Mit Schärpe und Königskette
von Christiane Bleumer am 11.08.2016Sie freuen sich auf das kommende Heideblütenfest in Amelinghausen: Der Heidekönig Chris I. und sein Adjutant Janek Janowski (rechts).
Am kommenden Wochenende beginnt das 67. Heideblütenfest am Lopausee in Amelinghausen. Eine Traditionsveranstaltung, die jedes Jahr tausende Besucher anzieht, die sich vor allem auf die Wahl der neuen Heidekönigin und den anschließenden Festumzug mit vielen liebevoll geschmückten Wagen am 21. August freuen. In diesem Jahr darf auch erstmals der im Frühjahr gewählte schwule Heidekönig offiziell dabei sein, quasi das männliche Gegenstück, der ebenfalls mit Schärpe und Kette seinen königlichen Status zeigt.
Schon seit dem Jahr 2000 wird der Heidekönig von den Homosexuellen und Bisexuellen in der Region gewählt. In diesem Jahr setzte sich der 24-jährige alte Student Christoph Jaworski gegen drei Konkurrenten durch. Chris I. folgt damit auf Dirk Ahrens, der das Amt sogar zwei Jahre lang bekleidet hat. Beiden gemeinsam ist, dass sie das Amt des Heidekönigs als Chance sehen, eher durch Charakter und eine gewisse Seriosität aufzufallen, als durch ein schrilles Outfit und die Erfüllung verschiedenster Klischees. „Ich will ein anderes Bild über den schwulen Mann vermitteln“, sagt Chris I., „nicht dieses übertriebene und schrille Auftreten, das häufig in den Medien gezeigt wird.“
Zu den Pflichten seines Amtes gehört es auch, auf den verschiedenen Veranstaltungen zum Christopher Street Day Präsenz zu zeigen, wie etwa kürzlich in Hamburg. „Da geht es natürlich etwas bunter und verrückter zu.“ Doch auch beim Schützenausmarsch in Hildesheim war Chris I. vor einiger Zeit mit seinem Adjutanten Janek Janowski dabei. „Das war eine eher konservative Veranstaltung“, erläutert der Student, der in dem einzig ‚schwulen’ Wagen zwischen Blaskapellen und Fahnenträgern gesessen habe. Gerade hier habe die schwule Gemeinschaft aber eine unerwartet große Akzeptanz gefunden, erinnert er sich. „Vor allem die älteren Menschen haben sich sehr tolerant gezeigt.“
Und nun also das Heideblütenfest und einige Wochen später der Festumzug bei den Lüneburger Sülfmeistertagen. Damit hat Dirk Ahrens schon im vergangenen Jahr positive Erfahrungen gesammelt. „Das Publikum am Straßenrand war sehr aufgeschlossen und hat uns begeistert zugejubelt“, erinnert er sich. In diesem Jahr soll der Auftritt etwas größer ausfallen, und mit Trecker und Anhänger freut man sich schon darauf, Präsenz zu zeigen und Bonbons zu werfen. Überhaupt sei Lüneburg eine Stadt mit sehr aufgeschlossenen Leuten, sagt Chris I. Er kann daher nur jedem raten, zu sich selbst und seiner sexuellen Orientierung zu stehen und ansonsten einfach das Menschsein in den Mittelpunkt zu rücken. „Man sollte nicht immer so auf den vermeintlich typischen Merkmalen weder von Schwulen noch von Heterosexuellen herumreiten“, findet er.
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