Lüneburg, am Dienstag den 16.04.2024

LoCarlo: „Ich kann mich schnell in Themen einarbeiten“

von Winfried Machel am 16.09.2022


>Der neue Sozialdezernent empfindet sich zu Beginn seiner Amtszeit als „Krisenmanager“. Florian Forster sieht sein Fundament auch in „kompetenten Mitarbeiterinnen“. Ein Gespräch

Florian Forster heißt der neue Dezernent im Rathaus. Vom 1. November an zeichnet er verantwortlich für Soziales, Bildung, Jugend, Sport und Kultur. Der Rat wählte ihn am Donnerstagabend in geheimer Wahl mit einer Mehrheit von 27 Stimmen, elf Politiker sagten Nein, einer enthielt sich. Die SPD-Fraktion hatte sich gegen den gebürtigen Münchner ausgesprochen, der jetzt die Stabsstelle Programmbüro "Themenfeld Familie & Kind" beim Bremer Finanzsenator leitet, da geht es um die „Verbesserung von Abläufen zum Wohle der Bürger“.
Die Genossen stellten die Kompetenz des 42-Jährigen infrage: Anders als in der Stellenanforderung beschrieben, weise er kein Studium und keine praktischen Erfahrungen im Sozialen vor. Die anderen Fraktionen sahen es anders, der Mann, der auf Vorschlag von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) nominiert worden war und sich im Vorfeld als "durch und durch grün" bezeichnete -- er kam in grünen Socken --, sei der richtige Mann. Das befanden neben den Grünen, Vertreter von CDU, FDP und Linken sowie der Basis. Am Freitag war Forster telefonisch im Rathaus zu erreichen.

?? Herr Forster, der Empfang war von Kritik begleitet, die Sozialdemokraten sprachen sich gegen Sie aus. Wie gehen Sie damit um?

!! Forster: Ich bin nicht nachtragend, das habe ich am Abend bereits im Rat gesagt. Ich möchte mit allen zusammenarbeiten, dazu lade ich auch die SPD ein. Grüne, CDU und FDP haben die Messlatte mit ihrem Vertrauen hochgehängt, sie trauen mir viel zu. Ich bin sicher, das Vertrauen zu erfüllen.

?? Ein Vorwurf lautete, Sie könnten kein Studium, keine praktische Arbeit im Sozialen vorweisen. Wie wollen Sie die vielen Herausforderungen bewältigen, die in diesem Bereich liegen?
!! Forster: Ich kann mich sehr schnell in Themen einarbeiten, das habe ich auch in der Vergangenheit getan. Ich bin da zuversichtlich, zudem habe ich viele kompetente Mitarbeiterinnen, wie ich feststellen konnte. Und: Mit meinen Qualifikationen erfülle ich die Zugangsvoraussetzungen für den Allgemeinen höheren Dienst und somit durchaus die Anforderungen der Stellenbeschreibung.

?? Vorgehalten wurde Ihnen im Rat auch, dass Sie über nur wenig Führungserfahrung verfügen. Die Rede war von 15 Kollegen in Bremen, in Lüneburg sind es rund 800. Ein großer Sprung. Was sagen Sie?
!! Forster: Ja, das ist richtig, greift aber zu kurz. Es sind 15 Kollegen in Leitungsfunktionen, die wiederum für Teams verantwortlich sind. Alles in allem sind es rund 300 Leute.

?? Es liegen einige Aufgaben vor Ihnen. Durch den Ukraine-Krieg kommen viele Flüchtlinge, die Stadt macht gerade eine Turnhalle zur Notunterkunft. In der Vergangenheit, während der sogenannten Flüchtlingskrise 2016/16 setzte das Rathaus auf Gemeinschaftsunterkünfte in Containern. Warum passiert das jetzt nicht? Wie ist Ihr Weg?
!! Forster: Dazu kann ich inhaltlich noch nichts sagen. Ich werde mir ansehen, was gemacht wurde und wie die Lage ist. Jetzt einfach zu sagen, wir machen das und das, würde der Schwere der Krise nicht gerecht. Klar ist: Wir müssen möglichst schnell eine Lösung finden. Zu den Containern: Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist und ob überhaupt welche auf dem Markt sind.
In den ersten Monaten geht es um ein Krisenmanagement. Energie und Heizen sind die beherrschenden Themen, die uns beschäftigen und die ja auch Thema bei einer Stadtkonferenz waren.

?? Sie kennen sicher nicht alle Themen, die anstehen, da Sie gerade erst gewählt wurden: von Flüchtlingen, dem verschobenen Bau einer Skateanlage an den Sülzwiesen, dem umstrittenen Bau einer Kita am Freibad Hagen und so weiter. Trotzdem: Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?
!! Forster: Das habe ich gestern bereits im Rat gesagt: bei mehr Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Das sagt auch eine entsprechende Gesetzesreform im Sozialgesetzbuch VIII, die es zu planen und umzusetzen gilt. Sie müssen in ihrer Rolle gestärkt werden. Auch möchte ich, dass die Stadt das Siegel "Kinderfreundliche Kommune" erhält. Aber wir müssen sehen, wie wir dahinkommen.

??Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit dem Rat?
!! Forster: Wenn der Rat viele Vorschläge macht, kommen wir vielleicht gar nicht schnell zu meinen Themen. Aber generell setzte ich auf ein aktives Miteinander. Ich freue mich auf Ideen, aber ich habe auch selber welche.

?? Sie leben in Bremen, das wäre täglich ein langer Arbeitsweg. Wie wollen Sie es halten?
!! Forster (lacht): Ja, wäre mit dem Fahrrad bei 120 Kilometern doch zu lang. Ich möchte mir einen Zweitwohnsitz in Lüneburg nehmen. Man muss vor Ort sein, das gehört dazu. Ich weiß von Problemen in Kaltenmoor und habe mir den Stadtteil angesehen. Ich könnte mir vorstellen, dahin zu ziehen. Aber das muss sich klären. Carlo Eggeling
Foto: ca

© Fotos: Carlo Eggeling


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