Lüneburg, am Montag den 10.11.2025

Kunstflüsterer trifft den Bildpionier

von Jan Balyon / Christoph Künne am 10.11.2025


Jan Balyon:
Christoph, als jemand, der mit Punkten und Mosaiksteinen Verbundenheit malt, fasziniert mich deine Reise. Von der Dunkelkammer über Photoshop zur KI – drei Welten, drei Sprachen. Was verbindet sie?

Christoph Künne:
Das Licht, Jan. In der Dunkelkammer habe ich gelernt, wie Licht auf Silber tanzt. Mit Photoshop konnte ich diesen Tanz viel besser choreografieren. Und jetzt, mit KI, erschaffe ich neue Tänze. Aber der Rhythmus, die Vision – die kommt immer noch von hier. (tippt sich an die Stirn)
Jan: Du sprichst meine Sprache. Ich erzähle auch immer eine Geschichte in meinen Bildern , nur dass ich sie mit Farbe flüstere. Bei dir sind es Algorithmen. Wie flüsterst du mit einer Maschine?

Christoph: (lacht) Genau so! Es ist ein Dialog. Bei Caispar (www.caispar.de <http://www.caispar.de/>;) und Haibrids (www.haibrids.de) geht es nicht darum, einen Knopf zu drücken. Es ist wie beim lyrischen Surrealismus – du musst wissen, welche Frage du stellst, welche Stimmung du suchst. Die KI ist nur mein mein Atelier, aber ich bin der Kreative.

Jan:
Das erinnert mich an etwas: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit". Gilt das auch für KI-Kunst?

Christoph:
Mehr denn je! Die Leute denken, KI macht alles automatisch. Aber gute KI-Kunst entsteht durch hunderte Iterationen, durch künstlerische Entscheidungen. Viele meiner Projekte haben Jahre gebraucht. Meine KI-Projekte sind genauso intensiv – nur die Werkzeuge haben sich verändert.
Jan: Als Maler, der Menschen und Bewegung malt , interessiert mich: Bleibt in deinen KI-Bildern noch das Menschliche?

Christoph:
Unbedingt. Denn ich bin der Mensch dahinter. Jedes meiner Bilder trägt meine 50 Jahre Kreativ-Erfahrung in sich – die Kindheit in der Dunkelkammer, die Photoshop-Pionierzeit, alle fotografischen Projekte. Die KI verstärkt das nur. Wie deine Punkte, die sich zu Flächen ausbreiten – jeder Punkt ist eine Entscheidung, die zu etwas Größerem führt.

Jan:
Schön gesagt. Du weißt, ich erkläre meine Werke nie, ich überlasse das dem Betrachter. Wie ist das bei KI-Kunst?

Christoph:
Genau dasselbe. Am Ende steht ein Bild, das wirken muss. Ob mit Pinsel, Photoshop oder KI gemalt – wenn es keine Geschichte erzählt, ist es nur Dekoration. Aber man kann natürlich viel mehr über Technik sprechen.
Jan: Von der Dunkelkammer zum Licht der KI – aber die Seele bleibt analog.

Christoph: Immer, Jan. Immer.

Vom Entwicklerbad zur Bilder-KI:

Die Laufbahn des seit 1990 in Lüneburg lebenden Medien-Künstlers und DOCMA Magazin-Gründers Christoph Künne ist ein Spiegelbild der technologischen Umbrüche unseres Metiers. Seine Reise begann in der analogen Dunkelkammer, deren alchemistisches Wesen sein Verständnis für das Bild prägte. Als Photoshop-Pionier übertrug er dieses Wissen in die digitale Sphäre, die er nicht als Bruch, sondern als helle Dunkelkammer mit neuen Werkzeugen begriff.

Seit 2022 wendet er sich KI-Kunstprojekten wie „Caispar“ (www.caispar.de) zu. Für ihn ist die KI die konsequente Fortsetzung: ein Dialog, bei dem der Algorithmus die Chemie ersetzt. Seine Perspektive ist ein Plädoyer für kreative Souveränität. Entscheidend ist nicht die Technik. Wesentlich ist die Vision und die Meisterschaft in der Kuration des Ergebnisses. Die Magie entsteht nicht im Instrument, sondern im Kopf des Anwenders. Christophs Werdegang liefert eine fundierte, unaufgeregte Perspektive auf die aktuellen Umwälzungen – eine Einladung, neue Werkzeuge mit Neugier statt Furcht zu meistern.

© Fotos: Jan Balyon / Christoph Künne


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