Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo berichtet über Giftmischer

von Winfried Machel am 11.06.2022


Meine Woche
Gift

Allüberall treiben Giftmischer ihr Unwesen. Andauernd lese ich davon, dass etwas toxisch sei. Was nicht gefällt -- übel toxisch. Ein Blick ins Lexikon zeigt, das Wort meint giftig. Bei einem Gift kommt es darauf an, wie es aufgenommen wird, wie lange man ihm ausgesetzt war. Geben Sie toxisch bei Google ein, Sie landen nur bei toxischen Beziehungen. Schlicht, einer ist böse, nutzt den anderen aus und macht ihn runter. Es scheint, toxisch habe den Narzissten abgelöst. Da war auch einer der Widerling und der andere die Opferin. Weil gemein ist in der Regel männlich. Bei allem Feminismus. Oder gerade deshalb.

1980 erschien ein Buch, das viele Menschen sehr beeindruckte: Der Tod des Märchenprinzen. Svende Merian hatte es geschrieben. Es könnte auch heute spielen. Wenn ich mich umschaue, so viele ähnliche Themen und Aufgeregtheiten. Auftakt ist eine Anzeige: „Linke Frau, 24, möchte gerne unmännliche Männer, gerne jünger, kennenlernen.“ Es kreist endlose Seiten darum, dass sie sich verliebt, der Kerl allerdings eher etwas fürs Bett sucht und in eine andere verschossen ist. Wie das manchmal so ist. Trost kann nicht nur ein Gesicht bieten. Das ist nicht nett, aber zu korrigieren. Man könnte -- damals wie heute -- auf den Gedanken kommen: Da lässt jemand viel mit sich machen. Wie bescheuert ist das? Es passt nicht zueinander, werdet anders glücklich.

So einfach ist es natürlich nicht. Welche Abenteuer gleich um die Ecke toben, erlebt man im Zug. Eben auch solche Kapriolen eines Liebeslebens. Kuschelig eng erkundet das halbe Land das ganze Land. Man fühlt und riecht Deutschland, es kommt sehr nahe an einen heran. Klimaretter quetschen ihr E-Bike gern gegen das Schienbein eines Mitfahrers, der Wandel der Mobilität beschert ab und an schmerzhafte Momente. Da müssen wir durch, wir wissen wofür.

Neben Herzeleid und der Verkehrswende darf das Wohl der Kreatur bei einer Zugfahrt nicht fehlen. Jedes Lebewesen müsse geachtet werden. Wer wollte widersprechen? Der größte Störfaktor des Planeten ist der Mensch. Das gilt mutmaßlich selbst dann, wenn er Vegetarier oder gar Veganer ist, selbst dann zu kläglich als Krone der Schöpfung. Insofern reicht diese Lebenswende nicht aus, wenn man es zu Ende denkt. Ist der Mensch weg, zack bumm, wird's wieder besser hier. Die Evolution heilt ihren Irrtum. In der Erdgeschichte sind Jahrmillionen ein Wimpernschlag. Auch klimatisch.

Womit wir wieder bei toxisch wären. Sind das letztlich alle? Allein durch ihr Sein? Nein, natürlich nicht. Es sind die anderen. Ignoranten! Wenn die erst einmal ihren Egoismus, auch etwas sehr Böses, ablegen und umdenken, würde alles besser. Oder auch nicht. So wird's nur anders. Immerhin. Ich fahre bald wieder Zug. Hoffentlich bleibt es auf Dauer bei neun Euro. Das wäre ein Gift. Also auf Englisch: ein Geschenk. Ich möchte mal positiv sein. Carlo Eggeling

© Fotos: Carlo Eggeling


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook