LOCARLO: der Suche nach dem Mörder von Gitta Schnieder
von Winfried Machel am 11.07.2022Sie starb 1989. Der Täter ist bis heute nicht gefasst. Die Cold-Case-Einheit der Polizeidirektion hat die Ermittlungen wieder aufgenommen
Eine Handvoll Hinweise ist einen Monat nach dem erneuten Zeugenaufruf im Mordfall Gitta Schnieder bei der Polizei eingegangen. Sie starb am 10. April 1989 an der Dreimänner-Kiefer zwischen Holm-Seppensen und Sprötze im Landkreis Harburg. Ihr Mörder stach der damals 45-Jährigen ein Messer in den Hals, ein Jogger fand die Leiche. Neben der Frührentnerin wachte ihr schwarzer Pointer-Schäferhund-Mischling, mit dem sie spazieren gegangen war. Der Täter wurde nie gefasst.
Wie berichtet, hat die Cold-Case-Einheit der Polizeidirektion den Fall offiziell wieder aufgenommen, die Vorbereitungen liefen bereits Monate vorher an. Die bislang eingegangenen Hinweise würden durch ihre Kollegen geprüft, sagt Polizeisprecherin Julia Grote. Doch nach bisheriger Einschätzung war noch nichts dabei, dass die Ermittler entscheidend voranbringt.
Es ist neben den Göhrde-Morden der zweite ungeklärte Fall der Gruppe um Leiter Thilo Speich, den die Beamten aufrollen. In der Göhrde starben ebenfalls im Sommer 1989 zwei Paare. Aufgrund einer DNA-Spur gilt Kurt-Werner Wichmann in der Göhrde als mutmaßlicher Mörder. Dieser Treffer wurde allerdings erst Jahrzehnte später entdeckt, Wichmann hat sich 1993 das Leben genommen. Der Lüneburger, der in der Vrestorfer Heide zu Hause war, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Birgit Meier getötet, die ebenfalls 1989 verschwand -- ihre Überreste wurden 2017 unter der Garage von Wichmanns Haus gefunden.
Das Datum 1989 fällt also auf. Wichmann könnte auf regelrechten Streifzügen möglicherweise bundesweit mehrere Anhalterinnen getötet haben. Spielt er auch im Fall Schnieder eine Rolle? Oder der "Heidemörder" Thomas Holst, der drei Frauen quälte und ermordete? Holst hat Monate nach der Tat an Gitta Schnieder die Leiche der damals 22 Jahre alten Kosmetikschülerin Laura Holz an der gleichen Stelle abgelegt. Sie war sein drittes Opfer. Die Polizei hält beide als Täter für wenig wahrscheinlich. Auf eine Nachfrage hießt es kürzlich: "Der Mord an Gitta Schnieder ist nicht sexuell motiviert." Holst hatte seine Opfer vergewaltigt, auch bei Wichmann sieht man das sexuelle Moment: Er war wegen Vergewaltigung vorbestraft.
Noch einmal der Fahndungsaufruf der Polizei:
Gitta Schnieder war etwa 1,65 cm groß und brünett. Sie war zum Tatzeitpunkt mit einer grünen Hose und einer hellgrauen Jacke bekleidet. Zudem trug sie eine schwarze Handtasche sowie eine rote Hundeleine ("Flexileine") bei sich. Der Mord an der Mutter eines damals sechsjährigen Sohnes konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Die Ermittlerinnen und Ermittler des Sachgebiets Cold Case bitten die Bevölkerung daher um Mithilfe: Wer hat Gitta Schnieder am Tag ihres Todes gesehen? Wer hat am Tattag in dem beschriebenen Waldgebiet verdächtige Beobachtungen gemacht? Die Polizei interessiert sich darüber hinaus für Informationen aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld Gitta Schnieders. Wenn Sie Angaben zu den Geschehnissen am Tattag machen können, mit Gitta Schnieder in Kontakt standen oder über Hinweise zu ihr oder einem möglichen Täter verfügen, dann melden Sie sich bitte bei der Polizeidirektion Lüneburg, Sachgebiet Cold Case, unter der Telefonnummer 04131-8306-1181 oder per E-Mail unter cold-case@pd-lg.polizei.niedersachsen.de Carlo Eggeling
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