Leben in der Brache — Kultur in ehemaliger Buchhandlung
von Carlo Eggeling am 20.08.2025Kultur mittendrin -- in der ehemaligen Buchhandlung am Markt haben Handwerker gut zu tun, in einem Monat wollen Intendant Friedrich von Mansberg und sein Team vorstellen, wie das Theater eine Menge Theater vis-à-vis des Rathauses veranstalten will. Neben dem Theater beteiligt sich die Sparkassen-Stiftung mit der Kulturbäckerei, um das Haus mit Leben zu füllen. Möglich mache vieles das finanzielle Engagement der Uwe-Lüders-Stiftung, sagt von Mansberg. Der Lübecker engagiert sich bereits für Kulturprojekte in Lüneburg etwa in den Ausstellungsräumen über dem Café am Glockenhof.
"TamTam", nennt von Mansberg den Ansatz: Theater am Markt, an dem junges, experimentierfreudiges Theater eine Bühne findet. Andere Akteure kämen dazu, um das leerstehende Haus zu füllen. Fast ein Jahr lang nutze die Kunstszene den Komplex, bis in den Juni 2026. Am 20. September wolle man sich mit einem Tag der offenen Tür vorstellen. Zuvor präsentiert die Wandelwoche vom 5. September an Veranstaltungen im Erdgeschoss.
Nun wirkt das geräumte Haus ziemlich entkernt. Wenn beispielsweise Wirte ein Fest planen, müssen sie zig Auflage in puncto, Brandschutz und Hygiene erfüllen. Wie ist es mit der ehemaligen Buchhandlung? Die Stadt antwortet: Es sei Bauantrag für eine Interimsnutzung gestellt und genehmigt worden. Unten dürfe Theater gespielt werden, im Obergeschoss können Besucher aufs Klo gehen. Auch eine barrierearme Toilette sei vorhanden. Alles habe einen "provisorischen Charakter".
Und: "Das Erdgeschoss verfügt über die nötigen Fluchtwege. Sicherheitsbeleuchtung und eine zugelassene Elektroversorgung wurden eingerichtet. Ein gastronomisches Angebot könnte über einen mobilen Getränkeausschank und ähnliches erfolgen. Dies ist konzeptionell mit dem Theater abgestimmt."
Wie berichtet, hat die Stadt das Gebäude gekauft, dem Vernehmen nach für 2,2 Millionen Euro. Sie will dort Büros auf eigenen Flächen schaffen, um so langfristig zu sparen: Angemietete Räume sollen so aufgegeben werden. Dafür muss sie allerdings ihre eigenen Gebäude etwa an der Reitenden-Diener-Straße sanieren und in die Moderne überführen.
An einem Konzept für den alten Buchhandlungs-Klotz am Markt plant die Verwaltung noch. Investoren aus Lüneburg hatten Interesse an dem Haus und halten die Idee von Kämmerer Matthias Rink und seinen Mitstreitern für ambitioniert. Sie wollten deutlich weniger ausgeben, den 60er-Jahre-Bau abreißen und neu bauen. Büros seien aufgrund des nicht ausreichenden Tageslichteinfalls nur schwierig in der jetzigen Form umzusetzen. Zudem stünden Millionen-Investitionen an, um das Haus auf Vordermann zu bringen.
Angesichts des tiefroten Haushalts -- könnte es eine Überlegung sein, das Haus wieder zu verkaufen, um Geld in die Kasse zu bekommen und eben nicht Millionen in den Komplex zu stecken? "Nein", heißt es von Rink aus dem Rathaus: "Die Hansestadt Lüneburg verfolgt weiterhin das Ziel, das Gebäude zu ertüchtigen und unter Berücksichtigung eines effizienten und modernen Büroraumnutzungskonzeptes zu aktivieren." Carlo Eggeling
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