Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo: Handel und Herz Wieder Abschiede.

von Winfried Machel am 23.06.2022


Zwei Lüneburger sind jetzt gestorben, die sich für ihre Stadt einsetzten. Der eine für die Wirtschaft, der andere für Soziales. Ein paar Zeilen zu Karl-Heinz Beeker und Uwe Martens

Karstadt, das war einmal der Motor des Lüneburger Einzelhandels. Das Warenhaus, von dessen Allumfasstheit viele andere profitierten. Von 1977 bis 1999 lenkte Karl-Heinz Beeker den Dampfer mit mehr als 450 Mitarbeitern, mit dem Restaurant und dessen unvergleichlichem Blick über den Marktplatz. Es wirkte wie ein Magnet, täglich gingen 500 Essen und 600 Tassen Kaffee über den Tisch. Nach der Grenzöffnung wuchs das Haus. Als alles fertig war, fuhr im März 1994 ein König in die Stadt: Ein Chauffeur brachte den damaligen Karstadt-Vorstandsvorsitzenden Dr. Walter Deuss in einer Limousine in eines seiner Reiche, um den 74 Millionen Mark teuren und 12 000 Quadratmeter großen Um- und Neubau zusammen mit Beeker und dessen Kollegen Heinz-Jürgen Wagner einzuweihen. Das Internet spielte keine Rolle, andere Zeiten. Lange her. Jetzt ist Beeker im Alter von 83 Jahren gestorben.

Für den Mann aus Wanne-Eickel war klar, dass Karstadt-Geschäftsführer mehr bedeutete als nur ein Kaufhaus zu leiten. Er engagierte sich in der damaligen Werbe- und Parkgemeinschaft, Vorgängerin der LCM. "Dabei drängte er sich nie in den Vordergrund", sagt sein langjähriger Weggefährte Friedrich Nesemann. "Er hat mich begleitet, als ich von 1988 an W&P-Vorsitzender war, Karl-Heinz war zweiter Vorsitzender." Beeker habe die Ressourcen des Kaufhauses zur Verfügung gestellt etwa bei Stadtfesten, bei denen die eigene Deko-Abteilung selbstverständlich eben auch für die Stadtparty dekorierte.

Damals machte der Handel mit bei den Festen, als Teil der Stadt. Ehrensache. Wie auch für Beeker. "Lüneburg war ihm ein großes Anliegen", sagt Nesemann. "Er war ein verlässlicher Partner. Natürlich hat er sich für sein Haus eingesetzt. Aber das ergänzte sich." Politisch bezog man Stellung. Es gab Pläne, die Parkhäuser zu schließen für eine Verkehrswende. Die Parkhäuser, Karstadt hatte ein eigenes, blieben. "Wichtig, damit die Kunden kommen", meinte man damals. Manche Themen bleiben.

Beeker war ein freundlicher Mann, zugewandt, der Ton sanft, die Stimme gemütlich. Jemand, mit dem man gerne sprach, auch nachdem er sich 1999 in den Ruhestand verabschiedete und an Eberhard Wedler übergab. Er zog sich zurück, aber war noch lang ein geschätzter Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Wirtschaft ging. Ich habe den Spaziergänger, der gern von zu Hause am Schießgraben in die Stadt flanierte schon ein paar Monate nicht mehr gesehen und vermisst. Nun ist er gegangen.

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Für seine Plattdeutsch-Treffen der Awo rief Uwe Martens regelmäßig in der Redaktion an und erinnerte an eine Meldung. Denn schriftlich lag der Termin schon vor. Sich für andere einzusetzen, war für Uwe selbstverständlich. Seit 1974 engagierte er sich bei der Arbeiterwohlfahrt, der Sozialdemokrat saß zweimal im Rat, von 1975 bis 1979 und von 1991 bis 1996, auch im Kreistag war er vertreten. Er sah sich als Anwalt der kleinen Leute. Jetzt ist er gestorben, auch er wurde 83 Jahre alt.

Mit Uwe war ich schnell per Du. Das ging gar nicht anders, wenn er mit seinen Themen kam, wenn wir uns trafen. Ein Vierteljahrhundert hat er als ehrenamtlicher Schiedsmann gearbeitet. "Schlichten ist besser als Streiten", war sein Motto. Als er sein Amt aufgab, diktierte er meinem Kollegen Rainer Schubert stolz in den Block: "Meine Erfolgsquote liegt bei mehr als 50 Prozent." Auf Landes- und Bundesebene setzte er sich für die Ausbildung der Schiedspersonen ein. "Bis zu 150 Frauen und Männer kommen jährlich zu Lehrgängen nach Lüneburg. Sein Wissen gibt er auch schwarz auf weiß weiter: Er hat zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Lüneburger Schiedsmann Rudolf Noeres den Leitfaden durch das Niedersächsische Gesetz über gemeindliche Schiedsämter erstellt, ein Standardwerk, das immer wieder von ihm aktualisiert wird", hatte Rainer damals geschrieben.

Für die Awo setzte sich Uwe im Orts- und Kreisverband ein, er baute den Hausnotruf mit auf in den Kreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. Der Pfeifenraucher erhielt die Awo-Verdienstmedaille. Nicht die einzige Anerkennung: Er und seine Frau Inge bekamen 1997 für ihre Verdienste im ehrenamtlichen Bereich von Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Inge habe ihm den Rücken gestärkt, betonte er gern. Rainer hatte Uwe so beschrieben: "bescheiden, sensibel im Umgang mit seinen Mitmenschen, kann gut zuhören und überzeugend sein". Ja, so habe ich ihn auch erlebt.
Vor ein paar Monaten rief er an, fragte, wie es mir gehe, wünschte mir alle Gute in meiner neuen Rolle, er verfolge vieles gern bei Facebook. Das hat mich gefreut. Uwe, mach's gut. Carlo Eggeling

Die Fotos habe ich der Traueranzeige beziehungsweise Uwes Facebook-Seite entnommen.

© Fotos: Carlo Eggeling


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