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Lüneburg, am Freitag den 30.05.2025

Kisten voller Musik Jürgen Thiele unterstützt seit zehn Jahren Übungeräume für Bands

von Carlo Eggeling am 09.12.2024


Ein klingendes altes Wort beschreibt es ganz gut: Mäzen. Also jemand, der wohlhabend ist, unterstützt Kultur und Kunst, ohne einen Nutzen zu haben. Auf den Lüneburger Jürgen Thiele trifft es zu. Thiele gründete vor Jahrzehnten die Firma Profi Musik, kleine Anfänge, in denen der gelernte Radio- und Fernsehtechniker für Bands in der Region Anlagen aufbaute, den Ton mischte. Das Unternehmen wuchs, große Festivals, Veranstaltungs- und Tontechnik für Theater und auch die Elphi. Mit 60 trennte sich Thiele von seiner Firma, er übergab sie an seine Mitarbeiter; als ewig kreativer Kopf schlug er ein neues Kapitel auf: eine Treuhandstiftung, die Musiker helfen sollte. Übungsräume und Technik.

Aus der Idee wurden Kisten voller Musik, die sich zwischen Lüne-Park und Bockelmannstraße verkeilen: Mit fünf Räumen ging es bei Let's rock los, heute sind neun. Jetzt, mit 71 Jahren, kann Jürgen den zehnjährigen Geburtstag seines Projekts feiern. Das hat sich verändert, doch geblieben ist: Ein ganzer Schwung von um die 20 Bands probt dort.

Jürgen Thiele hat sich früh einen Partner gesucht, die Sparkassenstiftung. Ohne die sähe die Kultur in der Region ärmer aus. Kulturbäckerei, Kunstarchiv, Galerie und Bühne im Glockenhof, Zuschüsse für Projekte, Literatur, Ausstellungen. Ein Motor, ein Fundament. Chef dort ist Carsten Junge. Junge und Thiele haben sich zusammengetan.

Hat Thiele zunächst allgemein Übungsräume unterstützt, wandelt sich das Vorhaben, die Sparkassenstiftung übernimmt Gebäude, und Thiele wechselt mit seinem Engagement zum Projekt 1000 Steine, das damals ums Überleben kämpft. Das Ergebnis: Ein Zentrum für Rock und Co.
  
Blättern wir kurz zurück. Als Alternative zu Alkohol und Drogen hatte Bernd Loehn 1989 nach skandinavischem Vorbild das Rockprojekt 1000 Steine in Lüneburg gegründet. Nachdem Bands mit skurrilen Namen wie „Baronesse von Presswurst“ erst im alten Jugendzentrum an der Katzenstraße proben konnten, zogen sie 2001 an die Konrad-Zuse-Allee 10 im Lünepark um – die Sparkasse hatte einen ehemaligen Bunker mit rund 250 Quadratmeter Fläche zum Probenraum umgebaut und zur Verfügung gestellt. 2013 übernahm die Drogenberatungsstelle des Diakonieverbandes die Trägerschaft. Nach dem Tode Bernd Loehns folgte ihm Achim "Maschi" Pelz als Leitung, schließlich übernahm Michael "Eddy" Büttner den Job, der viel mit Ehrenamt zu tun hat.

2019 verkaufte das Geldhaus die Immobilie, dem Projekt drohte die Obdachlosigkeit. Jürgen Thiele und seine Stiftung kommen ins Spiel. Mit Carsten Junge von der Sparkassenstiftung wächst die Idee, an den bestehenden Komplex eben auch die 1000 Steine rollen zu lassen. So reckt sich ein dritter Teil empor. Musiker zwischen 14 und Mitte 20 erhalten die Chance, Instrumente in die Hand zu nehmen. Für die Räume zahlen sie eine geringe Miete, mehrere Formationen teilen sich jeweils einen Raum. Wichtig: Der Geldgeber nutzte sein Wissen und seinen großen Kreis von Freunden und bekannten Handwerkern, so blieben die Kosten überschaubar, mehr Bares konnte in die Ausstattung fließen.

Thiele und Junge loben den Einsatz des damaligen Oberbürgermeisters Ulrich Mädge, der an viele Stellen half, dass eben nicht nur Klassik und Theater, sondern auch der Nachwuchs Chance und Raum bekam.

Zurück zum Anfang. Mäzen. Vielleicht noch ein bisschen Grundgesetz, Artikel 14: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen." Viele in dieser Stadt, die viel haben, denken eher wenig an diese Verpflichtung. Thiele und Junge sind sich einig, das könnte anders sein: "Nachahmer finden wir gut."  Carlo Eggeling

© Fotos: Jürgen Thiele


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