Marktbeschicker und Schausteller wehren sich
von Carlo Eggeling am 04.12.2025Bis zu 400 Prozent mehr an Gebühren sollen Schausteller für ihre Stände bezahlen, die Marktbeschicker rund ein Drittel mehr. Das Thema gärt seit Anfang des Jahres unter den Betroffenen. Die Stadt drehe ihnen die Luft zu Atmen ab, klagen einige. Und die Verwaltung spreche nicht wirklich mit ihnen. Die Aufregung hat nach geraumer Zeit auch die SPD erreicht und die lud Cord Wöhnecke für die Marktleute und Benno Fabricius für den Schaustellerverband am Montagabend zur Fraktionssitzung ins Rathaus ein. Das blieb nicht unbemerkt, man sei Vertretern der Stadtspitze begegnet, erzählen Protagonisten. Ergebnis: Die für heute, Donnerstag, angesetzte Sitzung des Wirtschaftsausschusses dürfte anders verlaufen.
Am Mittwoch kippte die Verwaltung die ursprüngliche Vorlage zum Marktwesen. Plötzlich waren die Unterlagen, die man sonst anklicken kann, verschwunden. Nachfrage in der Pressestelle. Die Antwort: "Tatsächlich wird die Vorlage aktuell überarbeitet und ist deshalb vorübergehend nicht zu sehen. Das Thema bleibt aber laut Ratsbüro auf der Tagesordnung für den morgigen Wirtschaftsausschuss. Im Laufe des Nachmittags sollte die neue Fassung der Vorlage wieder online und abrufbar sein." In roter Schrift ist jetzt zu lesen, die Erhöhungen fallen geringer aus. Das kalkulierte Defizit soll nicht bei rund 92 000 Euro für 2026 liegen, sondern bei knapp 37 000 Euro.
Offenbar hat die Finanzabteilung um Kämmerer Matthias Rink die Brisanz des Themas entdeckt. Denn es könnte ein lautes Echo geben. Es gab ein Gespräch in seinem Büro.
Vervierfacht das Rathaus das Standgeld für das ambulante Gewerbe, können die Schausteller gar nicht anders, als Preise erhöhen. "Wir müssen das weitergeben", sagt Verbandschef Fabricius. "Es kann sein, dass Kollegen nicht mehr nach Lüneburg kommen, weil es sich nicht mehr rechnet."
Die Lüneburger haben den Deutschen Schaustellerverband die Kalkulation der Stadt prüfen lassen, es soll Einwände geben. Denn Rinks Rechnung, so ist es auch von den Marktbeschickern zu hören, hat die Kassenabteilung wohl zahlreiche Personalkosten benannt, die über die der Marktmeister hinausgehen. Anteilig sollen auch Vorgesetzte eingerechnet worden sein.
Sowohl Schausteller als auch Marktleute können verstehen, dass die Gebühren steigen sollen. "Nach neun Jahren ist das verständlich", sagt Fabricius. Allerdings "verträglich". So sieht es auch Wöhnecke. Natürlich gehört Klagen zum Lied des Kaufmanns, aber der Gärtner und Blumenhändler sagt: "Wir haben mit steigenden Lohnkosten zu kämpfen." Wer am Wochenende arbeite oder auch am Mittwoch verlange zumeist mehr als 15 Euro die Stunde, dazu kommen Energie, Wareneinsatz und so weiter.
Wöhnecke glaubt, dass man im Rathaus und in der Politik nicht ausreichend im Blick hat, dass der Wochenmarkt mittwochs und samstags Kunden lockt, die später einkaufen oder in einem Lokal einkehren. Schlicht: Der Markt sei Magnet und Wirtschaftsfaktor.
Wöhnecke spielt einen Trumpf aus: Es gebe keine langen Wartelisten für einen Stand im Schatten des Luna-Brunnens — die Zeiten seien vorbei: „Andere Städte suchen händeringend nach Beschickern. Wir haben Angebote aus Uelzen und vom Ise-Markt in Hamburg.“
Schlecht bis gar nicht eingebunden fühlt sich Wöhnecke auch bei anderen Vorhaben wie dem Fahrradstraßenring: Plänen zufolge würden Parkplätze am Ochsenmarkt und am Landgericht wegfallen, weil die Straße schmaler werden soll. Es habe kein Gespräch mit den Marktleuten gegeben. Die wüssten, dass viele Kunden die Stellflächen nutzen, wenn sie Blumen, Kartoffeln und Obst kaufen. Das scheine man nicht wirklich ernst zu nehmen.
Aus Vorlagen der Verwaltung ergibt sich, dass die zwar mit Fahrradverbänden gesprochen hat, wohl aber nicht mit Markt- und Kaufleuten. Wöhnecke: "Man erfährt nur etwas auf Nachfrage. Das habe ich gemacht."
Am Donnerstag beschäftigt sich der Wirtschaftsausschuss von 16 Uhr an unter anderem mit dem Thema Markt, nächste Woche, am 11. Dezember, diskutiert es der Rat. Carlo Eggeling
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