Lüneburg, am Mittwoch den 24.04.2024

LoCarlo: Ein Abschied von der Gastrobühne

von Winfried Machel am 23.09.2022



Das nächste Kapitel um das Gasthaus Niedersachsen in Amelinghausen

Heinrich Rörup ist ein freundlicher Mann, mit dem man gut reden kann. Einer, bei dem ein Handschlag ein Vertrag ist. Das erzählen einige im Dorf. Neulich hat er sich "ein bisschen geärgert", als er in der Zeitung vom Gasthaus Niedersachsen in Amelinghausen las. Da stand, es gebe einen "Investitionsstau in der Immobilie insbesondere im energetischen Bereich". Rörup gehört das Gasthaus, das im 16. Jahrhundert erstmals in alten Dokumenten auftaucht. Es gebe eine Holzhackschnitzelheizung und im Sommer Energie aus einer Biogasanlage. Große Beschwerden seiner Mieter habe es in der Vergangenheit nicht gegeben. Die aktuellen gehen nun, weil sie, so der Bericht in der Zeitung, "den Fokus auf ihr frisch renoviertes Restaurant 'JaMi‘s Barbecue & Burger' und ihr wachsendes Cateringgeschäft" legen wollen. Ende des Monats schließen sie die Türen. Damit hört schon wieder ein Pächter auf, obwohl das Haus einen guten Ruf und beste Zeiten kennt.

Von Betreiberseite heißt es, das Gebäude sei zugig, an manchen Stellen nur einfach verglast. Es müsse etwas gemacht werden, das sei nicht geschehen. Das zweite Lokal der Familie laufe gut, da wolle man sich stärker engagieren: "Eine Chance für uns." Das Format Wohnmobildinner und das Cateringgeschäft wolle man fortführen. Überdies habe das Hotel mit zehn Zimmern eigentlich zu geringe Kapazitäten, um es erfolgreich zu führen: "Da müsste jemand rund um die Uhr da sein, das lohnt sich nicht."

All das war auch schon vor zwei Jahren so, als man das Haus übernahm und gut durch die Corona-Zeit kam, auch mit Hilfe des Vermieters, wie der sagt. Unstimmigkeiten gibt es mit dem ehemaligen Betreiber Uli Grätsch, das kann man ab und an bei Facebook nachlesen. Auch mit Rörup ist das Verhältnis angespannt. Die Betreiber erklären, man sehe "keine Berechtigung" etwaiger "monetärer Forderungen". Das könne man rechtlich klären. Wer weiß, ob es so kommt.

Hausbesitzer Rörup sagt: "Ich suche einen neuen Pächter." Er habe eine Anzeige in einem Fachblatt geschaltet. Noch habe er niemanden. Es wäre ein erneuter Wechsel. Uli und Gesa Grätsch hatten das Haus mehrere Jahre geführt und zu einem beliebten Treffpunkt gemacht. Bestens im Dorf vernetzt, pflegten sie ein gutes Verhältnis zu Vereinen, Geschäftswelt, Feuerwehr und beispielsweise den Heideböcken. Aber auch aus Lüneburg kamen Gäste, um die gute Küche zu genießen.

Die beiden wanderten aus nach Lanzarote, suchten Nachfolger. Hatten welche, die gleich wieder absprangen, andere, die ein bisschen durchhielten und dann kamen die jetzigen Betreiber. Das Kapitel schließt sich gerade wieder.

Grätsch will bei der Suche nach neuen Gastronomen helfen. Wenn es nicht klappt, möchte Heinrich Rörup den Hotelbetrieb selber fortführen: "Das habe ich in Corona-Zeiten gemacht." Doch eigentlich wünscht er sich etwas anderes. Und dem Dorf würde es gut tun, wenn das traditionsreiche Haus gute Wirte bekommt, die gut kochen und gut mit den vielen Gästen umgehen können. Carlo Eggeling

Die Fotos stammen aus meinem Archiv.

© Fotos: Carlo Eggeling


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