Lüneburg, am Donnerstag den 15.05.2025

Kinderspeisekarten: Zu viel Frittiertes, zu wenig Vielfalt -

von Verbraucherzentrale Niedersachsen / Winfried Machel am 14.05.2025


Verbraucherzentralen fordern mehr Auswahl für Kinderteller

· Nur rund ein Viertel der getesteten Kindergerichte überzeugt im bundesweiten Marktcheck der Verbraucherzentralen

· Oft fehlt die Auswahl: Standardgerichte sind Schnitzel, Nudeln und Nuggets

· Es braucht dringend mehr Gemüse, Vollkorn und Vielfalt auf Kinderkarten

Hannover, 14.05.2025 – In Deutschland wird immer häufiger außer Haus gegessen. Dazu gehört auch der Restaurantbesuch mit der Familie. Wie ausgewogen Kinderteller sind, haben die Verbraucherzentralen in einem bundesweiten Marktcheck anhand von 100 Kinderspeisekarten überprüft.

Auf zwei Dritteln der geprüften Kinderkarten finden sich Schnitzel, sehr häufig serviert nur mit Pommes. Etwa die Hälfte der Restaurants bietet für Kinder Nudeln an, 40 Prozent servieren Nuggets. Von den erfassten 456 Gerichten sind fast 40 Prozent vegetarisch. Dabei handelt es sich jedoch häufig lediglich um einen Teller Pommes. Dementsprechend fällt auch die Bewertung der Gerichte durch die Verbraucherzentralen eher negativ aus: Drei Viertel werden neutral oder als eher unausgewogen beurteilt, nur rund ein Viertel der Gerichte erreicht eine positive Bewertung im Marktcheck. Sie überzeugen zum Beispiel mit Gemüse, Vollkornprodukten oder mit naturbelassenem Fleisch oder Fisch. Am schlechtesten schneidet ein paniertes Schnitzel mit Pommes frites und Champignon-Rahm-Soße ab, wohingegen Gerichte wie Vollkornnudeln mit frischer Tomatensoße und Parmesan am besten abschneiden.

Gemüse: Fehlanzeige
Während die untersuchten Restaurants mehr als ein Drittel der Gerichte mit Pommes als Beilage anbieten, gibt es nur zu jedem zehnten Gericht eine Gemüsebeilage oder einen Salat. Constanze Rubach, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, erklärt: „Kinder sollten beim Restaurantbesuch die Möglichkeit erhalten, Gemüse auszuwählen und am besten selbst zu entscheiden“. So können verschiedene Beilagen zum Zusammenstellen das Restaurantessen für Kinder attraktiv machen. Zum Überbrücken der Wartezeit eignen sich auch kleine Gemüseportionen zum Knabbern, beispielsweise Karottensticks mit Dip.

Extras: nicht immer eine positive Überraschung
Einige Restaurants bieten in ihren Kinderspeisekarten kleine Geschenke oder Überraschungen zu jeder Bestellung an. Während Ausmalbilder oder Rätsel eine schöne Beschäftigung sein können, treiben Extras wie Softdrinks, Eis oder Süßigkeiten den Zuckerkonsum in die Höhe. Besonders ärgerlich: Wenn süße Getränke oder Naschereien automatisch zum Kindermenü gehören.

Ausgezeichnet: Kleine Portionen der Erwachsenen-Speisekarte
Viele Kinderspeisen tragen kreative Namen wie „Leuchtturmwärter“ oder „Schneewittchen“, die die Auswahl spielerischer gestalten. Für mehr Transparenz bieten alle Restaurants außerdem detaillierte Beschreibungen der Gerichte. In 9 der 100 Restaurants fällt der „Räuberteller“ positiv auf: Ein leerer, kostenloser Teller, der es Kindern ermöglicht, Portionen von den Tellern der Eltern zu "räubern" und zu probieren. Damit lassen sich auch die Kosten für ein separates Kindergericht sparen. Auch die Möglichkeit, alle regulären Gerichte in einer kindgerechten, kleinen Variante zu bestellen, erweitert das Kinderangebot auf einfache Weise – immerhin ein Restaurant bietet dies im Check an.

Verbraucherzentralen fordern: Kinderteller mit Qualität

„Es geht nicht darum, Klassiker wie Pommes zu verbannen, sondern das Angebot für Kinder ausgewogen zu erweitern“, sagt Rubach. Dafür braucht es aus Sicht der Verbraucherzentralen ein Umdenken der Gastronomie: Mehr Vielfalt, mehr Gemüse, mehr Vollkorn, dabei weniger Frittiertes. Die Verbraucherzentralen haben auf ihrer Internetseite Tipps, wie eine ausgewogene Kinderspeisekarte aussehen könnte und worauf Eltern achten können.

Hintergrund des Marktchecks

Im Rahmen einer bundesweiten Online-Recherche im Februar 2025 haben die Verbraucherzentralen 100 Speisekarten von Restaurants mit Kindergerichten analysiert. Dabei wurde eine breite Auswahl in (Groß-)Städten und ländlichen Regionen berücksichtigt – von kleinen, inhabergeführten Betrieben bis hin zu überregionalen Restaurantketten.

Die Bewertungsgrundlage waren die in der Speisekarte genannten Komponenten der Gerichte. Diese wurden einzeln bewertet und miteinander verrechnet. Angelehnt an die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gab es Minuspunkte jeweils für frittierte Fleisch- und Fischprodukte, frittierte und besonders fetthaltige Stärkebeilagen (z. B. Pommes Frites, gebratener Reis), sahnige Soßen, Überbackenes sowie Speisen ohne Obst- oder Gemüseanteil. Süße Hauptgerichte wie Pancakes oder Milchreis wurden ebenfalls negativ bewertet. Pluspunkte erhielten Gerichte mit Obst oder Gemüse, naturbelassenem, magerem Fleisch oder Fisch ohne Panade, Beilagen wie Kartoffeln, Reis oder Nudeln ohne zusätzliches Fett sowie Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Co.

Weitere Informationen und alle Ergebnisse zum Marktcheck:
https://www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/mc-kinderspeisekarten

Anmerkung der Redaktion:

Hier ist ein Ranking von typischen Gerichten, die Kinder besonders gerne essen, wenn sie mit ihren Eltern im Restaurant sind – basierend auf Beliebtheit und Häufigkeit auf Kinderkarten in Deutschland:

🥇 1. Pommes mit Chicken Nuggets oder Schnitzel
Warum beliebt? Knusprig, mild gewürzt, leicht zu essen.

Varianten: Kinderschnitzel, Fischstäbchen.

🥈 2. Spaghetti Bolognese
Warum beliebt? Tomatig, einfach, vertraut.

Bonus: Manche Restaurants bieten „kleine Portionen“ der Erwachsenen-Bolognese.

🥉 3. Pizza Margherita oder Salami
Warum beliebt? Flacher Teig, milder Käse, klare Zutaten.

Gut zu teilen: Ideal, wenn mehrere Kinder dabei sind.

4. Pfannkuchen mit Apfelmus oder Nutella
Süßspeise als Hauptgericht, oft auf der Kinderkarte.

5. Hamburger (Kindervariante)
Klein, oft ohne viel Soße oder Salat – genau richtig für kleine Hände.

6. Fischstäbchen mit Kartoffelpüree
Mild im Geschmack, beliebt bei Kindern, die keinen Fleisch-Fan sind.

7. Maultaschen / Nudeln mit Butter und Käse
Besonders im Süden Deutschlands sehr verbreitet.

8. Würstchen mit Kartoffelsalat oder Brot
Klassiker, besonders in traditionellen Restaurants oder Biergärten.

9. Kaiserschmarrn (oft als Haupt- oder Nachspeise)
Süßes Gericht, beliebt in Alpenregionen.

10. Kinderteller „alles gemischt“
Oft aus verschiedenen Beilagen zusammengesetzt: etwas Gemüse, etwas Fleisch, etwas Reis oder Nudeln – meist speziell für wählerische Esser.

„Jetzt VERKAUF deinem Kind einmal Gemüse im Restaurant – und schau zu, wie es plötzlich kein Hunger mehr hat.“

© Fotos: Bild von Frank Rietsch auf Pixabay


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