Kleine Bühne, große Meinung Weckdienst Laubbläser
von Winfried Machel am 14.10.2025Waren das noch herrliche Zeiten, als die Friedhofsmitarbeiter morgens mit Besen und Rechen leise durch die Anlagen schlichen. Ein sanftes Scharren, ein paar Tauben flatterten auf, und wer Glück hatte, konnte als Rentner gemütlich weiterschlummern. Heute dagegen hat man Glück, wenn man vor dem ersten „BRRRRRRRR“ des Laubbläsers wenigstens den Kaffee in die Tasse bekommt.
Punkt sieben Uhr: Die Motorsymphonie beginnt. Die Maschinen sind vollgetankt, die Männer gut gelaunt – und die Anwohner hellwach. Wer braucht schon einen Wecker, wenn der kommunale Laubbläser-Service so zuverlässig funktioniert?
Sie sind übrigens wieder zurück aus dem Süden. Die Laubbläser. Kaum ist der Herbst da, landen sie wie Zugvögel – nur lauter. Und während andere Vögel singen, röhren sie.
Man könnte fast meinen, das Gerät wurde nicht zum Laubblasen, sondern zur Bevölkerungserweckung erfunden. Und als Bonus gibt’s gleich noch eine Portion Feinstaub frei Haus – oder besser gesagt: frei Lunge.
Natürlich: Effizienz, Zeitersparnis, moderne Technik. Aber während der Laubbläser seine Oper aufführt, träumen manche von einer Welt, in der ein Besen einfach ein Besen war – und nicht ein Relikt aus einer ruhigeren Epoche.
Frage der Woche an die Verwaltung:
Ist der morgendliche Laubbläser wirklich unverzichtbar – oder darf man künftig wieder auf die gute alte „Besenzeit“ hoffen?
Schlussgedanke:
Früher kehrte man den Friedhof sauber – heute kehrt man die Nachtruhe gleich mit weg.
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