abgewogen wird. Die Kreisverwaltung und die Fraktionen stehen dabei im Austausch. Das jüngste Treffen zwischen der Politik und der Kreisverwaltung fand statt, um einen Vorschlag für ein Flächenszenario für den gesamten Landkreis Lüneburg zu gestalten und diesen dem kreiseigenen Ausschuss für Raumordnung zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen zu können. Dabei wurde über alle in Frage kommenden Potenzialflächen beraten, so auch die Flächen bei Deutsch Evern und Breetze. Der Vorschlag sieht zwei Schritte vor, um die vom Land Niedersachsen vorgegebenen 4 Prozent bis 2032 zu realisieren. Dafür wird in einem ersten Schritt mit 3,23 Prozent der Landkreisfläche für Windkraft geplant. Der Ausschuss für Raumordnung wird sich am 5. Juni mit dem Vorschlag befassen."
Die Freude bei Anja Scheller und ihren Mitstreitern bei der Deutsch Everner Bürgerinitiative Unser Wald fällt verhalten aus. Klar, sei es ein Erfolg: "Unser Unbequemsein hat etwas bewegt." Gleichwohl sagt sie: "Es ist ein Etappensieg, Vorverträge sind bereits geschlossen." Dies sei der "Sprint gewesen, jetzt folgt der Marathon".
Der Hintergrund: Die Flächen bei Deutsch Evern gehören Stiftungen der Stadt Lüneburg. Der Rat hat beschlossen, mitten im Wald auf einer Fläche von rund zehn Hektar Windräder zuzulassen. Betreiben soll sie der Bauernverband Nordostniedersachsen. Zum einen erreiche Lüneburg so Vorgaben der Klimaneutralität, zum anderen fließt Bares in das leere Stadtsäckel. Was die Grüne Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch begrüßt, hat einen bei den eigentlich den Grünen nahen Umweltverbänden sowie einigen Anwohnern für einen Sturm der Entrüstung gesorgt, kurz: Man könne das Ökosystem Wald nicht für die Windenergie opfern.
Auch wenn der Kreis dem Gebläse bei Deutsch Evern quasi den Stecker ziehen will, ist die Windmaschine damit nicht gestoppt. Wie LA schon vor Wochen berichtete, könnte die Gemeinde Deutsch Evern über die sogenannte Gemeindeöffnungsklausel bei der Samtgemeinde beantragen, genau die umstrittenen Fläche als Windstationen auszuweisen.
Samtgemeindebürgermeister Peter Rowohlt zeigte sich offen dafür, denn vergleichbar würde Melbeck dies mit einem Gebiet in Richtung Bienenbüttel planen.
Was sagt Deutsch Everns Bürgermeister Uwe Hauschild dazu? Die Antwort: Die Stadt Lüneburg habe eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis warte man ab. Natürlich sei sich die Gemeinde bewusst, dass man die Bürger mit den Anlagen belaste, im Gemeinderat gingen die Meinungen dazu auseinander. Bei allem Verständnis für die ökologischen Belange dürfe man nicht vergessen, dass Deutsch Evern von den Einnahmen der Windenergie profitiere. "Letztlich ist Deutsch Evern wie andere Gemeinden auch mehr als klamm. Das Geld könnten wir gut gebrauchen, um freiwillige Leistungen zu finanzieren." Ein Stichwort sei die Jugendarbeit.
All das ist der Bürgerinitiative um Anja Scheller bewusst. Die will daher weiter machen mit Veranstaltungen, Demos, Besuch von Gremiensitzungen -- Gegenwind für die Windkraft. Carlo Eggeling
+ Die Grafiken zeigen die Pläne des Kreises zu Windkraftflächen. Besser sind sie auf den Internetseiten des Landkreises zu erkennen.
+ Der Ausschuss tagt am Mittwoch, 5. Juni, 15 Uhr in der Ritterakademie.
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