Keine Lichterfahrt — Bauern sind sauer auf Hannover
von Carlo Eggeling am 25.11.2024Nachvollziehen können es weder die Bauern noch die Bürgermeister in Deutsch Evern und Embsen, Peter Rowohlt und Stefan Koch: Es sei reiner Bürokratismus. Seit zwei, drei Jahren brechen die Landwirte mit ihren Treckern kurz vor Weihnachten zu "Lichterfahrten" auf. Das kommt in den Dörfern gut an, bei der Polizei gibt es keine Beanstandungen, alles lief prima. In diesem Jahr soll es aber gar nicht laufen. Neue Vorgaben aus dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium in Hannover wirken wie Bremsklötze.
In dem Schreiben aus Hannover, das LA vorliegt, geht es kurz gefasst um zwei Punkte: Die Lichterketten widersprächen Sicherheitsaspekten und dem Zweck landwirtschaftlicher Fahrzeuge. Leuchtende Traktoren würden "artfremd" eingesetzt, das ginge nur auf abgesperrten Straßen. Zu dem könnte es sein, dass die Führerscheine der Land- und Forstwirte für solche Fahrten letztlich nicht ausreichend seien. Auf dem Acker und der Straße dürfen sie fahren, aber eben nicht mit Lichterkette.
Landwirtin Bantje Blanck hat die Ausfahrten mit 30 bis 40 Teilnehmern in den vergangenen Jahren mitorganisiert. Die Oerzenerin versteht nicht, was plötzlich anders sein soll. In Corona-Zeiten seien die Ausflüge im Wortsinn ein Lichtblick gewesen. Man habe alles so angelegt, dass man gegen 16 Uhr losfahre und Kinder die bunten Maschinen angucken können.
Ja, es habe Beschwerden gegeben. "Aus Heinsen, weil wir da nicht langgefahren sind", sagt die Landfrau. Eben das wolle man anders machen. Bis auf kleines Stück in Melbeck-Embsen gehe es nur über Nebenstrecken. Wie gesagt, ohne Probleme bisher. Man habe das Ganze als Demonstration angemeldet beim Landkreis. Aus anderen Regionen wisse sie, dass Landkreise solche Fahrten genehmigt hätten.
Doch Kreis Lüneburg verweist auf die Hannoveraner Rechtsauffassung und sagte Nein. Der Umweg über die junge Tradition funktioniere nicht, ergibt sich aus einem Schreiben der Kreisverwaltung: "Da das niedersächsische Wirtschaftsministerium diese Lichterfahrten nicht als Brauchtumsveranstaltung ansieht, kommt für eine solche Lichterfahrt keine Vollsperrung klassifizierter Straßen in Betracht."
In einem Brief aus dem Samtgemeinde-Rathaus Ilmenau fasst Bürgermeister Peter Rowohlt kurz zusammen, wie man die Haltung des Ministeriums empfindet: "Die Spaß-Befreiung aus Hannover. Es ist zum Heulen". Eine Gefahr sei nicht gegeben: "Der Lichterzug ist meilenweit zu sehen. Hier stehen die Leute an der Straße und applaudieren."
Inzwischen haben die Akteure die Politik eingeschaltet, vielleicht lässt sich doch noch eine Lösung finden. Die Menschen auf dem Land würden sich freuen. Carlo Eggeling
Kommentare
am 25.11.2024 um 13:21:05 Uhr
Bantje und ihre Kollegen haben den zeitlichen Aufwand auf sich genommen um allen eine Freude zu machen.
Durch irgendwelche aus der Schublade gekramten angeblichen Richtlinien wird dieses unterbunden. Echt zum kotzen.
am 25.11.2024 um 18:44:55 Uhr
Ich hoffe das auch dieses Jahr wieder, Kinderaugen und Traktoren leuchten werden.
am 26.11.2024 um 09:06:36 Uhr
Was für eine schöne Stimmung und viel Freude hat die Lichterfahrt bei uns im Berliner Ring die letzten Jahre verbreitet.
Ich hoffe sehr, daß man sich besinnt und wichtigere Dinge regelt, als solche „Lichtblicke“ und Aktionen!!!