Neuer Job. Zum Glück für andere
von Carlo Eggeling am 30.12.2025Meine halbe Woche
Jahresabschlussbesprechung. Vorläufig
Neulich fiel mir das grandiose Mafia-Epos Der Pate von Mario Puzo und Francis Ford Coppola ein. Tolles Buch, Filme so wuchtig wie eine griechische Tragödie. Im zweiten Teil, nach ein paar Toten, zitiert Michael Corleone seinen Vater: "Halte deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher." Um sie dann verstummen zu lassen. So oder so. Heute ist die Theorie der Macht eher bäh bäh. Zumindest nach außen. Gewaltfreie Kommunikation. Konstruktiv. Lauter so`n Zeug.
Warum ich darauf komme? Wirklichkeit und Wiederholung. Im Lüneburger Stadtrat gehörte Eckhard Pols zu den Kritikern der Oberbürgermeisterin. Inzwischen bekleidet der Christdemokrat den Job des Wirtschaftslotsen, die Stelle hatte er selbst gefordert. Wozu es den braucht, ist vielen bis heute ein Rätsel, da im Rathaus genug Leute arbeiten und es zudem eine Wirtschaftsförderung gibt. Man hört nix mehr von "Ecki", weder politisch noch wirtschaftlich. Wahrscheinlich meint das geräuschlose Verwaltung. Natürlich ist bei der Stellenbesetzung alles mit rechten Dingen zugegangen, wie die Oberbürgermeisterin betonte. Was sonst? Die Chefin hat einen Dauer-Miesepeter mit angeblichem Konstruktivem betraut. Konstruktiv, oder?
Ähnliches Spiel in Amelinghausen. Mareike Witte, Christdemokratin und ehrenamtliche Bürgermeisterin, wechselt in leitender Funktion ins Rathaus. Ihr Mandat muss sie abgeben. Samtgemeindebürgermeister Christoph Palesch dürfte sich mehrfach freuen: eine kompetente Frau in seinem Team und wohl eine etwas entspanntere Kommunalwahl für den Sozialdemokraten im nächsten Jahr. Denn die profilierte mögliche Herausforderin dürfte kaum antreten.
Wie glücklich, dass Zufälle manchmal so glücklich sind.
Schließlich war's ebenso ein bisschen Zufall, dass Sozialdemokrat Hartmut Schmidt im Heidedorf zum Bürgermeister gewählt und gelost wurde. Die Opposition, die es gar nicht gibt im Kommunalen, war einer zu wenig. Der Grüne Detlev Schulz-Hendel hatte als Fraktionschef noch im Landtag zu tun. In seinem Kommentar fand ein schreibender Kollege das nicht so lieb, dass die einen die Schwäche der anderen nutzten. Wo sich doch alle an den Händen halten sollten; in Eintracht. Wer sich festhält, kann allerdings nicht zupacken. Aber wenn es doch keine Opposition gibt, lief eigentlich alles perfekt. Oder?
Auf die andere Seite des Landkreises. In der Samtgemeinde Scharnebeck tritt eine Parteilose gegen Laars Gerstenkorn an. Jutta Bauer, die bereits ehrenamtliche Bürgermeisterin in Brietlingen war, will das Rathaus übernehmen. Verwaltung kann die ehemalige SPD-Frau. Seit Jahrzehnten in Lüneburg im Job, war sie in der Verwaltung für Finanzen zuständig, arbeitet seit längerem in leitender Funktion im Bereich Soziales. Sie gilt als versiert und pragmatisch, dazu als offen und schnell im Kontakt mit anderen. Ob es wohl zu Konflikten kommen könnte zwischen Zweien, die denselben Stuhl wollen?
Die Frage, warum jemand die Lüneburger Verwaltung verlassen möchte, lassen wir mal weg. Denn die weist regelmäßig nach, dass es so gut wie keine Fluktuation bei ihr gebe.
Damit sind wir in der Metropole an der Ilmenau. Neulich saß eine fröhliche Runde bei einer der vielen Weihnachtsfeiern beieinander. Frank Soldan musste sich ein wenig gutmütigen Spott anhören. Der freundliche und ausgleichende FDP-Mann ist der erste, der sich bekannt hat, als OB-Kandidat gegen Amtshaberin Claudia Kalisch anzutreten. Mister Drei Prozent, weil doch die Liberalen in der politischen Landschaft inzwischen mit der Lupe gesucht werden müssten.
Man kann anders schauen. Da die anderen rumeiern und intensiv nach jemanden suchen, der sich für Rot oder Schwarz (auf)opfert, könnte Zahnarzt Soldan die richtige Wurzelbehandlung parat haben. Mit seiner ruhigen, besonnenen und selbst bei kritischen Themen freundlichen Art könnte er manchen Wähler von und für sich überzeugen. Vielleicht so gar noch SPD und CDU? Frau OB soll diesen Gedanken ebenfalls gehabt haben, erzählte man sich in der parteiübergreifend heiteren Gesellschaft. Ein paar lachten, nicht über Soldan.
Dabei war auch Heiko Meyer, der als Parteiloser beim vergangenen Mal Zweiter wurde und seine mögliche OB-Kandidatur seit Monaten im Vagen lässt, aber so auftrat, als ob sich das Karussell für ihn drehte: Als Letzter hereinkommen, eine Erscheinung, jedem die Hand schütteln, wie man es als Kandidat machen könnte. Fanden übrigens alle, die den ewigen Handels-Frontmann kennen. Heiko grinste dieses Heiko-Grinsen. Allein die Rolle macht ihm diebischen Spaß.
Die CDU, ebenfalls in der "Krone" am Tisch, konnte keinen Kandidaten benennen, die SPD war verhindert, präsentiert bislang niemanden, der sich nach vorne drängt. Die Grünen hatten in Sachen Kandidatur Wiedergängerin Claudi, die nicht da war, und gute Laune. Politik kann lustig sein. Wenn's nicht um Politik geht.
Jahreswechsel. Silvester. Da führen wir wieder die Grundsatzdiskussion, warum Feuerwerk doof ist angesichts dessen, dass sich danach nicht mehr unbedingt alle an der Hand halten können, dass die Tiere leiden, dass es so viel Elend gibt und Millionen Euro buchstäblich in die Luft gehen. Nun habe ich gelesen, dass Raketen-Verkäufer Böllerei als Teil abendländischer Kultur funkelnd knallig an den Himmel malen. Hui, ein Heuler. Jetzt geht es um kulturelle Identität. Da kann man schnell ins Schleudern kommen.
Wären Wunderkerzen und Ladykracher ein Kompromiss? Das alte Motto kirchlicher Organisationen Brot statt Böller hat selbstverständlich viel für sich. Bis auf den Einwand: Brot knallt nicht.
Irgendwas ist immer. Bleiben wir heiter. Trotz schwieriger Zeiten, wann waren sie das nicht? "Heute ist die gute alte Zeit von morgen", soll der Spötter Karl Valentin gesagt haben. Und: "Nieder mit dem Verstand – es lebe der Blödsinn." Prost, Carlo Eggeling
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.
_ubiMaster1.jpg)
_Banner_Winsen_und_Lueneburg_Aktuell_Hausverwaltung__.jpg)
_Banner_LA_345x5001.jpg)
_Mai23.jpg)
_wernieNovember2.jpg)