Lüneburg, am Mittwoch den 16.07.2025

LoCarlo: Die Arena fällt für den Schulsport aus

von Winfried Machel am 12.10.2022


Politik wollen Turnstunden an die Lüner Rennbahn verlegen. "Irrwitz", heißt es von dort. Im Sportausschuss gab es Worte zum Zuzug von Flüchtlingen
Sebastian Balmaceda hat eine Idee, der auch andere Politiker etwas abgewinnen können. Der grüne Ratsherr befand im Sportausschuss in Sachen Arena: "Diese riesige Halle steht meistens leer. Einfacher Sport mit ein paar Geräten geht dort auch ohne passenden Boden." So hätte man eine Alternative für den Schulsport, denn die Stadt hat inzwischen drei Turnhallen als Notunterkünfte für Flüchtlinge gesperrt.
Hätte Balamaceda mal nachgefragt. Ein Anruf bei Klaus Hoppe, der mit der Campus-Gruppe für die Bewirtschaftung der Arena verantwortlich zeichnet: "Völliger Irrwitz. Man bekäme nicht mal Tore in den Boden, dafür gibt es keine Vorrichtungen. Es gibt auch keine Trennwände, um die Halle zu unterteilen. Sportgeräte sind nicht vorhanden. Die Umkleiden, Toiletten und Duschen reichen gerade mal für zwei Schulklassen."
Zudem hat Campus, anders als man es gemeinhin wahrnimmt, von September bis Ende des Jahres 30 Veranstaltungen in der Halle an der Lüner Rennbahn platziert. Zwar nur ein Konzert mit Torfrock und zwei Partys, aber einen ganzen Schwung Firmenfeiern. "Dafür brauchen wir Zeiten zum Auf- und Abbau", sagt Hoppe. Man könne auch nicht einfach etwas absagen: "Wir haben Verträge mit den Veranstaltern geschlossen." Dazu kommen Spiel- und Rainingszeiten der Volleyballer der SVG. So sieht es auch Kreisrätin Sigrid Vossers, die beim Landkreis für die Arena verantwortlich ist. Klingt eher danach, dass es mit Turnstunden an der Lüner Rennbahn zumindest unter jetzigen Bedingungen nichts wird.
Die Sitzung des Ausschusses war eine Bilanzrunde. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch erklärte, nach aktuellen Prognosen würden dem Landkreis binnen des nächsten halben Jahres 2230 Flüchtlinge zugewiesen, rund 1000 müsste die Stadt unterbringen, mache im Schnitt 41 pro Woche. Neben Ukrainern seien es auch Menschen, die beispielsweise aus Syrien oder Afghanistan kommen. "Es ist eine Aufgabe, die wir wahrnehmen müssen und wollen", sagte die Oberbürgermeisterin. Sie bedankte sich bei den Vereinen "für den Beitrag", der "allergrößte Wertschätzung" verdiene.
Die Verwaltungschefin wiederholte, wie sehr sie es bedauere, dass die Verwaltung auf die drei Hallen zurückgreifen müsse, aber es gehe nicht anders. So schnell wie möglich wolle sie die wieder leerziehen. Einen möglichen Zeitpunkt nannte sie nicht. In der Verwaltung habe sie einen Stab eingesetzt, der sich um Alternativen kümmern solle. Zwischenstand: Hotels seien aufgrund guter touristischer Auslastung belegt, die Industrie mache keine Angebote, als keine Gewerbehallen.
Im einen Tag später tagenden Verwaltungsausschuss kamen dann Vorschläge: Die Gemeinschaftsunterkunft Ochtmisser Kirchsteig könne erweitert werden. Nach langem Desinteresse des Rathauses schaut es nun so aus, dass die Stadt die Container der bisherigen MTV-Sportkita am Ebelingweg neben dem Sportpark Kreideberg anmietet. Auch neben dem ESV-Platz neben Kläranlage und Tierheim wäre Platz.
Man darf gespannt sein, ob sich jemand zur Symbolik äußert, Menschen, die vor Gewalt und Not geflohen sind, an diesem geruchsintensiven Ort unterzubringen, der sich mit den Hinterlassenschaften der Stadt beschäftigt.
Britta Herrschaft vom Sportreferat der Verwaltung zeigte den Ausschussmitgliedern, wo der Sport überdies mit geringen Hallenkapazitäten geschlagen ist: Die Hallen der Herder- und Igelschule sowie am Schulzentrum Kaltenmoor werden saniert beziehungsweise neu gebaut. Nicht zu nutzen sei zudem die Halle der BBS 1, da dort der MTV Embsen untergebracht ist, dessen Halle vor zwei Jahren abbrannte. Ebenfalls aus dem Rennen ist die Halle in Reppenstedt -- Bauarbeiten. Mitte kommenden Jahres stehen dann Neubauten an der Lüner Schule sowie am Hasenburger Berg an.
Britta Herrschaft und ihre Kollegen drehen an kleinen Stellschrauben: "Wir versuchen, alle Zeitfenster zu nutzen." Etwa zusätzliche Trainingszeiten am Freitag nach 20 Uhr oder Training in kleineren Hallen am Wochenende.
Bei allem Verständnis der Runde musste die Oberbürgermeisterin Kritik einstecken. Susanne Pöss vom Kreissportbund: "Machen wir so weiter, steuern wir auf den Sport-Lock-down zu." Hartmut Deja, Präsident des mitgliederstarken MTV: "Nach zwei Jahren Corona der nächste Schlag, dazu die steigenden Energiekosten. Wir tun uns als Gesellschaft keinen Gefallen, wenn Kinder und Erwachsene keinen Sport treiben können." Die Vereine nähmen eine soziale Aufgabe wahr. Sport präge im Miteinander. In Richtung Verwaltungsspitze:"Wir als Vereine wurden nicht eingebunden, sondern lediglich informiert, dass die Hallen belegt sind."
Jens-Peter Schultz SPD und Ortsbürgermeister in Ochtmissen: "Wir wissen seit Februar, dass der Krieg andauert." Es gebe Container, auch wenn sie teuer seien. Allein in Ochtmissen wisse er acht Flächen und Immobilien, die zu nutzen wären. Ähnlich Frank Soldan von der FDP. Überdies gebe es Konzepte der er vergangenen Fluchtbewegung 2014/15, die man nutzen könne, sagte Schulz.
Darauf wurde auch im Rathaus Ende Februar aufmerksam gemacht. Doch die Oberbürgermeisterin wollte andere Wege gehen. Man hätte, so heißt es aus der Verwaltung, vor Monaten reagieren können. In Ratsprotokollen und Zeitungsartikeln aus 2014 und 2015 ist nachzulesen, dass auch damals nichts planbar war. So wie heute kamen mal viele und mal wenige Menschen. Im Durchschnitt waren es 50 pro Woche, zur Erinnerung: Frau Kalisch spricht aktuell von 41. Carlo Eggeling
Fotos (ca)
Die Arena ist für Schulsport untauglich, sagen Landkreis und Betreiber Campus.

© Fotos: Carlo Eggeling


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