Lüneburg, am Mittwoch den 30.04.2025

Konten für eine Zukunft — für Zuwanderer und Bank

von Carlo Eggeling am 28.04.2025


Ohne Konto lief bislang nichts, wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, braucht eine Bankverbindung. Leistungen des Staates werden überwiesen, anderes wird abgebucht. Was für Einheimische selbstverständlich ist, wird für Zugewanderte schwierig -- es geht um Verständigung. "Die Sprache ist ein Problem, aber auch die Technik, dazu kommen Papiere", sagt Michael Fisse. Der Leiter der Abteilung Regionale Beratung für Privatkunden der Sparkasse und seine Kollegin Sandra Becker, kennen das seit Jahren. Auch wenn jetzt die Bezahlkarte kommt, bleibt ihr Angebot weiter wichtig und nötig. Denn nach einer gewissen Zeit, wenn sich der Status des Flüchtlings ändert, benötigt er natürlich ein Konto -- wie jeder andere auch.

Nicht alle, die kommen, sprächen Englisch, sagt Fisse. Manches könne man mit Händen und Füßen "übersetzen", doch das reiche meistens nicht. Sprachautomaten in den 17 Filialen helfen oder das Sprachprogramm im Handy. Mit der Verständigung sei aber nicht alles gelöst: "Wie bei jeder Kontoeröffnung benötigen wir gültige Legitimationspapiere, also Meldeadresse, Reisepass und in diesen Fällen eine Aufenthaltsgestattung. Kopien reichen nicht, es müssen die Originale sein."

Daher arbeite man mit den Meldebehörden zusammen, um solche Fragen zu klären. "Wir geben den Kunden ein Schriftstück mit samt Termin, so dass die Ämter die Unterlagen rausgeben." Geprüft werde auch, ob Kontobewerber möglicherweise einen Namen tragen, der auf einer "Terrorliste" stehe, denn es könne sein, dass derjenige von den Sicherheitsbehörden als gefährlich eingestuft werden: "Das ist aber ein gängiges Verfahren, es gilt für alle Kunden." Bislang habe man keine Verdächtigen gefunden.

Bestimmte Leistungen seien ausgeschlossen, wie stets, wenn jemand Sozialleistungen beziehe: Ein Kredit gehe nicht, weil Sicherheiten fehlten, ebenso sei es nicht möglich, Wertpapiere oder ein Depot anzulegen.

Für die Sparkasse sei die Hilfe nicht nur ein Service, der zwar aufwendig sei, sich aber als kommunales Geldinstitut aus dem Selbstverständnis heraus erkläre, sagt Fisse. Der 39-Jährige ergänzt um das, was naheliegt: "Wir haben es mit Kunden von morgen zu tun. Viele bleiben, sie arbeiten, kaufen vielleicht ein Haus oder gründen ein Unternehmen." Es kämen ganz unterschiedliche Menschen, nicht wenige hätte bereits in ihrer Heimat als Unternehmer gearbeitet. Frühzeitig an der Seite derjenigen zu stehen, schaffe Vertrauen. Auf beiden Seiten.

Zu Hochzeiten der Zuwanderung habe das Haus für Flüchtlinge im dreistelligen Bereich Konten eröffnet, für die Menschen in Sumte, der inzwischen nach Scharnebeck verlagerten Flüchtlingsunterkunft des Landkreises, bot die Filiale in Neuhaus einen Service an. Im Moment seien die Zahlen rückläufig.

Wenn nun die staatliche Bezahlkarte eingeführt werde, bräuchten die Betreffenden erst einmal kein Konto: Die Karte, die die Behörden verteilen, soll beispielsweise wie eine Bankkarte beim Einkauf benutzt werden, Bargeld könne man am Automaten bis zu einem bestimmten Betrag im Monat ziehen.

Doch wer länger bleibe, einen anderen Aufenthaltstitel erhalte, komme ohne Bankverbindung nicht klar. Wie jeder andere auch. Kontogebühren müssen die neuen Kunden selbstverständlich auch zahlen, in der Regel nutzen sie das günstigste Angebot. Das sind fünf Euro im Monat und 50 Cent pro Überweisung. Fisse sagt: "Die Sparkasse spendet die Gebühren aber für soziale Projekte."

Bankverbindung bedeute oftmals ein bisschen mehr: "Wir kommen miteinander ins Gespräch, wir hören, wie jemand nach Deutschland gekommen ist und warum, wie es bei ihm zu Hause aussieht." Wenn es gut läuft, erleben die Flüchtlinge ein Stück einer neuen Heimat, in der sie nun ankommen. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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