Lüneburg, am Mittwoch den 01.10.2025

Kritik der Bürger bleibt + Stadt konkretisiert Zahl der Wohnungen

von Carlo Eggeling am 01.10.2025


Stadt und Investor haben am Montag das geplante Bauprojekt am Schanzenweg umfangreich im Bauausschuss vorgestellt. Bislang war die Rede davon, dass insgesamt rund 100 neue Wohnungen entstehen. Die Zahl bezog sich auf einen Neubau zum Schanzenweg und den ehemaligen Gewerbehof Krautwald, der vom Neuen Tore aus zu erreichen ist. Dort soll im Bestand gebaut werden, also die Gebäude werden entsprechend umgebaut und modernisiert.

Die Stadt merkt auf einen Beitrag von LA zum Ausschuss an, dass der Begriff von "mehr als 100 Wohnungen" falsch ist. Die Pressestelle schickt folgenden Text: "Richtig ist: 83 Wohnungen werden in einem Neubau errichtet. 15 Wohnungen entstehen im Bestand, sprich, sie werden aus jetzigen Gewerbeflächen umgewandelt und nicht neu gebaut." LA dankt für die Konkretisierung. Unseres Wissen werden die Gewerbeflächen aktuell überwiegend allerdings nicht zum Wohnen genutzt.

Dass sich die Zahl der Wohnungen entgegen erster Pläne erhöht, da war von rund 40 Einheiten die Rede, hängt damit zusammen, dass die Wohnungen von der Fläche her kleiner ausfallen. Investor Kim Niklas Andersson von der Firma Immowerk erklärte dies mit gestiegenen Kosten, auf die das Frankfurter Unternehmen reagiere. Die Preise seien am Markt kaum durchsetzbar.

Auf den Beitrag zum Ausschuss reagiert auch die Anwohner-Initiative aus dem Gebiet, sie schickt uns folgende Stellungnahme, die wir im Wortlaut veröffentlichen. LA weist am Ende auf Unterlagen hin, die im Bürgerinformationssystem der Stadt abrufbar sind. Carlo Eggeling

Das Schreiben der Anwohner:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns an Sie, um unsere Sichtweise zur letzten Bauausschusssitzung hinsichtlich des Bauprojekts Schanzenweg vor Mönchsgarten darzustellen. Gleichzeitig möchten wir auf unsere laufende Open-Petition: openpetition.hgcgk hinweisen, die mittlerweile von uber 500 Unterstützerinnen und Unterstützern getragen wird.

Obwohl das Thema des geplanten Bauvorhabens in der Bauausschusssitzung von den zuständigen Ratsmitgliedern behandelt wurde, wurde ständig auf eine spätere Bürgerversammlung verwiesen. Aus unserer Sicht ist dies unzureichend, da zentrale Fragen nach wie vor unbeantwortet sind:

Fehlendes geotechnisches Gutachten - es heute liegt kein geotechnisches Gutachten vor. Dieses wäre jedoch die zwingende Voraussetzung, um die Bebaubarkeit der vorgesehenen Grundstücke und die eventuellen Auswirkungen auf das Umfeld überhaupt beurteilen zu können. Dies liegt laut OVG Niedersachsen in den hoheitlichen Aufgaben der Stadt/des Bauamtes der Stadt Lüneburg
Keine Messpunkte - obwohl dies mindestens seit zwei Jahren empfohlen wird
Es existieren bis heute keine zeitlichen Vorgaben für die Einrichtung von Mess-punkten im Bereich Schanzenweg / Mönchs-garten / Launsteinstraße / Bellmannskamp, obwohl dies seit Jahren bekannt ist und als dringend voraussetzend empfohlen wird.

3. Problematik der Bodenbewegungen und Erschütterungen

Das Verkehrsaufkommen in Schanzenweg und der Lauensteinstrasse wurde bewusst vor Jahren reduziert, um Erschütterungen und damit verbundene Schäden zu vermeiden. Dann aus den bisherigen Beobachtungen/Messungen abzuleiten, dass es in dieser Zone zu keinen relevanten Senkungen kam bzw. kommen wird ist aus unserer Sicht fahrlässig. Niemand kann derzeit abschätzen, welche Auswirkungen eine langfristige Belastung/Beschädigung durch schwere Baumaschinen entstehen würde.

4. Fehlende rechtliche Absicherung für

Anwohner

Die verbindliche Vorgabe einer Beweissicherungspflicht für den Bauträger besteht nicht - es gibt lediglich eine unverbindliche Empfehlung.

Damit bleiben betroffene Anwohnerinnen und Anwohner im Schadensfall ohne klare Absicherung. Auf die mehrfache Frage auf die Einrichtung eines Sicherungsfonds wurde nicht eingegangen.

5. Sozialer Wohnungsbau bleibt außen vor . Besonders irritierend war in der Sitzung, dass sich Baurätin Gundermann vor allem um mögliche Mehrkosten für den Bauträger sorgte, anstatt auf die Einhaltung der vorgesehenen Quote von 30 % sozial gefördertem Wohnraums zu bestehen. Der Schutz der vorhandenen Restbestandbauten fand in ihrer Betrachtung überhaupt keine Berücksichtigung. Noch schwerwiegender ist, dass der Bauträger den sozialen Wohnungsbau für dieses Projekt kategorisch ablehnt.

Damit werden nicht nur städtebauliche Ziele, sondern auch gesellschaftliche Verpflichtungen missachtet.

Wir sind der Auffassung, dass die Betrachtung des Projekts nicht nur auf die unmittelbare Nachbarschaft beschränkt werden darf.

Die erweiterte Nachbarschaft muss zwingend einbezogen werden, da Auswirkungen weit über den eng definierten Projektbereich hinaus zu erwarten sind.

Wir bitten die Presse daher um eine kritische Begleitung des Themas, um Transparenz in die Entscheidungsprozesse zu bringen und die berechtigten Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sichtbar zu machen.

Claudia Kunze

Im Auftrag der besorgten Bürger des Schanzenweges/des Bellmannkamps/der Lauensteinstrasse/der Dörnbergstrasse/Vor Mönchsgarten/Ochtmisser Kirchsteig


Unterlagen zum Bauausschuss finden sich unter:

https://buergerinfo.stadt.lueneburg.de/public/to010?SILFDNR=7579&refresh=false

© Fotos: ca / Animation Immowerk/Architektin Axthelm


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