Millionen für die Wilhelm-Leuschner-Straße
von Carlo Eggeling am 09.05.2023Polizei und Feuerwehr waren immer wieder im Wohnriegel an der Wilhelm-Leuschner-Straße im Einsatz: Feuer, feststeckende Fahrstühle, Schlägereien. Dazu Drecke, kaputte Klingeln, Schimmel in den Wohnungen. Vorbei. Vor vier Jahren kaufte die Eckpfeiler-Gruppe aus Pullach den Block mit 265 Wohnungen in einer Zwangsversteigerung für 17 Millionen Euro. Am Dienstagnachmittag präsentierten die Bayern, wie sie den von 1972 bis 1974 errichteten Komplex in die Moderne führen. Energetische Sanierung, neue Fassade samt ausgetauschter Fenster, saubere Hauseingänge zeigen von außen, dass eine andere Zeit angebrochen ist. Im Inneren haben Arbeiter Wohnungen entkernt, Asbest und Schimmel beseitigt, neue Heizungen, Böden und Bäder eingebaut. Nun eine gute Adresse.
Der geschäftsführende Gesellschafter der Eckpfeiler-Gruppe, Wolfgang Bogner, freute sich bei der Präsentation über Lob von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, Stadtbaurätin Heike Gundermann und geladenen Gästen. "Ein hervorragendes Beispiel für Bauen im Bestand", befand die Oberbürgermeisterin. Bogner sagte, am Anfang sei es etwas schwierig gewesen, nun laufe es gut miteinander.
Kalischs Vorgänger Ulrich Mädge und seine Führungscrew hatte über einen städtebaulichen Vertrag ein Konzept ausgehandelt. Die Pressemitteilung aus dem Rathaus hielt im Dezember 2020 das Ergebnis fest: "Der Vertrag sieht vor, dass vor Ort eine Hausmeisterstelle sowie ein Mieterbüro vorzuhalten sind. Der Vertragspartner verpflichtet sich zu Instandsetzungsarbeiten an der Gebäudehülle (Loggien, Laubengänge, Fenster, Dach, Dämmung) sowie an Wohnungen, in Treppenhäusern und Kellergeschossen. Weiterhin sind Modernisierungen an technischen Anlagen wie Fahrstühlen und Heizungen geplant – mehr als die Hälfte der Wohnungen (60 Prozent) soll einschließlich Küchen und Bädern „grundhaft saniert werden“, heißt es von Eckpfeiler. Insgesamt sind Arbeiten in einem Volumen von 12 Mio. Euro veranschlagt, umzusetzen bis Ende 2024. Über Städtebaufördermittel, die zu je einem Drittel von Bund, Land und Kommune finanziert sind, wird die Hansestadt davon bis zu 1,7 Mio. Euro beisteuern."
Es wurde und wird deutlich teurer. 21,4 Millionen veranschlagt Bogner jetzt, der Zuschuss der öffentlichen Hand wuchs um 700 000 auf 2,4 Millionen Euro. Alle Beteiligten meinen, es lohnt sich. Die Hausnummer 32 mit 24 Wohnungen ist bereits fertig, in Haus 48 sollen die Handwerker im Sommer abrücken, von den 18 Wohnungen dort sind zwei Drittel barrierearm. Im 30 Meter hohen Turm der Nummer 30 sollen auf zwölf Geschossen 109 Einheiten saniert werden.
Bogner ist überzeugt, dass sich die Investition lohnt, mittel- und langfristig. Die Miete liege bei etwas über zehn Euro pro Quadratmeter. 30 Prozent des Bestand haben zudem eine Sozialbindung für zehn Jahre: Vier Jahre liegt die 7,50 Euro pro Quadratmeter, danach kann der Eigentümer um zwei Prozent per anno erhöhen. Bogner betonte, man wolle Mieter lange halten, deren Kosten sänken durch die energetische Sanierung.
Die große Frage an Claudia Kalisch und Bogner lag für Journalisten auf der Hand, nachdem die Oberbürgermeisterin im Rat kürzlich gesagt habe, man überlege, vom Konzern Vonovia in Kaltenmoor 700 Wohnungen zu übernehmen. Frau Kalisch sagte, gemeint habe sie, dass man über Modelle des Erwerbs nachdenke. Bogner fügte an, er rede nicht über ungelegte Eier. Es bleibt also vage.
Wenn man in einem einfachen Überschlag die Werte an der Wilhelm-Leuschner-Straße mal zweieinhalb nimmt -- statt 265 dann 700 Wohnungen --, käme man beim Kauf auf rund 42 Millionen Euro, wahrscheinlich etwas weniger, weil Preise sinken. Plus rund 50 Millionen für die Sanierung, eher mehr, weil die Preise steigen. Ein gewaltiger Batzen. Und das ist nicht alles: An der Leuschner-Straße stand ein großer Teil der Wohnungen leer, da kann man gut sanieren, ist das bei Vonovia auch so? Klingt nach einer großen Aufgabe.
Wunderbar ist übrigens die Aussicht auf Kaltenmoor und in Richtung Wendisch Evern. Sie ist in der Miete enthalten. Carlo Eggeling
Die Bilder geben einen Eindruck von den Arbeiten und davon wie es am Ende aussehen soll. OBin Claudia Kalisch, Wolfgang Bogner und Stadtbaurätin Heike Gundermann zogen ein Zwischenbilanz der Arbeiten.
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