Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo: Polizei stellt die Verkehrsunfallstatistik vor

von Carlo Eggeling am 06.04.2022


Es kracht seltener auf den Straßen in Stadt und Kreis Polizei stellt die Verkehrsunfallstatistik vor. E-Fahrräder sind bequem, aber das Radeln ist für manchen nicht ungefährlich Insgesamt weniger Verkehrsunfälle und Schwerverletzte, mehr Unfälle, an denen Elektro-Radler beteiligt waren, dazu mehr Verkehrsteilnehmer, die unter Drogeneinfluss erwischt wurden -- diese Bilanz in Kürze zieht Polizei in ihrer Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2021 im Vergleich zu den Vorjahren für den Landkreis Lüneburg. 3503 Verkehrsunfälle nennt die Statistik, knapp 70 weniger als 2020, aber rund 700 weniger als 2019, das war allerdings das Jahr, in dem die Unfallzahlen einen Höchstwert erreichten. Die Entwicklung ist, wenn man so will, eine der wenigen positiven Folgen von Corona. Der Verkehrsexperte der Lüneburger Polizei, Andreas Dobslaw, erklärte, dass der Verkehr in den Zeiten der Lockdownphasen um 16 bis 20 Prozent abgenommen habe, entsprechend seltener habe es geknallt.

Die Inspektion stellte am Vormittag die Entwicklung für die Region vor. Stellung nahmen Polizeichef Jens Eggersglüß, Dobslaw, Verkehrssicherheitsberater Martin Schwanitz und Pressesprecherin Julia Westerhoff. Acht Menschen starben bei Verkehrsunfällen in Stadt und Kreis, ebenso viele wie ein Jahr zuvor. 94 Personen wurden schwer verletzt, 2020 waren es 108, bei den Leichtverletzten gab es eine Zunahme um 150 auf 1258 Betroffene. Dazu muss man erklären, als schwer verletzt gilt nach der Definition jeder, der länger als 24 Stunden im Krankenhaus bleiben muss. Ein gebrochenes Bein wird statistisch ähnlich gewertet wie jemand, der sein Leben lang Folgen eines Unglücks trägt. Leicht verletzt kann auch eine Schürfwunde bedeuten. Die Zahl sogenannter Baumunfälle bliebt relativ stabil, 56 statt 61. 77 Unfälle mit Motorrädern nennt das Zahlenwerk, 14 weniger als 2020. Eine gute Nachricht: Es gab weniger Unfälle auf dem Schulweg, nämlich 17 statt 19, aber 2019 waren es noch 31.

Zwar sank die Zahl der Unfälle, an den Radfahrer beteiligt waren von 381 auf 362, doch der Anteil der Pedelec-Fahrer, die sausen mit bis zu 25 km/h dahin, nahm um drei auf 81 Fälle zu, es wurden 13 Menschen und damit fast doppelt so viele wie ein Jahr zuvor schwer verletzt, 66 kamen mit leichteren Blessuren davon.

Den Trend zum Fahrrad mit Batterie sieht Dobslaw mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Es sei gut, dass Ältere sich so mehr bewegten, gleichzeitig seien sie aber eben auch eher in Unfälle verwickelt. Nicht jeder Senior kommt mit der "stärkeren Energie" gut klar und ist überfordert, zudem rechnet nicht jeder Autofahrer mit der juvenilen Schnelligkeit. Dringende Empfehlung: Helm und möglichst eine gelbe Warnweste tragen. "Der Anteil an Pedelecs und E-Bike bei den Unfällen wird weiter steigen", prognostiziert Dobslaw, der seit 16 Jahren für das Verkehrsgeschehen zuständig ist. Gleiches gelte für Elektro-Roller, die mit bis zu 20 km/h unterwegs sind. Eine Annahme: Die Region habe in diesem Feld noch geringe Unfallzahlen, weil es hier anders als in Großstädten wie hamburg keine Verleihsysteme gebe.

Wie schon in den Vorjahren beobachtet die Polizei, dass junge Leute eher unter Einfluss von Drogen am Lenkrad und am Lenker erwischt werden, Ältere haben oftmals zu viel Bier und Schnaps intus. Ein weiteres Phänomen einer greisen Gesellschaft sei der Einfluss von Medikamenten: Oldies schlucken Pillen gegen Schmerzen, um den Blutdruck zu regulieren etc. In den vergangenen Jahren hat die Polizei ihre Beamten intensiv geschult, die erkennen nun die verschiedenen Rauschformen zügig.

Die Poser- und Tuningszene, also die Freunde des hochgezüchteten Motors und aller möglichen Verzierungen an den Karossen, nehmen die Beamten ebenfalls weiter scharf in den Blick kündigte Leitender Polizeidirektor Eggersglüß an. Als Erfolg werteten die Beamten die Umbauten an der B4 zwischen Melbeck und Kirchweyhe bei Uelzen. Tempo 80 und die Einengung der Fahrbahnen durch Poller, lasse die Unfallzahlen sinken. Eigentlich müsse ein ähnlicher Umbau südlich Uelzens erfolgen. Denn, so Dobslaw: "Die B4 hat ihre Belastungsgrenze erreicht." Der Lkw-Verkehr habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Eine durchgehende Geschwindigkeitsregel von 80 verringere das Überholen und mache letztlich den Verkehrsfluss schneller. Einen Wunsch, um einen Knotenpunkt in Lüneburg sicherer zu machen, hatte Dobslaw als Geschäftsführer der Verkehrsunfallkommissionen: Der Kreisel am Krankenhaus möge ausgebaut und der Oedemer Weg mit angeschlossen werden. Die Erfahrung zeige zudem, dass der Verkehr besser fließe, wenn es Kreisel satt Ampeln gebe. Doch diese Entscheidungen träfen Kommunen und Politik. Die Kommission sei als Gremium aus Fachleuten beratend tätig. Für die Finanzierung mancher Maßnahme könnte der Kreis Uelzen ein Vorbild sein: Aus den Einnahmen der vielen Blitzer fließen 200 000 Euro pro Jahr für das Entschärfen gefährlicher Bereiche in die Etats. So soll das Esterholzer Kreuz nun ein Kreisel werden -- sicherer. Carlo Eggeling

​​​​​​​Das Bild der Feuerwehr Dahlenburg zeigt einen Unfall aus dem vergangenen November bei Dahlenburg.

© Fotos: Feuerwehr


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