Last mit der Last
von Carlo Eggeling am 22.07.2025Aufgespießt
Kuscheln
Ich lese immer wieder von Kuschel-Treffen. Fremde Menschen umarmen und halten sich, um Nähe zu spüren, gerne in größeren Runden. Wobei wir ja mit dem ernsten Spaßmacher Karl Valentin wissen: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. Kann man sich bei so viel Nähe fremd sein?
Sei's drum. Neulich war ich an der Ostsee. Sommer, Sonne, Strand und so. Einige fremde Menschen um mich herum. Familien wirkten sehr vertraut, Papa und Mama planschen mit den Kindern, bauen ein Schiff aus Sand, spielen Ball. Andere wateten durchs Seegras, wir hatten auflandigen Wind, um sich dann ins Meer fallen zu lassen, wieder andere sahen einem Tanz von Segelbooten zu. Sehr jugendfrei.
Vor Travemünde sichten Gäste immer wieder Delle, einen Delphin, der in der Lübecker Bucht seine Wassershow liefert. Ich habe mich gefragt, ob der Säuger das Wasser verlassen und an Land kommen kann. Denn gefühlt ewig lag ein rundes längliches Etwas mit ein wenig Rot umhüllt auf einem anderen Etwas, mit Blau umhüllt. Ich dachte an die Bibel: "Einer trage des anderen Last." Das war irgendwie anders gemeint im Neuen Testament: "Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest."
Manche Versuchung sollte man am Strand besser auslassen. Jugendfrei. Könnte man bei fremd- und bekanntkuscheln bedenken. Delle weiß das. Der blieb im Wasser. carlo
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