Lüneburg, am Montag den 07.07.2025

Königswechsel an der Ilmenau

von Carlo Eggeling am 10.06.2024


Lüneburger Gesichter (61)
In lockerer Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Thronwechsel
Keno ist der neue Schwule Heidekönig. Er übernimmt das Amt nach kurzer Regentschaft von Adam Hassan

Regierungswechsel ist nicht nur in der großen Politik ein Thema, auch in der lokalen Monarchie gibt es einen Wechsel: Der Schwule Heidekönig Adam dankt ab, Keno Laun folgt ihm auf dem Thron. Keno sagt: "Ich bin da reingestolpert oder gefallen. Ich war Adjudant, dann habe ich übernommen." Wie das so ist in Königshäusern, die sind auch ohne Wahlen handlungsfähig. Allerdings läuft es -- glücklicherweise -- begrenzt autokratisch: "Im Hintergrund hat der Ältestenrat Ja zu mir gesagt." Denn hinter dem Mann mit der Krone steht ein Thronrat: Freunde und Mitstreiter, die vieles organisieren, damit das Projekt läuft.

Wie auch Adam arbeitet Keno in der Psychiatrischen Klinik, auch er ist durch Schicht- und Wochenenddienst arg gefordert, deshalb sagt er klar: "Ich muss sehen, wie ich das mit Terminen schaffe." Keno setzt auf einen kooperativen Regeierungsstil: Queen Mum, bürgerlich Dirk Ahrens, organisiert gemeinsam mit anderen den Auftritt des Repräsentanetn der queeren Szene. Ein Adjutant unterstützt den König, künftig soll daraus ein Stab werden. Einer in der Gruppe ist Nils.

Zur Regentschaft zählen Fahrten zu Festen mit anderen Majestäten, es gibt Heide-, Wurzel-, Kartoffel- und Apfelköniginnen, dazu Christopher Street Days, grelle Umzüge der Gemeinschaft mit politischem Hintergrund, und dazu Termine etwa bei der Landesregierung in Hannover oder jetzt ein Treffen mit Jakob Blankenburg. Der SPD-Bundestagsabgeordnete hatte in den Reichstag in Berlin eingeladen.

Keno ist ein Transmann, passt daher nicht ganz ins, wenn an so will, klassische Bild des Schwulen Heidekönigs. Doch da die Gemeinschaft für Freizügigkeit und entsprechende eigene Identitäten steht, passt es am Ende doch. Eben das gefällt auch Keno.

Der 34-Jährige will einen volksnahen Umgang pflegen und das Gespräch suchen. Allerdings nicht als Missionar: "Ich muss keinem auf den Keks gehen." Wer sich nicht mit Fragen der Selbstdefinition von nonbinär über trans bis homosexuell beschäftigen möchte, müsse es nicht. Sein Vergleich: "Ich interessiere mich nicht für Fußball, warum soll ich mich damit auseinandersetzen? Es geht darum, nicht den Respekt dem anderen gegenüber zu verlieren." Dieses gegenseitige Verständnis könne man bei Festen ganz gut pflegen. Es klingt nach leben und leben lassen: "Hauptsache, wir gehen gut miteinander um. Wie alle arbeiten wir, haben Familien und Hobbys."

Gleichwohl sei es wichtig, politisch Stellung zu beziehen und für Toleranz und Akzeptanz einzutreten -- in Zeiten, in denen Menschen, die anders lieben und das selbstverständlich öffentlich leben, angegriffen werden, gelte es, Stellung zu beziehen. Deshalb hat Keno sich sehr gefreut, dass Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch das gemacht hat, was Normalität zeigt: Die Wahl des Schwulen Heidekönigs lief erstmals im Rathaus, im Fürstensaal, und damit im vornehmsten Raum, den das Lüneburger Bürgertum zu bieten hat. Klare Sache. Und nun selbstverständlich. Carlo Eggeling

Das Bild zeigt den Besuch in Berlin: Abgeordneter Jakob Blankenburg (l.) mit König Keno und Adjutant Nils am Reichstag.

© Fotos: Blankenburg


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook