Mord in Bio-Qualität — das erste Buch Hans Seelenmeyers
von Carlo Eggeling am 07.04.2025Hans Seelenmeyer mordet auf dem Hühnerhof -- in Bio-Qualität
Lüneburger Gesichter (71) -- in lockerer Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor
Es läuft nicht gut auf dem Bio-Hof, besser, es läuft nicht gut für Bauer Manni Macksen. Die Gattin hat das Interesse an ihm verloren, da gibt es einen Raoul. Öko ist schön, macht aber viel Arbeit, die Hühner legen obendrein nicht mehr. Das Leben ist ziemlich belämmert. Manni führt ein Selbstgespräch -- die Hühner gehören in den Topf. Doch die können hören und reden -- nee, das ist kein Schicksal für sie. Ihr Anführer heißt Che, wie Che Guevara. Der Hahn wird zum Kämpfer, es gibt Tote. Nur Macksen ist nicht tot zu kriegen. Mützenfitz im Wendland lebensgefährlich. Ein Krimi, eine Fabel.
Über vierhundert Seiten nimmt Hans Seelenmeyer seine Leser mit in eine skurrile Welt. "Funky Chicken Blues" heißt das Stück, das er gibt. Hans ist Musikmanager, -verleger, und -veranstalter. Seit Ewigkeiten spielt er Schlagzeug, Bands wie Clark Kent und Achtung Baby waren Stationen. Aktuell trommelt er in drei Formationen. Er lebt seit fünf Jahren auf einem Hof in Lemgrabe. "Als ich meinen Hühnerstall gebaut habe, hieß der Funky Chicken Club", erzählt er bei einem Cappuccino. Klar, gab es Musik im Verschlag, funky eben. Liegt nahe, da der Ziegenstall ein Stück weiter eben auch Konzertsaal ist, klein und fein.
Lokal-Krimis sind angesagt. Küste, Heide, Wendland. Im Zweiten sieht man Ulrich Noethen als Fernsehkommissar ermitteln, dazu Bücher. Hans hat sein erstes Buch geschrieben. Er teilt aus. Testleser hatten Bedenken. Er blieb dabei, dass Großstädter, die in Gemeinschaft aufs Land ziehen gern und viel über den richtigen Ansatz reden, dass Bauern mehr als konservativ sein können. "Es ist nicht meine Meinung, sondern die der Charaktere", sagt der 63-Jährige. Figuren haben in Büchern ein eigenes Leben. Wichtig allerdings: „Ich halte nichts von Massentierhaltung.“
Er nennt Dörte Hansen mit der Mittagsstunde und Zur See als prägend, dazu die brüllend komische Geschichte von Karsten Dusse Achtsam morden. Natürlich hat er Szenen des Alltags verarbeitet, "aber am Ende ist es eine zusammen gesponnene Story". Vor allem eine, die die Perspektive verschiebt: Der angeschlagene Bio-Bauer entdeckt seine neue Kraft und Männlichkeit, in dem er die Leichen beseitigt, die das mörderische Federvieh hinterlässt. Macht Sinn. Oder doch nicht?
Schreiben ist Handwerk. Als Anleitung half im Doris Dörrie und ihre Anleitung: Kladde und Füller. "Aber irgendwann bin ich durcheinander gekommen. Wer ist wer? In welcher Zeit sind wir? Wann wird was geerntet?" PC und Excel-Tabelle. Dazu Testleser, die auf Logik achten.
"Statt Krimi hätte ich lieber Roman auf den Titel gehabt", sagt Hans. Doch der Verlag verdient sein Geld eben mit lokalem Mord und Totschlag. Dass er überhaupt einen Verlag gefunden hat, ist "wie ein Sechser im Lotto". Viele, die schreiben, müssen auf Selbstvermarktung setzen, weil kaum jemand, der mit Büchern Geld verdient, das Risiko des Flops eingehen will.
Nun also so. "Es ist keine Weltliteratur", sagt Autor beim letzten Schluck Cappuccino. Aber das mache nichts. Vielleicht gebe es weitere Bücher. Mal sehen. Gelernt habe er inzwischen viel. Als Musikmanager weiß Hans, Werbung zu schätzen. Die Landeszeitung unterstützt ihn, indem sie ein paar Dutzend Seiten als E-Paper ins Netz stellt. Am Donnerstag liest er um 19 Uhr bei Lüneburg an der Grapengießerstraße, Tickets an der Abendkasse.
Neben dem Schreiben die Musik. Hier ein Gig, da ein Gig. Dahlenburger Kulturwoche? Ist er dabei. Ach ja, ins Wendland geht es auch. Unbedingt bei einem Wendland-Krimi. Für die Kulturelle Landpartie sei er zu spät dran gewesen: „Ich fahre mit dem Rad zu Buswartehäuschen und lese da." Es muss eben Spaß machen. Carlo Eggeling
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