Lüneburg, am Dienstag den 04.11.2025

Kleine Bühne, große Meinung Das große Fordern

von Winfried Machel am 20.09.2025


Kaum hat man morgens den ersten Kaffee in der Hand, blinken sie schon auf: die täglichen Pressemitteilungen aus dem politischen Maschinenraum. Und immer wieder dieses Zauberwort: „Wir fordern …“

Diese drei Silben sind der Lieblingszauberspruch der Parteien. Sie klingen nach Entschlossenheit, sind aber so risikofrei wie ein Sonntagnachmittagsspaziergang. Gefordert wird alles: mehr Radwege, weniger Bürokratie, ein schnellerer Ausbau von Kita-Plätzen und mehr Sicherheit.

Erst letzte Woche war es wieder so weit: Gleich drei Fraktionen im Rat forderten – unabhängig voneinander, aber fast wortgleich – dass die Stadt „endlich“ mehr für die Sicherheot und Sauberkeit der Stadt tun möge. Ein bisschen wie in einem Kinderchor: alle rufen dasselbe, nur in anderer Stimmlage.

Das Problem: Fordern kann jeder. Umsetzen ist schwerer. Wo bleibt das klare „Wir machen“? Das wäre ein echter Paukenschlag. Bis dahin bleibt der Eindruck: Fordern ist die Währung derer, die gerade nichts entscheiden können – oder wollen.

Vielleicht wäre es an der Zeit, dass nicht nur gefordert wird, sondern auch geliefert. Lüneburg hätte es verdient.

Winfried Machel

© Fotos: Pixabay Beispielfoto


Kommentare Kommentare

Kommentar von Peter Bütow
am 20.09.2025 um 14:25:39 Uhr
Das nenne ich mal einen gelungenen Zwischenruf, Herr Machel. Ich gratuliere!

Was Lüneburg angeht, bieten Sie andererseits eine Plattform, auf der selbst die dullsten „Forderungen“ der von Ihnen markierten Güteklasse aus der Feder von schamlosen Serienselbstvermarkter*inne*n im Fließbandservice eine Miniaturbühne erhalten.

Das eine, was ich wünsche, das andere, was ich tu?

Können auch Privatartisten bei Ihnen Pressemeldungen schalten lassen? (Ich möchte Bundespräsident werden, also fordere ich dies und fordere das in Dauerschleife, damit man mich wahrnehme und kenne.) Oder gibt es eine Grenze zwischen Relevanz und Irrelevanz? Wo verläuft diese Linie der Bedeutsamkeit nach Ihrem Dafürhalten genau?
Antwort von Lüneburg Aktuell
am 21.09.2025 um 14:59:19 Uhr
Lieber Herr Bütow,

danke für Ihr Lob – und für die freundliche Provokation. Sie haben recht: „LÜNEBURG AKTUELL“ ist keine Litfaßsäule für endlose Selbstvermarktung, sondern eine Bühne für Themen, die unsere Stadt bewegen.

Nicht jeder private Wunsch, so originell er auch sein mag (selbst der nach dem Bundespräsidentenamt), schafft es deshalb automatisch auf unsere Seite. Wir fragen immer: Ist das für Lüneburg relevant – oder nur für den Absender?

Sie haben mit Ihrem Kommentar genau das getan, was wir wollen: Sie haben eine Debatte angestoßen. Und die gehört, anders als der bloße Ruf „Ich fordere!“, definitiv auf die Bühne.


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