Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Lüneburg ein Radler-Paradies

von Carlo Eggeling am 28.12.2024



Meine Woche

Ausgezeichnet

Das Jahr endet mit einer Überraschung: Wir leben in einer "fahrradfreundlichen Kommune", diese Anerkennung gab es von Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies. Das ist mal was. An den Verwirr-Tafeln an der Scholze-Kreuzung, die anzeigen, was man sieht, nämlich warten oder freie Fahrt, liegt es nicht. Ob Minister Lies und seine Crew von hoher Warte aus auf die rund 100 Kilometern Radwege in der Stadt geblickt haben? Die Verwaltung hatte schon vor geraumer Zeit auf Nachfrage erklärt, dass knapp ein Drittel so schlecht ist beziehungsweise den Vorgaben nicht entspricht, dass man auf der Straße radeln darf. Gilt übrigens für nahezu den gesamten Kreideberg.

Wir haben ja gerade bei der Verwaltungsspitze und in der Politik bei einer Personalie erlebt, dass noch nicht alle Google kennen. Bisschen schade, dass SPD-Mann und Wirtschaftsminister Lies, der in Lüneburg immer gern über große Herausforderungen, Digitalisierung und Wandel spricht, und seine Leute da auch nicht so unterwegs sind. Man kann so viel erfahren. Sei's drum.

Verkehrsdezernent Markus Moßmann strahlte jedenfalls, seine Begründung: Durch Projekte wie den Fahrradring und die Entwicklung des Hauptroutennetzes arbeite die Verwaltung kontinuierlich an besseren Bedingungen für den Radverkehr. Den Ausbau des Fahrradrings hatte der Rat gerade in der geplanten Form gestoppt. Kann man mal vergessen. Die Hindenburgstraße dürfte eher nach dem übernächsten Bundespräsidenten benannt werden, bis der angekündigte und von der Polizei kritisierte Umbau irgendwie beginnt.

Egal, wer regiert, Eigenlob gehört dazu. Deshalb liegt die Reaktion der grünen Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch nahe: "Dieses Zertifikat ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit und die gesteckten Ziele. Sie ist zugleich Ansporn, dass wir uns gemeinsam mit der Politik und den Lüneburger:innen weiterhin für eine aktive Mobilität in unserer Stadt einsetzen."

Mal sehen ob der Radentscheid, den Grünen eher nahestehend, zu einer ähnlichen Sicht kommt. Schnell mal Google. Da ist zu lesen, wie die Initiative Anfang des Jahres auf eine "ernüchternde Bilanz der Verwaltung" verwies. Kein Hörensagen, sondern Zitat: "Statt des versprochenen Neu- beziehungsweise Ausbaus von drei Kilometern Radverkehrsanlagen sind lediglich 1,2 Kilometer sichere Radwege im Sinne der festgehaltenen Kriterien geschaffen worden. Das Ziel, die Sicherheit einer Kreuzung pro Jahr ab 2023 zu verbessern, wurde nicht erreicht. Die vereinbarte Planung eines flächendeckenden Radroutennetzes bis Ende 2023 blieb aus." Immerhin: "Erreicht wurde das Ziel, mindestens 100 öffentliche Fahrradstellplätze pro Jahr ab 2024 zu schaffen, bereits 2023 wurden 94 Fahrradstellplätze errichtet."

Es ist immer eine Frage des Blickwinkels. Ich solle nicht so negativ sein, das höre ich öfter mal. Es tut mir auch leid. Also anders: Richtig gut gefallen hat mir das Erfolgsvideo, dass die Verwaltung gerade ins Netz gestellt hat. Eine Sportlerehrung gab es, naja, vorher war sie jahrelang ausgefallen, merkt der städtische Kollege an. Der inzwischen verschwundene genervte Dezernent hatte die Ehrung nicht hinbekommen. Der nächste Pluspunkt: Im Wald wurden Abertausende Bäume gepflanzt, dass die Stadt einige abholzen wollte, um Windräder bei Deutsch Evern in den Tann zu setzen, lassen wir weg. Kam bislang auch nicht so.

Schön war es, dass sich die Spitze der Stadt bei der letzten Ratssitzung zur Pressefreiheit bekannt hat. Immer beeindruckend, wenn eine Selbstverständlichkeit betont wird, die im Grundgesetz steht. Allerdings seien manche Journalisten wirklich hundsgemein, weil sie die Verwaltung und Politik infrage stellten, das geht mal nicht. Gut, wenn es angesprochen wird. Mich macht es nachdenklich. Danke.

Besonders gut hat mir überdies Metronom gefallen, die Eisenbahngesellschaft hatte uns unlängst mitgeteilt, der ausgedünnte Fahrplan sei verlässlich. 99 Prozent der Züge Richtung Hamburg führen pünktlich. Dass ich so oft in dem anderen ein Prozent sitze, hat nur mit mir zu tun.

So gesehen klingt das Jahr positiv aus. Nehmen wir das Leben heiter. Oscar Wilde, der Dichter für alle Fälle, schenkt uns das Wissen: "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende." Zumindest dieses Jahr ist dem Ende nahe, das nächste wird wieder herausfordend.

Kommen Sie friedlich und heiter ins neue Jahr. Geht an der Ilmenau richtig gut. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare

Kommentar von Heidebiker
am 28.12.2024 um 11:44:50 Uhr
Immer das Highlight meiner Woche diese Kolumne! Dank.


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