Lüneburger Spezialisten ermittel Spuren nach Holland
von Carlo Eggeling am 29.06.2023
Die Lüneburger Beamten haben einen langen Atem, jetzt schlugen sie zu: Aufgrund ihrer Ermittlungen durchsuchte die niederländische Polizei am Donnerstagmorgen unter anderem in Eindhoven und ´s-Hertogenbosch 21 Objekte. Drei Beschuldigte bekamen einen Haftbefehl präsentiert. Die Polizei legt der Gruppierung insgesamt 18 Geldautomatensprengungen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zur Last. Die Spezialisten der Zentralen Kriminalinspektion Lüneburg führten das Verfahren für Niedersachsen nach dem Tatortprinzip: Ende April 2022 plünderten Automatensprenger eine Filiale in Seevetal-Fleestedt im Landkreis Harburg. Das Fachkommissariat zog den Fall an sich, dazu kamen weitere in Wildeshausen im September, in Ganderkesee im Oktober, beide Orte liegen im Kreis Oldenburg, dazu im Dezember eine Tat in Voltlage im Landkreis Osnabrück. Es könne sein, dass weitere Taten hinzukommen, man werte Unterlagen aus.
Die Federführung liegt bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück als "Zentralstelle für die Bekämpfung von Geldautomatensprengungen", die Lüneburger koordieren auf der Seite der Polizei. In einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Lüneburg heißt es: "Die bereichsübergreifende und enge Zusammenarbeit zahlreicher Polizeibehörden der betroffenen Bundesländer, der Justiz sowie der Niederländischen Polizeibehörden hat diese erfolgreiche Bekämpfung der organisierten Geldautomatensprengungen erst möglich gemacht. Bei der Durchführung der heutigen Maßnahmen sind insgesamt rund 300 Niederländische Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte im Einsatz gewesen."
Lob kommt von Polizeipräsident Thomas Ring und Innenministerin Daniela Behrens. Ring spricht von "beispielhafter internationaler Zusammenarbeit", Behrens von "großartiger Arbeit".
Die Zentrale Kriminalinspektion ist zuständig für schwere und organisierte Kriminalität. Unter anderem gehören die Zielfahndung und das Mobile Einsatzkommando dazu. Aus dem für Bandenkriminalität zuständigen Fachkommissariat der ZKI heißt es, man sei gegen eine Gruppierung vorgegangen. Nach aktuellen Erkenntnisse gebe es allerdings verschiedene "Zellen", die aus Holland heraus agieren und über die Grenze kommen, um dann in Deutschland Bankfilialen auszunehmen. Ob die Zelle sich absprechen und Gebiete aufteilen, sei Spekulation. Die Täter gehen rücksichtlos vor, sie sprengen die Automaten, rasen dann mit hochmotorsierten Autos davon.
Die Beamten ermitteln seit Monaten, ihre Arbeit ist nicht zu Ende. Ein leitender Ermittler sagt: "Im vergangenen Jahr hatten wir bundesweit rund 500 Sprengungen, wir haben in diesem Verfahren jetzt 18 zusammengetragen." Es gebe weiterhin viel zu tun. In der Dienststelle freute man sich heute über einen weiteren Erfolg: Das Landgericht Aurich hat am Donnerstag einen 28-Jährigen aus den Niederlanden zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Den Wert der Beute in Höhe von 348 000 Euro müsse der Mann erstatten. In das Urteil wurde eine frühere Verurteilung in einem ähnlichen Fall einbezogen. Darüber berichten die Ostfriesischen Nachrichten.
Interessant ist der Fall, weil auch hier die Lüneburger Spezialisten ermittelt und den Angeklagten gefasst hatten. Von den zunächst acht angeklagten Taten, die er zwischen Oktober 2018 und August 2020 gemeinsam mit mindestens einem Komplizen begangen haben soll, zählen zwei Sprengungen in Vögelsen und eine an der Saline in Lüneburg.
Die Kollegen in Ostfriesland berichten, dass der 28-Jährige ein umfassendes Geständnis abgelegt habe, aber: "Namen zu Hintermännern im verzweigten Netzwerk hatte er aus Sorge um seine Familie nicht preisgegeben." Carlo Eggeling
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