Lüneburg, am Montag den 19.05.2025

Nach viel Streit nun ein Mann des Ausgleichs

von Carlo Eggeling am 28.11.2023


Es brannte unter dem Dach der Feuerwehr Lüneburg, nun soll eine neue Führung löschen: Misstrauens- und Abwahlantrag gegen Stadtbrandmeister Thorsten Diesterhöft, nachdem er zum Jahreswechsel von seinem Amt zurücktritt, kassierten die Akteure ihren Antrag wieder. Dazu Knies und Knatsch, nach welchen Kriterien die rund 240 Ehrenamtlichen und die sich im Aufbau befindliche Hauptberufliche Wachbereitschaft, an deren Spitze die Stadt Diesterhöft gestellt hat, organisieren und zusammen agieren. Dann eine Klatsche für die Führung der Ortswehr Mitte, sie bekam einen Kandidaten als stellvertretenden Ortsbrandmeister nicht durch -- die Versammlung ein Fiasko auch für die Vertreter der Stadt, die mit Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch im Saal saß. Alle wirkten nach Meinung vieler Kameraden überfordert.

Nun ein Neuanfang: Ein neues Trio soll die Brandbekämpfer führen. Das haben die Ortsbrandmeister der vier Wehren Mitte, Oedeme, Rettmer und Häcklingen beschlossen. Am Mittwoch muss der Rat für diesen Vorschlag grünes Licht geben, doch das dürfte eine Formsache sein, da sich die Politik in der Vergangenheit nicht gegen das Votum der Feuerwehr gestellt hat. Damit dürften Rainer Utermöhlen als Stadtbrandmeister sowie Tobias Glor und Florian Vierroth als Stellvertreter an der Spitze stehen.

Utermöhlen, im Hauptjob Mitarbeiter bei der Post, ist ein freundlicher und beliebter Mann mit ausgleichendem Wesen. Das dürfte ihm ebenso zu Gute kommen wie seine lange Laufbahn in der Wehr. Seit 1986 ist er dabei, er kam ins Spritzenhaus, weil er keinen Wehrdienst ableisten wollte. Zig Einsätze hat er mitgemacht, er war Ortsbrandmeister in der Mitte, wechselte dann in das Amt des zweiten stellvertretenden Stadtbrandmeisters und arbeitete mit Diesterhöft zusammen. Auffällig: Während an Diesterhöft in der Krise die Flammen hochschlugen, züngelten sie an Utermöhlen kaum. Im Gegenteil. Intern ist zu hören, dass sich Utermöhlen um eine Lösung zwischen den beiden Lagern bemüht habe.

Der 54-Jährige weiß, dass er eine Großschadenslage übernimmt: "Es läuft nicht rund." Der Aufbau der Hauptberuflichen Wachbereitschaft gefällt nicht allen Ehrenamtlichen. Ihre Sorge: Sie spielen künftig eine untergeordnete Rolle. Zur Erklärung: Eine Truppe von festangestellten Feuerwehrleuten soll künftig rund um die Uhr einsatzbereit sein, um zu Feuern und Verkehrsunfällen auszurücken. Bisher kümmerten sich sogenannte Gerätwarte, die das Material der Brandbekämpfer in Ordnung halten, tagsüber um das Einsatzgeschehen, zogen im Zweifel Helfer nach. Die Gerätewarte sind das Fundament der Abteilung, neue Kollegen sollen dazukommen. Denn angesichts steigender Zahlen, bis zu 1000mal im Jahr ist die Wehr gefordert, stößt das alte System an Grenzen.

Utermöhlen sagt: "Wir müssen an der Alarm- und Ausrückeordnung arbeiten, nicht dass die Ehrenamtlichen nur noch kommen, um die Tore zu schließen." Das wolle er mit der Führungscrew im kommenden Jahr zum Thema machen. Der Umgang untereinander soll anders werden: "Wir müssen zusammenrücken und kameradschaftlicher werden." Das meint, auch gemeinsam etwas unternehmen.

Der Stadtbrandmeister in spe ist sich sicher, die meisten einbinden zu können, zum einen, weil er eben von den Chefs der Ortswehren das Vertrauen ausgesprochen bekam, zum anderen weil dort Wahlen anstehen, es dürften neue Köpfe kommen, auch sie werden den Blick nach vorne richten. "Ich weiß natürlich noch nicht, wer es wird", sagt Utermöhlen, obwohl intern Namen gehandelt werden, jedenfalls sei der "Umbruch eine Herausforderung und Chance". Gemeinsam können man Perspektiven erarbeiten.

Mit der Hauptberuflichen Wachbereitschaft ändert sich die Führungsstruktur. Im Alltag leitet Diesterhöft die Abteilung. Doch neben den Vertretern der Ortswehren sitzt nun Dennis Lauterschlag als Chef der Wachbereitschaft mit am Tisch, Mitarbeiter des Ordnungsamtes, aber kein aktiver Feuerwehrmann. Dessen Truppe, so erklärt es Utermöhlen, sei quasi wie eine Ortswehr vertreten. Was gut sei, um das Gebilde zu verzahnen.

Eine Diskussion gab es in den vergangenen Monaten darum, wer im Einsatz das Kommando führt. "Wie bisher der Brandmeister vom Dienst", sagt Utermöhlen. Das meint ein rollierendes System von ehrenamtlichen Einsatzleitern. Wenn es schwieriger werde, sei der Stadtbrandmeister der oberste Feuerwehrmann.

All das klingt nach Zuversicht, doch intern grummelt es weiter, das ergaben ein paar Gespräche. Und mancher ist auch nicht damit einverstanden, dass die Reibereien nach außen dringen, dass könne man doch intern klären. Das neue Trio hat eine Menge Nachlöscharbeiten vor sich, bis es endgültig heißt: "Feuer aus!" Carlo Eggeling

© Fotos: ca / Stadt Lüneburg


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