Lüneburg, am Donnerstag den 29.05.2025

Lüneburgs unglückliche Baustelle

von Carlo Eggeling am 19.01.2023


Wenn man eine Viertelstunde am Glockenhof steht, sieht man mindestens zwei Dutzend frustrierte Fußgänger, Kletterspezialisten, die Täune überwinden und keine Bauarbeiter. Schilder, die auf versperrte Wege hinweise, sucht man an der Bäckerstraße vergebens. Denn der Platz soll umgebaut werden, doch es hakt öfter mal. Geschäftsleute wie Nicole Naujoks, die seit 19 Jahren das Geschäft only4women betreibt, haben mit Kundenschwund zu kämpfen, weil weniger Leute ihren mit Absperrungen eingebauten Laden fänden. Gleiches gelte für Nachbarn wie ein Bekleidungsgeschäft beispielsweise am am Wüsten Ort. Dort hat man Öffnungszeiten reduziert. Nicole Naujoks versteht, dass Bauarbeiten Zeit benötigen, Einschränkungen mit sich bringen. Doch sie vermisst Unterstützung durch die Stadt. Im Rathaus heißt es, man sei im Gespräch mit den Betroffenen.

Aber wohl auf eigentümliche Art. Die Geschäftsfrau berichtet, sie habe gebeten, dass sie für ein Hinweisschild an der Passage von der Bäckerstraße in Richtung C&A einen Teil der Gebühren erlassen bekomme: "170 Euro im Jahr." Zur Einordnung: "Ich habe Umsatzeinbußen im fünfstelligen Bereich. Hatte ich sonst 30 Kunden am Tag, sind es jetzt zehn." Auf eine entsprechende Anfrage bei Ordnungsamt erhielt sie eine lange Antwort. Tenor: Man würde gern helfen, aber die Gebührenordnung lasse das nicht zu, Frau Naujoks müsse zahlen.

Nun eine neue Linie im Rathaus. Auf meine Anfrage hin teilt die Stadt mit: "Die Kosten für das Schild werden von der Stadt übernommen. Außerdem erarbeitet die Stadt aktuell einen Banner, der in dem Durchgang die Erreichbarkeit von Frau Naujoks Geschäft, von C & A und Felguth noch deutlicher ausschildern soll."

Auffällig sind für Anlieger die vielen verwaisten Zeiten -- kein Bauarbeiter zu sehen. Sie wünschen sich mehr Tempo, damit der Platz wieder passierbar ist. Die Stadt erklärt die Lage so: "Die Gründe für Pausen auf der Baustelle sind vor allem witterungs- und krankheitsbedingt. Vor Weihnachten zwang der Frost alle städtischen Baumaßnahmen zu einer Pause. Über Weihnachten und in der ersten Januarwoche sind Winterferien bei den Baufirmen üblich. Witterungs- und krankheitsbedingte Ausfälle sind bei Winterbaustellen ganz normal. Wir sind dennoch im Winter gestartet, zum einen, um Fördergeld zu sichern und zum anderen, um die anliegende Außengastronomie im Frühjahr/Sommer nicht zu beeinträchtigen."

Zur Geduld kommen auch Komplikationen, der mögliche Fall der Mauer. Eigentlich soll eine Rampe neben der Treppe entstehen. Jetzt tauchen Schwierigkeiten auf, die man vorher wohl nicht im Blick hatte, bestätigt die Pressestelle im Rathaus: "Es stimmt, dass wir die Rampe anders bauen als geplant. Da wir nicht wissen, wie tief die Mauer gegründet ist, wollen wir hier kein Risiko eingehen. Wir führen die Rampe daher anders als geplant – diese ist aber natürlich dennoch uneingeschränkt barrierefrei."

Der Umbau des Glockenhofs scheint eine Herausforderung für Bauverwaltung. Erst gab's Streit um das Versetzen der Luna-Säule, sie ist ein Kunstwerk bildet und zusammen mit der Tür des Glockenhauses eine Einheit. Daran hatte man nicht gedacht oder hielt es für unwichtig. Erst als es Protest erschallte, durfte die Stele bleiben. Dann begannen die Arbeiten später als gedacht. Zwist um ein Schild wegen der Erreichbarkeit des Geschäfts von Nicole Naujoks grummelte es schon einmal, der sich auch erst -- wie berichtet -- auf eine Presse-Nachfrage klären ließ. Gleiches galt für die blockierte Rampe, die am Glockenhaus den Zugang zur einzigen Behindertentoilette mitten in der Stadt versperrte. Die Arbeiter hatten Pflastersteine dort gestapelt. Es scheint gewisse Abstimmungsprobleme zwischen Planer, Baufirma und Anliegern zu geben.

Das empfindet man im Rathaus nicht so: Man sei "in regelmäßigem und konstruktiven Austausch". Carlo Eggeling

Die Fotos (ca) geben einen Eindruck, wo mit Nicole Naujoks zu kämpfen hat.

© Fotos: ca


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