Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Leuchten und verlöschen

von Carlo Eggeling am 07.05.2023


Meine Woche

Leuchtturm. Flackert



Leuchturm klingt immer toll. In der tosenden Weite des Meeres eine Orientierung. Hell und strahlend. So etwas möchte der grüne Ratsherr Pascal Mennen auch in Lüneburg haben. Aus dem Schatten von St. Johannis solls weit ins Land leuchten. Die dortige Förderschule soll so entwickelt werden, dass Kinder und Eltern sich mit dem Angebot wohlfühlen. Ein Leuchtturmprojekt. Nun müsste das Konzept der alten Schule allerdings in absehbarer Zeit abgewrackt werden. Das ist Linie von Grünen und SPD in Hannover. Denn die Kapitäne dort wollen, dass Inklusion in den normalen Schulbetrieb schippert und dort Alltag wird.



Die Betroffenen finden diesen Kurs nicht schön. Wähler ist Wähler, also sollte Lüneburg im vertrauten Hafenbecken dümpeln, den alten Dampfer etwas aufhübschen. Doch der Nostalgie-Hafen hat ein Problem. Die SPD im Rat machte das, was Herr Mennen vorher hätte klären können, sie stellte eine Anfrage an das Kultusministerium in Hannover. Dort herrscht Admiralin für Bildung, Julia Willie Hamburg über die Seekarten. Eine grüne Parteifreundin des heimischen Streiters. Man denkt ja, dass die zwei beiden miteinander reden, bevor einer in See sticht.



Scheinbar nicht. Pascal Mennen hat keine Chance als Leuchtturmwärter, denn Frau Hamburgs Crew antwortet kurz und knapp: "Das skizzierte Projekt ist so schulrechtlich nicht genehmigungsfähig." Fand man schon auf der Titanic doof, sehenden Auges auf Eisberge zuzusteuern. Egal, welchen Weg man für richtig hält, um junge Menschen mit Beeinträchtigungen zu fördern, für einen Schulpolitischen Sprecher liegt die Einschätzung nahe: Schiffbruch.



Noch so ein Leuchtturm soll der Marienplatz werden. Vergangenes Wochenende versuchte sich eine Gruppe namens Parents for Future daran. Sich selbst gefielen die Mamas und Papas sehr mit hinreißenden Zeilen bei Facebook: "Eindrücke von der 'Oase' Marienplatz: Wie schön es dort sein kann, wo normalerweise nur Autos parken zeigten letzten Samstag die Parents For Future Lüneburg. Es wurde u. a. getanzt, jongliert, Lastenrad gefahren, Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und Ideen gesammelt, was aus dem Parkplatz werden kann."



Nun ja. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Vergangenes Jahr galten Holzhackschnitzel, eine rostige Klangschale und Predigten auf Plakatwänden als wegweisend. Dieses Mal wirkte es ähnlich, dafür reicht schon ein Blick auf die Fotos. Oase. Aha. Dräut die Zukunft so schlimm? War das ein Vorgeschmack auf das Wohnzimmer Innenstadt? Zu wenig Parkplätze? Nee, wir müssen so nicht mal mehr über gute Fahrradrouten in die Stadt reden -- wer sollte noch kommen? Leuchtturm der langen Weile?

Die Eltern für die Zukunft -- oder augenscheinlich die Großeltern -- könnten an die Sponti-Zeiten der eigenen Jugend denken: Unterm Pflaster liegt der Strand. Ein bisschen revolutionärer darf's, nein muss, es sein. Andere Städte beweisen das.



Es gibt einen Job, den Eltern und Großeltern gut übernehmen: das Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten. Jetzt habe ich gelesen, Schlaufüchse nutzen künftig die berühmte Künstliche Intelligenz, um per Programm eine auf die Kinder zugeschnittene Geschichte kreieren zu lassen, da kann das Kind selber zum Helden werden. Es weiß früh, um wen sich die Welt zu drehen hat. Ich.



Bücher vorlesen, die von Helden wie Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Tom Sawyer und Huck Finn und Damals war es Friedrich handeln und erzählen. Lesen, nachfragen und erklären. Das wäre dann ein Leuchtturm mit einem sicheren Hafen. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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